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# taz.de -- Mysteriöse Kämpfe im Kongo: Das M23-Phantom
> Die Rebellen, die einst den Osten der Demokratischen Republik Kongo in
> Atem hielten, sollen wieder da sein. Oder ist das alles ein
> Ablenkungsmanöver?
Bild: Am Zenit ihrer Macht: M23-Kämpfer patrouillieren in der Millionenstadt G…
Berlin taz | Sie sind wieder da! schreien Akteure von Zivilgesellschaft und
Armee im Osten der Demokratischen Republik Kongo. Seit fast einer Woche
geistern Panikmeldungen herum, wonach die mehrheitlich aus Tutsi-Kämpfern
bestehende [1][Rebellengruppe M23] (Bewegung des 23. März) wieder aktiv
sei. Sie habe sogar Teile des Bezirks Rutshuru in der Provinz Nord-Kivu
eingenommen.
Diese Nachrichten wecken im Ostkongo Erinnerungen an das Jahr 2012, als die
M23 nicht nur [2][Rutshuru], sondern sogar die Provinzhauptstadt [3][Goma]
eingenommen hatte und die Armee vor sich hertrieb. Es war eine der größten
militärischen Eroberungen von Rebellen in dieser Region seit dem Ende des
Kongokrieges 2003 gewesen. Erst 2013 wurde die M23 mit Hilfe einer
UN-Spezialbrigade geschlagen und [4][rettete sich über die Grenzen nach
Ruanda und Uganda]. Dort wurden die knapp 1200 M23-Kämpfer entwaffnet und
in Lagern einquartiert, wo sie zum Teil bis heute hausen.
Jetzt bestätigte der kongolesische Armeesprecher Major Njike Kaiko
Guillaume Kämpfe im Bezirk Rutshuru unweit der ugandischen Grenze. Es seien
drei Soldaten getötet und einer verwundet worden. Von wem, wollte er
zunächst nicht sagen.
„Es ist wahr, dass die Armee vorgestern Zusammenstöße mit Angreifern in
Bikenge hatte“, erklärte er am Montag. „Noch heute hatten wir am Fuße des
Berges Sabinyo Zusammenstöße mit bewaffneten Männern, denen wir jedoch
nicht sofort eine Identität geben wollen, bevor unsere Geheimdienste ihre
Arbeit erledigen.“
## Versteckt in den Bambuswäldern
Der Verdacht auf die M23 liegt nahe. Denn M23-Militärführer [5][Sultani
Makenga] hat sich Anfang 2017 mit knapp 100 seiner Kämpfer aus Uganda
davongemacht und sich in den Bambuswäldern an der Flanke des erloschenen
Sabinyo-Vulkans im Dreiländereck eingenistet. Dort wartet er seitdem auf
„den richtigen Moment“, wie er der taz mehrfach kommuniziert hat.
Fotos, die die taz jüngst gesehen hat, zeugen davon, dass die Kämpfer sich
Bambushütten errichtet hatten und gut versorgt wirken. Der sonst so dürre
Makenga sieht wohlgenährt und gut gelaunt aus. Offiziell will er keine
Interviews geben, doch vor wenigen Tagen ließ er ausrichten: Er sei
entspannt und amüsiert über die Gerüchte, die die Kongolesen nun
verbreiten.
M23-Präsident Bertrand Bisimwa verneint aus Ugandas Hauptstadt Kampala
heraus jegliche Kämpfe. „Wir verurteilen die Manipulation in Rutshuru durch
einige Soldaten der nationalen Armee, die Panik auslösen, indem sie den
Fall der Stadt Rutshuru unter der Kontrolle von M23 in dieser Nacht
ankündigen,“ so seine Erklärung. „Was gestern in Rutshuru passiert ist, i…
die Folge der Angst in sozialen Netzwerken, die die Armee dazu veranlasste,
Warmschüsse durchzuführen, um ihre Anwesenheit zu markieren und einen
möglichen Feind abzuschrecken.“
Der „mögliche Feind“ ist laut M23 die ruandische Hutu-Miliz [6][FDLR]
(Demokratische Kräfte zur Befreiung Ruandas). Deren Logistikeinheit, für
den Handel mit Uganda zuständig, habe sich zwischen Bikenge und der Grenze
verschanzt und auch mit den Armeesoldaten Geschäfte gemacht. Dabei sei es
zum Streit gekommen – und zum Feuergefecht. Die Schuld nun der M23
zuzuschieben, sei ein „Ablenkungsmanöver“, um die Kollaboration zwischen
Kongos Armee und FDLR zu vertuschen.
28 Jul 2020
## LINKS
[1] /Konflikt-im-Ostkongo/!5086945/
[2] /!5089439/
[3] /!5079020/
[4] /!5055446/
[5] /M23-Chef-Sultani-Makenga/!5056044/
[6] /Ruandischer-Rebellenfuehrer-im-Kongo/!5624638/
## AUTOREN
Simone Schlindwein
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