# taz.de -- Mehrfacher Mord im Kongo: Soldat tötet 14 Menschen | |
> Proteste im Osten der Demokratischen Republik Kongo: Ein betrunkener | |
> Soldat aus einer Elitebrigade hat in einer Kleinstadt ein Massaker | |
> angerichtet. | |
Bild: Die Bevölkerung von Sange trauert um die aufgebahrten Toten, 31. Juli | |
Berlin taz | Die „Schnellen Reaktionsbrigaden“ der kongolesischen Armee | |
sind als Elitetruppe gedacht: im Kampf gegen Rebellen und Milizen sollen | |
diese Spezialtruppen mit ihrer überlegenen Ausbildung und Ausrüstung | |
klare Verhältnisse schaffen. | |
Klare Verhältnisse schuf ein Soldat der 12. Schnellen Reaktionsbrigade im | |
ostkongolesischen Ort Sange am Donnerstagabend, als er gegen 22 Uhr auf dem | |
Rückweg zu seiner Kaserne nach reichlich Alkoholkonsum auf die Idee kam, | |
mit dem Handy eines Passanten telefonieren zu wollen. | |
Als der sich weigerte, tat der Soldat mit seiner Dienstwaffe, was er | |
gelernt hatte: er reagierte schnell. Am Ende waren sechs Frauen und fünf | |
Männer tot, dazu ein zweijähriges Mädchen. Neun weitere Menschen wurden | |
teils schwer verletzt, zwei davon sind mittlerweile gestorben. | |
Sange ist ein kleiner Ort in den Bergen der ostkongolesischen Provinz | |
Südkivu, an der Hauptstraße zwischen der Provinzhauptstadt [1][Bukavu] und | |
der Stadt [2][Uvira] an der Grenze zu Burundi. | |
Traurige Berühmtheit erlangte Sange zuletzt 2010, als ein Tanklastwagen bei | |
einem riskanten Überholmanöver umkippte – direkt vor einer Bar, in der | |
gerade Viertelfinalspiele der Fußball-WM liefen. Der Tanklastwagen | |
explodierte, [3][rund 230 Menschen starben]. Jetzt ist die Empörung | |
mindestens genauso groß wie vor zehn Jahren. | |
## Die Toten dienen als Straßensperre | |
Bewaffnete Konflikte, bei denen Teile der Armee mitmischen, werden [4][in | |
Südkivu] immer blutiger. Erst vor zwei Wochen beklagten Aktivisten ein | |
Massaker an mindestens 200 Menschen. | |
Die 12. Schnelle Reaktionsbrigade soll eigentlich mehr Sicherheit schaffen. | |
Ihr Kommandeur, General Dieudonné Muhima, mischt allerdings seit vielen | |
Jahren selbst in Ostkongos Konflikten mit, und wo er stationiert ist, nimmt | |
Gewalt zu. | |
Am Freitag sperrte die wütende Bevölkerung von Sange die Hauptstraße ab. | |
Zur Absperrung nutzte sie die in Tücher eingehüllten Toten. | |
## Forderungen an die Regierung | |
In einem Memorandum an die Provinzregierung forderte sie den Abzug des in | |
Sange stationierten 2. Bataillons der 12. Schnellen Reaktionsbrigade – in | |
Berichten auch 122. Bataillon genannt – sowie die Auflösung des lokalen | |
„Sicherheitskomitees“, in dem die Armee den Behörden sagt, was sie machen | |
sollen. | |
Die Provinzregierung sagte Ja, aber ob sie das auch umsetzen kann, bleibt | |
offen. Immerhin hat sich Kongos Regierung sowie Präsident Félix Tshisekedi | |
über das Massaker empört. | |
Nachdem der Staat auch die Beerdigungskosten für die 14 Toten übernahm, | |
hoben die Anwohner in Sange die Straßenblockade auf. | |
Und der Killersoldat? Bleibt samt seiner Waffe flüchtig. | |
3 Aug 2020 | |
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## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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