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# taz.de -- Armeewillkür im Kongo: An der Straßensperre erschossen
> In einem Dorf in der Demokratischen Republik Kongo erschießt ein Soldat
> eine Schülerin an einer Straßensperre. Der Vorfall sorgt für Empörung.
Bild: Bewohner des Dorfes, in dem die Schülerin erschossen wurde, versammeln s…
Berlin taz | Utukufu starb im Alter von 16 Jahren. Die kongolesische
Achtklässlerin trat am vergangenen Freitag gerade ihren Heimweg von der
Schule an, als ein Soldat sie erschoss. Sie habe an einer Straßensperre der
Armee 20 Meter vom Schulgebäude entfernt die 500 kongolesischen Franc (0,20
Euro) nicht zahlen können, die dort fällig waren, heißt es in [1][Berichten
lokaler Medien]. Nun ist die Aufregung in Loashi in der Provinz Nordkivu im
Osten der Demokratischen Republik Kongo groß.
Noch am Freitagnachmittag marschierten Utukufus wütende Klassenkameraden
mit ihrer Leiche in die fünf Kilometer entfernte Distrikthauptstadt Masisi,
um die Tote vor dem Verwaltungsgebäude abzulegen und Rechenschaft
einzufordern. Bei Auseinandersetzungen mit der Polizei wurden vier
Demonstranten verletzt, berichten lokale Medien.
Die Militärverwaltung von Masisi – in Nordkivu herrscht seit Mai
Kriegsrecht und die zivilen Behörden sind aufgelöst – verurteilte den
Todesschuss zunächst als „Sabotage“ der laufenden „Befriedung“ der Reg…
„Der Täter ist bereits in Haft.“ Später behauptete die Armee aber, man ha…
schießen müssen, um zu verhindern, dass feindliche Milizen einen Bus kapern
und mit ihm die Barriere durchbrechen.
Während die Schüler in Masisi demonstrierten, war in Kongos ferner
Hauptstadt Kinshasa der Regierungssprecher dabei, sich förmlich im
Fernsehen für einen nicht minder empörenden Vorfall zu entschuldigen. Am
24. Juli hatte die Polizei an der Universität von Kinshasa [2][den
Studenten Honoré Shama erschossen], weil der bei einer Videoaufzeichnung im
Rahmen eines Theaterseminars keine Maske trug.
## Es wütet die dritte Coronawelle
Mit Olivenzweigen wollten seine Kommilitonen zwei Tage später
demonstrieren; schwerbewaffnete Antiaufstandspolizei riegelte das
Universitätsgelände ab und löste den Protest auf. Die Studenten riefen
daraufhin zu einem Maskenboykott auf und versuchten, Passanten die
Corona-Schutzmasken vom Gesicht zu reißen.
In der Demokratischen Republik Kongo wütet die [3][dritte Coronawelle], es
herrscht Maskenpflicht. Wer ohne Mund-und-Nasenschutz herumläuft, riskiert
eine Geldstrafe von 10.000 kongolesischen Franc (4 Euro) – eine
einträgliche Einnahmequelle für Polizisten oder Soldaten, die keine
Quittung ausstellen und das Geld selbst behalten.
An Straßensperren Wegzoll zu verlangen ist im Kongo [4][ein altvertrautes
Phänomen]. Im kriegsgeschüttelten Osten tun das sowohl Armeeangehörige als
auch bewaffnete Gruppen. Eigentlich soll die Armee im Namen des
Kriegsrechts jetzt durchgreifen, doch manche Soldaten nutzen ihre neuen
Vollmachten zum eigenen Vorteil. In diesen Tagen wird das Kriegsrecht zum
fünften Mal verlängert.
1 Aug 2021
## LINKS
[1] https://www.radiookapi.net/2021/07/31/actualite/societe/masisi-un-eleve-tue…
[2] https://24h.cd/2021/07/25/unikin-pour-navoir-pas-porte-son-masque-anti-covi…
[3] https://www.afro.who.int/fr/news/face-une-troisieme-vague-de-lepidemie-de-c…
[4] https://reliefweb.int/report/democratic-republic-congo/everything-moves-wil…
## AUTOREN
Dominic Johnson
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