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# taz.de -- Klimaaktivismus und Gewerkschaft: Fridays mobilisieren für Verdi
> Die Gewerkschaft kämpft für bessere Arbeitsbedingungen im ÖPNV. Fridays
> for Future will mit dem Bündnis Klimaschutz und soziale Fragen
> verknüpfen.
Bild: Sind auch gegen SUVs am Start: Fridays for Future hat Bock auf eine Verke…
Berlin taz | Die Gewerkschaft Verdi startet ihre wegen der Coronakrise
gestoppte [1][Tarifkampagne für bessere Arbeitsbedingungen] im öffentlichen
Nahverkehr neu – und wird dabei von Fridays for Future unterstützt. „Wir
werben in dieser Tarifrunde auch für eine Verkehrswende und mehr
Klimaschutz“, sagte Verdi-Vizechefin Christine Behle. Nach Auffassung der
AktivistInnen von Fridays for Future geht es bei der Tarifrunde um die
Verknüpfung von Klimaschutz und sozialen Fragen. „Ein guter Tarifvertrag
wäre ein guter Startschuss in die Verkehrswende“, sagte Lara Zschiesche von
Fridays for Future.
Verdi hat zum 30. Juni alle Tarifverträge im öffentlichen
Personennahverkehr (ÖPNV) gekündigt. Damit sind nun erstmals bundesweite
Streiks im ÖPNV möglich. In der Branche herrscht großes Tarifwirrwar.
Einkommen, Urlaubstage und Zuschläge sind je nach Region höchst
unterschiedlich. Die Zahl der Urlaubstage schwankt zwischen 26 und 30 Tagen
bei einer Vollzeitstelle, die Einstiegsgehälter liegen bis zu 800 Euro im
Monat auseinander.
Seit fünf Jahren plant Verdi die bundesweite Angleichung – und hat bis
jetzt gebraucht, um die Verhandlungen zu synchronisieren. Insgesamt geht es
um 130 kommunale Unternehmen mit 87.000 Beschäftigten, die – vor der
Coronakrise – täglich 13 Millionen Fahrgäste transportierten. Nicht
betroffen sind die privaten Unternehmen. Wegen der Pandemie wurden die im
Frühjahr begonnenen Tarifverhandlungen unterbrochen. Jetzt sollen sie nach
den Vorstellungen von Verdi weitergehen.
Neben den regionalen Abschlüssen soll erstmals auf Bundesebene ein
Tarifvertrag abgeschlossen werden. Verdi fordert unter anderem einheitlich
30 Urlaubstage, einen schnellen Überstundenausgleich und die Einführung von
Schichtzulagen für alle Bus- und BahnfahrerInnen. Verhandlungspartner ist
die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeber (VKA). Wie die VKA zu den
Forderungen steht, ist unklar. Eine Anfrage der taz blieb bis
Redaktionsschluss unbeantwortet.
„Seit 20 Jahren gibt es einen restriktiven Sparkurs im ÖPNV“, kritisierte
Verdi-Vizechefin Behle. Zwischen 2000 und 2016 sei ein Viertel der
Personalkosten gekürzt worden. Die Folge seien eine hohe
[2][Arbeitsverdichtung und schlechte Arbeitsbedingungen].
Manche Bus- und BahnfahrerInnen könnten während ihrer Schicht nicht einmal
auf die Toilette gehen. Dabei ist der Personalbedarf schon heute hoch und
steigt weiter. Nach Angaben des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen
(VDV) werden bis 2030 rund 74.000 Beschäftigte des ÖPNV in Rente gehen. Der
VDV ist nicht Tarifpartner, das sind die kommunalen Arbeitgeberverbände.
Die Forderungen von Verdi will der Verband nicht kommentieren.
## ÖPNV ist generell unterfinanziert
Die Gewerkschaft hat ihre Forderungen vor der Coronakrise aufgestellt und
nicht verändert. Die Verkehrsunternehmen müssen durch die Pandemie
erhebliche Einnahmeverluste schultern. Doch die vom Bund und den Ländern
zur Verfügung gestellten [3][Hilfen von rund 5 Milliarden Euro] werden das
ausgleichen, ist Behle überzeugt. Allerdings sei der ÖPNV generell
unterfinanziert – auf Kosten der ArbeitnehmerInnen. „Der Druck bei den
Beschäftigten ist enorm“, sagte sie.
Fridays for Future startet bereits an diesem Freitag mit ersten
Solidaritätskundgebungen. In zehn Städten finden Aktionen statt, etwa in
Berlin, Bochum und Hannover. Außerdem haben sich an 30 Orten lokale
Verkehrsbündnisse gebildet, in denen AktivistInnen und ÖPNV-Beschäftigte
zusammenarbeiten. Die AktivistInnen planen unter anderem,
Tarifverhandlungen oder eventuelle Streiks mit Demonstrationen oder
Straßenblockaden zu unterstützen.
22 Jul 2020
## LINKS
[1] /Verdi-und-Fridays-for-Future-fuer-OePNV/!5667797
[2] /Personalmangel-im-Nahverkehr/!5600128
[3] /Coronahilfen-von-Bund-und-Laendern/!5690096
## AUTOREN
Anja Krüger
## TAGS
Schwerpunkt Fridays For Future
Verdi
ÖPNV
Öffentlicher Nahverkehr
Freie Universität Berlin
Verkehrswende
Streik
Verdi
IG
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