# taz.de -- Bündnis von FFF, Verdi und Paritätischem: „Wir wollen zusammenk… | |
> Die Frage, ob die Rettung der Lufthansa gut ist, entzweit Gewerkschaften, | |
> Sozialvereine und Klimaaktivist*innen. Sie raufen sich trotzdem zusammen. | |
Bild: Die Forderung nach einem ökosozialen Konjunkturpaket teilen alle Organis… | |
BERLIN taz | Es waren große Worte, mit denen Luisa Neubauer das neue | |
Bündnis vorstellte: Ein „historischer Moment“ sei der gemeinsame Auftritt | |
der Gewerkschaft Verdi und des Paritätischen Gesamtverbands mit der | |
Klimabewegung Fridays for Future, sagte Neubauer, die das bekannteste | |
deutsche Gesicht von FFF ist, vor der Bundespressekonferenz. | |
Das mag etwas übertrieben sein – [1][gemeinsame Appelle von Umweltgruppen, | |
Sozialverbänden und Gewerkschaften] gab es schon häufiger. Doch schaden | |
konnte es sicher nicht, wenige Stunden vor dem Koalitionsgipfel zum | |
Corona-Konjunkturpaket daran zu erinnern, dass sich soziale und ökologische | |
Forderungen nicht ausschließen, sondern vielmehr bedingen. | |
In dieser zentralen Botschaft zeigten sich die Beteiligten einig: „Es wird | |
nicht selten der Versuch unternommen, Klimapolitik gegen Sozialpolitik | |
auszuspielen“, sagte Paritätische-Geschäftsführer Ulrich Schneider. „Die… | |
durchsichtigen Versuchen wollen wir uns entgegenstellen.“ Dafür brauche es | |
ein sozialökologisches Investitionsprogramm. | |
Auch für FFF-Aktivistin Neubauer ist der Zusammenhang klar: „Klimaschutz | |
kommt allen zugute, kein Klimaschutz trifft die Schwächsten am härtesten“, | |
sagte sie. „Damit ist der Ruf nach Klimagerechtigkeit unweigerlich der Ruf | |
nach sozialer Gerechtigkeit.“ Neubauer forderte, dass alle Hilfsprogramme | |
mit dem Pariser Klimaziel im Einklang stehen müssen. Für die | |
Dienstleistungsgewerkschaft Verdi forderte Mira Ball, die | |
Bundesfachgruppenleiterin Busse und Bahnen, ein umfangreiches | |
Investitionsprogramm in den öffentlichen Verkehr, „um sozialen Zusammenhalt | |
und Klimaschutz zu sichern“. Bekräftigt wurden diese Forderungen | |
anschließend bei einer Kundgebung am Brandenburger Tor, an der sich etwa | |
100 Menschen beteiligten, mit Abstand und Masken. | |
## Streitfall Lufthansa | |
Ein gemeinsames Papier legten die beteiligten Organisationen am Dienstag | |
allerdings nicht vor. Das dürfte daran liegen, dass man zwar beim | |
generellen Ziel einer Meinung ist, bei konkreten Fragen aber teilweise | |
gegensätzliche Forderungen vertritt. [2][Das Rettungspaket für die | |
Lufthansa etwa, das Neubauer am Dienstag scharf kritisierte, weil es keine | |
Klimaauflagen enthält, hatte Verdi zuvor ausdrücklich begrüßt.] | |
Eine Abwrackprämie, die auch den Kauf neuer Autos mit Verbrennungsmotor | |
fördern würde, lehnten sowohl Neubauer als auch Schneider entschieden ab. | |
Verdi-Vertreterin Ball erklärte Die Forderung nach einem öko-sozialen | |
Konjunkturpaket teilen alle Organisationendagegen, eine solche Prämie habe | |
für ihre Gewerkschaft keine Priorität, sei aber auch „nicht absolut | |
unmöglich“. Die Schwestergewerkschaft IG Metall, die für die Autobranche | |
zuständig ist, fordert ausdrücklich Subventionen auch für Verbrenner. | |
Von solchen Differenzen im Detail wollen sich die Beteiligten aber nicht | |
abschrecken lassen. „Wir haben den Willen, dass wir über diese | |
Schwierigkeiten hinweg zusammenkommen“, sagte Neubauer. Fridays for Future | |
habe Verständnis für die Belange von Arbeitnehmenden – aber diese dürften | |
nicht zulasten des Klimas gehen. „Wir erwarten da Kreativität.“ Auch | |
Schneider äußerte die Hoffnung, dass es mittelfristig gelinge, die | |
Differenzen auszuräumen. „Wenn uns das gelingt, dann würde ich Frau | |
Neubauer recht geben: Dann haben wir wirklich einen historischen Tag“, | |
sagte er. Und ergänzte: „Wenn uns das nicht gelingt, haben wir eine | |
Eintagsfliege.“ | |
2 Jun 2020 | |
## LINKS | |
[1] /Verdi-und-Fridays-for-Future-fuer-OePNV/!5667797 | |
[2] /Kritik-an-der-Lufthansarettung/!5688766 | |
## AUTOREN | |
Malte Kreutzfeldt | |
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