# taz.de -- Zukunft für Bremer Hachéz-Gelände: Die Schoko-Utopie | |
> Wohnen, Kultur, Gemeinschaft: „Schokotopia“ hat Pläne fürs | |
> Hachéz-Gelände. Ob die Stadt Bremen das Grundstück kauft, ist trotz | |
> Vorkaufsrecht unklar. | |
Bild: Im Schokoladenquartier gibt's viel zu tun | |
BREMEN taz | Schokolade wird auf dem Hachéz-Gelände in der Neustadt längst | |
nicht mehr produziert. Noch ist das Grundstück aber in Besitz des | |
Unternehmens. Doch die Initiative „Schokotopia“ hat Pläne für die Zeit, | |
wenn sich das mal ändert. Sie hat sich Anfang 2019 gegründet, um die | |
Entwicklung des Geländes mitzugestalten. | |
„Viele aktuelle Bauprojekte sind auf gewinnbringende Eigenheime | |
ausgerichtet“, sagt Mitgründerin Marika Steinke. „Uns fehlen [1][andere | |
Formen von Wohnen]: bezahlbare Mietwohnungen, genossenschaftliches Wohnen, | |
Mietshäuser-Syndikate.“ | |
Daneben wünschen sich Steinke und ihr Mitstreiter Borian Schuhl bezahlbaren | |
Raum für kulturelle und soziale Initiativen und Gruppen. „Es fehlen Räume�… | |
sagt Steinke. Ihr Chor singt zurzeit in einer Kirche, obwohl er kein | |
Kirchenchor ist – vorher belegt den Raum eine Schwertkampfgruppe, danach | |
gibt’s Yoga. Ein Stadtteilzentrum, das gemeinschaftlich organisiert ist, | |
soll her. Teilhabe ist Steinke dabei wichtig, um zu erfahren: „Ich kann | |
Sachen auf die Beine stellen und bin nicht nur als Konsumentin wichtig.“ | |
Die Stadt führe derzeit „intensive Gespräche“ mit Hachéz, sagt Jens | |
Tittmann, Sprecher der Stadtentwicklungssenatorin Maike Schaefer (Grüne). | |
Es geht um die Bausubstanz und Voraussetzungen für eine Weiternutzung. „Ein | |
Verkauf ist aber bisher nicht vollzogen.“ | |
## Erbpacht für Nutzer*innenverein? | |
In der Schoko-Utopie sähe der ideale Ablauf so aus: Die Stadt kauft das | |
Gelände und übergibt es in Erbpacht einer Gruppe, die den Raum gestalten | |
will. Nach dem Vorbild des Mietshäuser-Syndikats könnte ein Verein für das | |
gesamte Gelände gegründet werden, sagt Schuhl. Und für die einzelnen Häuser | |
eigene Vereine, die mit den Nutzer*innen Einfluss auf die Entwicklung des | |
großen Ganzen nehmen. | |
Auch im Neustädter Beirats-Ausschuss für ökologische Stadtentwicklung wurde | |
Anfang des Jahres offen über die Nutzung des Geländes diskutiert. „Es war | |
schön, viele Leute in einem Raum zu haben und die Bedürfnisse auszuloten“, | |
sagt Bithja Menzel (Grüne), stellvertretende Ausschussvorsitzende. | |
Der Beirat hat der Stadt nun Ende Juni einen [2][Beschluss mit seinen | |
Vorstellungen für das Grundstück] vorgelegt. „Wir wollten frühzeitig klar | |
machen, was für den Stadtteil gut wäre“, so Menzel. Genossenschaftliches | |
Wohnen, Räume für Kultur und Soziales, ein neues Stadt- und Ortsteilzentrum | |
– viele Ideen stimmen mit denen der Schokotopia-Initiative überein. | |
Das Hachéz-Gelände sei das „perfekte Beispiel“, um zu zeigen, dass die | |
Stadt Land erwerben und nach Erbbaurecht vergeben kann, sagt Steinke. | |
Letzteres steht sogar im Koalitionsvertrag. „Das bezieht sich auf Flächen, | |
die schon im Besitz der Stadt sind und von denen in der Vergangenheit oft | |
welche verkauft wurden“, sagt Ralf Schumann, baupolitischer Sprecher der | |
Linksfraktion. Wenn die Stadt tatsächlich kauft, treffe dieses Ziel | |
natürlich auch auf das Hachéz-Gelände zu. Ob ein Kauf jedoch sinnvoll sei, | |
hänge von den möglichen Investoren ab. | |
## Stadt hat Vorkaufsrecht | |
Nachdem vor einem Jahr [3][Gerüchte kursierten, Hachéz verhandele mit einem | |
anderen Investor], hatte sich die Stadt im September das [4][Vorkaufsrecht | |
gesichert]. Das heißt: Wenn sich Hachéz mit einem Investor auf einen | |
Kaufpreis einigt, muss das Unternehmen der Stadt das Grundstück zuvor zum | |
gleichen Preis anbieten, erklärt Tittmann. Bloß „im städtischen Haushalt | |
ist so wenig Geld“, gibt Steinke zu bedenken, da könne man nicht sicher | |
sein, „dass das Vorkaufsrecht gezogen wird.“ | |
Das Ressort sieht sich inhaltlich mit Schokotopia auf einer Wellenlänge: | |
„In der Neustadt hat sich in den vergangenen Jahren ein innovatives Milieu | |
herausgebildet, getragen durch junge Gründer, Wirtschaft, Wissenschaft und | |
die Kultur- und Kreativszene“, sagt Senatorin Schaefer. Eine „für die | |
Neustadt typische“ Nutzung des Geländes sei denkbar, inklusive Wohnraum. | |
Schuhl und Steinke kennen diese Aussagen, fühlen sich aber derzeit von den | |
Verhandlungen zwischen Unternehmen und Senat ausgeschlossen. „Niemand weiß, | |
welche Gebäudeteile überhaupt erhalten werden können und welche nicht“, | |
sagt Steinke. Oder wo Wände und Decken verlaufen, Barrierefreiheit | |
hergestellt werden müsste. | |
## Auch über den Bebauungsplan kann die Stadt Einfluss nehmen | |
Auch die Hochschule hat Wünsche bezüglich einer Nachnutzung des Geländes – | |
welche genau, ist unklar. Keine Vertretung war beim Ausschuss-Abend im | |
Februar dabei; Projektleiterin und Rektorin Karin Luckey ist erst im August | |
wieder erreichbar. | |
Neben dem Kauf sei ein anderer Weg, Einfluss auf die Zukunft des Geländes | |
zu nehmen, der neue Bebauungsplan, so Tittmann. In diesen seien Bedingungen | |
für die Nutzung des Geländes einzuarbeiten. Ein künftiger Investor müsste | |
sich an die Vorgaben halten. | |
Auch Stiftungen können Investoren sein. So wie die [5][Bremer | |
Heimstiftung], die in Osterholz die Fläche für das gerade [6][entstehende | |
Quartier „Ellener Hof“] ebenfalls per Erbbaurecht vergeben hat. So einen zu | |
finden, der hinter den Ideen steht, wäre durchaus im Sinne von Schokotopia. | |
23 Jul 2020 | |
## LINKS | |
[1] /Vorbild-Berlin/!5593072 | |
[2] https://www.ortsamt-woltmershausen.bremen.de/sixcms/media.php/13/200618_B-P… | |
[3] /Grundstuecke-in-Top-Lage/!5605382 | |
[4] https://www.senatspressestelle.bremen.de/detail.php?gsid=bremen146.c.324366… | |
[5] https://www.bremer-heimstiftung.de/ | |
[6] http://blog.ellenerhof.de/ | |
## AUTOREN | |
Alina Götz | |
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