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# taz.de -- Grundstücke in Top-Lage: Bremer Ausverkauf
> Ein weiteres Bremer Top-Grundstück geht wohl an einen Privatinvestor. Die
> Stadt wollte es auch haben, kann aber ohne Vorkaufsrecht nicht
> konkurrieren.
Bild: Bremen wird weniger süß: Die Schoko-Produktion zieht um
Bremen taz | Tschüss, Schokoladenfabrik! Dass Hachez seine Produktion aus
Bremen nach Polen verlegt, steht schon länger fest. Doch nun heißt es
wahrscheinlich auch: Tschüss, ihr Ideen von Räumen für Bands und Künstler,
politische Initiativen und bezahlbaren Wohnraum mitten in der Bremer
Neustadt.
Was für 150 Mitarbeiter des Unternehmens eine Krise bedeutet, schien für
einige in Bremens Subkultur auch eine Chance auf Stadtentwicklung zu
bergen. Seit Anfang des Jahres macht das Bündnis „Schokotopia“ Pläne für
das Gelände. „Wir wollten frühzeitig eingreifen, damit nicht wieder ein
tolles Gelände an einen kapitalstarken Investor geht“, sagt Jan Bönkost vom
Bündnis. So wie es aussieht, war allerdings auch dieses Mal jemand früher –
oder kapitalstärker – als die öffentliche Hand.
Schokotopia bekam den Tipp aus den Reihen der Hachez-Belegschaft, doch auch
aus mehreren anderen gut informierten Kreisen lässt sich hören: Hachez
verkauft das Grundstück an die Zech Group, zumindest sind die Verhandlungen
zwischen diesen beiden offenbar weit gediehen.
Der Bremer Investor Zech hat in den vergangenen Jahren fast alles gekauft,
was Bremen an zentralen Sahnestücken zur Verfügung hatte. Neben dem
Europahafen im neuen, teuren Stadtviertel Überseestadt gehört dazu gefühlt
die halbe Innenstadt. Das 7.000 Quadratmeter große Schokoladen-Grundstück
in der Neustadt passt gut ins Portfolio.
Ein spontaner Versuch des Stadtteilparlaments, die Stadt zur Wahrnehmung
ihres Vorkaufsrechts zu drängen, muss erfolglos bleiben: Bremen hat für das
Quartier kein Vorkaufsrecht.
Tatsächlich hätte auch die Stadt selbst das Grundstück in Premiumlage gern
gekauft, sagt Jens Tittmann, Sprecher des Bausenators. Auch ohne
Vorkaufsrecht habe sich die städtische Immobilienverwaltung mit dem
Unternehmen bereits vor einiger Zeit zusammengesetzt. Die Gespräche wurden
allerdings nach kurzer Zeit abgebrochen. Ohne Vorkaufsrecht hatte Bremen
keinen Einfluss darauf, einen marktgerechten Preis angeboten zu bekommen.
In der Behörde will man sich trotzdem freuen: „Es wäre doch gut, dass es
hier einen Investor gebe, der etwas entwickeln will“, so Tittmann.“ Und der
Sprecher der SPD-Fraktion, Matthias Koch, ergänzt: „Bei der Größe des
Geländes wäre ein potenter Investor doch gar nicht verkehrt.“
Vielleicht ist die anschließende, teure Investition in die Entwicklung
eines Grundstückes ein Grund, warum die Stadt ihr Vorkaufsrecht bisher
selten wahrgenommen hat, auch wenn sie eines hatte. „Bisher war das vor
allem bei Infrastrukturprojekten wie der Verlängerung einer Straßenbahn der
Fall“, sagt Tittmann. Erst vor Kurzem ließ sich Bremen 3,5 Hektar Fläche
auf dem ehemaligen Kellog’s-Gelände entgehen.
Statt dessen verkaufte die Stadt eigene Grundstücke immer wieder an private
Investoren, auch um Geld für die Verwaltung frei zu machen. In der
Überseestadt ist auf diese Art ein ganzer Stadtteil entstanden, ohne dass
sich Bremen entsprechende Mitspracherechte zur Gestaltung gesichert hätte.
Doch der Wind dreht sich: Die Stadt will zukünftig mehr Einfluss auf die
Stadtentwicklung üben. Im Mai hat die Bürgerschaft ein Gesetz
verabschiedet, mit dem sich die Stadt ein Vorkaufsrecht für einen großen
vernachlässigten Wohnblock in Bremen-Nord sichert.
Der Koalitionsvertrag verspricht, der neue Senat werde Geld bereit stellen,
um das Vorkaufsrecht bei wichtigen städtischen Grundstücken wahrnehmen zu
können. Wenn die Bürgerschaft sich dann noch aufrafft, wichtige Quartiere
rechtzeitig unter Vorkaufsrecht zu stellen, bevor die Eigentümer in
konkreten Verkaufsverhandlungen sind, könnte es glatt noch was werden mit
der Stadtentwicklung aus Bremer Hand.
5 Jul 2019
## AUTOREN
Lotta Drügemöller
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Mietenwahnsinn
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