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# taz.de -- Politische Ökonomie des Fußballs: Gut aufgestellt vom Investor
> Beim 1. FC Kaiserslautern will der potenzielle Geldgeber dem Trainer
> reinreden. Er zeigt, wie man auch in der Dritten Liga Geschäfte machen
> kann.
Bild: Fritz-Walter-Stadion auf dem Kaiserslauterer Betzenberg
Da wird im Geheimen ein Deal eingefädelt, und erste Informationen vermag
man kaum zu verstehen. Peu à peu aber ergeben sie ein nachvollziehbares
Bild. Nur kein schönes.
Beim 1. FC Kaiserslautern, also jenem Fußballklub, der über eine [1][große
Tradition] und ein schönes Stadion verfügt, aber sportlich und finanziell
ein jämmerliches Bild abgibt, hat sich ein Investor gemeldet, von dem man
weiß, dass er in Dubai sitzt, und von dem man vermutet, dass es sich um
einen Horst Peter Petersen handelt. „Fußballaffin“ sei der Mann, über den
man wenig weiß, heißt es, doch dieser Begriff führt vermutlich in die Irre,
suggeriert er doch, da sei ein Multimillionär oder -milliardär, der sich
auf seine alten Tag ein teures Hobby leistete.
Nun sickerte durch, dass dieser Petersen, sollte der FCK sein Angebot
annehmen, auch auf den unmittelbaren sportlichen Bereich Einfluss nehmen
will, also darauf, welche Spieler verpflichtet werden und welche auflaufen.
Hintergrund sei, dass mit seinem Engagement der Traditionsklub als Bühne
genutzt werden soll, um billig eingekaufte asiatische und südamerikanische
Profis europäischen Klubs zu präsentieren.
Die Dritte Liga würde dann so etwas wie ein Homeshopping-Kanal des modernen
Fußballs: Trashangebote mit hoher Gewinnspanne. Kritik daran, dass im
Profisport Menschen als Waren gehandelt werden, war bislang meist moralisch
grundiert: Darf ein Mensch – sagen wir: Ronaldo oder Messi – eine
dreistellige Millionensumme kosten?
Der FCK würde bald zeigen: Bei uns geht’s auch billiger! Bislang gingen die
an [2][Dietrich Mateschitz], Klaus-Michael Kühne oder Dietmar Hopp geübten
Betrachtungen zur Fußballökonomie davon aus, dass man in die Bundesliga,
besser noch in die Champions League müsste, damit sich dort dank Fernseh-,
Merchandise- und Sponsorengeldern die Investitionen rechneten.
Was sich nun bei dem vermutlich fälschlich als „dubios“ betitelten Investor
aus Dubai andeutet, ist ein anderes Modell, mit Fußball reich zu werden: In
Schritt eins eine auch international wohlklingende Traditionsmarke kaufen,
sie, Schritt zwei, mit günstig eingekaufter Profispielerware bestücken, die
dann, dritter Schritt, teuer veräußert wird, weil sie durch Schritt eins
„in Wert gesetzt“ wurde.
## Investment ist keine „Liebhaberei“
Ein Wirtschaftskreislauf – mit deutlich geringerem Risiko als jede
Champions-League-Hoffnung und vermutlich auch mit größerer
Renditeerwartung.
Das erklärt auch, warum der Investor schon erklären ließ, dass er das
Fritz-Walter-Stadion auf dem Betzenberg kaufen, nicht aber für die
Altschulden des Klubs einstehen möchte. Ein „fußballaffiner“ Millionär, …
sich ein Hobby gönnt, würde ja vielleicht ausstehende Rechnungen bezahlen,
aber dieser moderne Investor will bloß zum Ramschpreis die Bühne kaufen,
mit der und auf der er sein Geld machen will.
Ob die Dubai-Offerte für den FCK eines der berühmten Angebote ist, die man
seit dem Film „Der Pate“ als [3][„an offer he can’t refuse“] kennt, w…
sich zeigen. Einerseits hat der Klub Insolvenz angemeldet und keine eigene
ökonomische Macht sich zu wehren. Andererseits hat das Amtsgericht
Kaiserslautern die Kontrolle über eingesetzte Sachwalter und
Eigenverwalter. Zudem liegt dem FCK ein weiteres Angebot vor, für das
„regionale Investoren“ stehen: mittelständische Unternehmer, von denen man
immerhin die Namen kennt. Auch deren Engagement dürfte nicht dem
entspringen, was Finanzämter „Liebhaberei“ nennen.
Die unangenehme Innovation aber, dass der Investor dem Trainer sagt, wer
heute auflaufen soll, weil dieser oder jener Profi sich gerade für einen
potenziellen Käufer zu präsentieren hat, die kann nur der Mann aus Dubai
bieten.
18 Jul 2020
## LINKS
[1] /Vom-Niedergang-alter-Fussballmaechte/!5693266&s/
[2] /Kolumne-Press-Schlag/!5364822&s/
[3] https://www.youtube.com/watch?v=fmX2VzsB25s
## AUTOREN
Martin Krauss
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Felix Magath
2. Bundesliga
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