# taz.de -- Kampf um Billigfleischbremse: Bio-Essen dauert noch | |
> Eine Petition in Bremen fordert, dass öffentliche Küchen ab 2023 kein | |
> Billigfleisch mehr ausgeben. Daraus wird nichts. Die Grünen loben sich | |
> trotzdem. | |
Bild: Qualfleischberge sollen aus öffentlichen Küchen in Bremen verbannt werd… | |
BREMEN taz | Die Forderung klingt erst einmal radikal: [1][Alle | |
Einrichtungen der öffentlichen Gemeinschaftsverpflegung in Bremen sollen | |
bis Ende 2022 kein Billigfleisch mehr verabreichen], sondern nur noch | |
solches Fleisch, das nach den Kriterien des ökologischen Landbaus oder | |
eines „verbindlichen Tierwohllabels der höchsten Stufe“ erzeugt wurde. Das | |
zu beschließen, verlangt eine Petition von der Bremischen Bürgerschaft, | |
auch das Agrarpolitische Bündnis Bremen unterstützt das Anliegen. | |
„Ich verstehe die Ungeduld“, sagt der landwirtschafts- und | |
ernährungspolitische Sprecher der Grünen-Fraktion, Jan Saffe – seit Jahren | |
einer der Vorkämpfer der bundesweit beachteten Billigfleischbremse in | |
Bremen. Die Bürgerschaft habe das aber bereits beschlossen, „das ist längst | |
passiert“, sagt er. | |
Schon 2018 hat der rot-grüne Senat einen „[2][Aktionsplan 2025]“ | |
beschlossen, der vorsieht, die öffentliche Gemeinschaftsverpflegung in | |
Bremen „[3][schrittweise auf bis zu 100 Prozent Bioprodukte umzustellen]“. | |
Bremen war seinerzeit nach eigenen Angaben die erste Stadt mit einem | |
solchen Beschluss. Das Essen in Schulen und Kitas soll demzufolge bis 2022 | |
vollständig, das in den Kliniken bis 2024 zu 75 Prozent umgestellt sein, | |
und zwar „aufwendungsneutral“ und unter „Bevorzugung regionaler Produkte�… | |
So hat es die Stadtbürgerschaft schon 2016 entschieden. [4][Für die | |
Krankenhäuser] wurde die Zielvorgabe später aber auf nur 20 Prozent | |
Bio-Anteil reduziert, weil die Kliniken fürchteten, etwaige Zusatzkosten | |
nicht tragen zu können. | |
Im [5][rot-grün-roten Koalitionsvertrag vom vergangenen Jahr] wurde dann | |
festgelegt, den Aktionsplan 2025 auch auf das Studierendenwerk, | |
Krankenhäuser und Altenheime ausweiten. Zugleich wurde den Mensen | |
versprochen, dass sie in die Lage versetzt würden, diese Standards auch | |
realisieren zu können: „Mehrkosten können unter anderem durch einen | |
reduzierten Anteil an Tierprodukten in den Mahlzeiten nach den Empfehlungen | |
der Deutschen Gesellschaft für Ernährung reduziert werden, darüber hinaus | |
gehende Mehrkosten werden aus dem Haushalt finanziert“, steht im | |
Koalitionsvertrag. | |
[6][Die Petition] fordert, den Fleischkonsum in der öffentlichen | |
Gemeinschaftsverpflegung bis Ende 2022 um die Hälfte zu reduzieren, „auf | |
höchstens zwei Fleischmahlzeiten pro Woche“ – um so die Mehrkosten für ei… | |
bessere Ernährung zu kompensieren. Zwar kennt die Petentin den Aktionsplan, | |
moniert aber, dass er für Kliniken eingeschränkt wurde und es für Mensen | |
von Hochschulen und der Uni bisher „keine Verpflichtungen“ gebe. | |
## Sechs Millionen Euro Mehrkosten | |
Doch schon im März hat die Bürgerschaft mit den Stimmen der Koalition | |
beschlossen, dass der Senat mit dem Studierendenwerk verhandeln soll, wie | |
und wann sich der Aktionsplan auch auf die Mensen an den Hochschulen | |
ausweiten lässt. Bei einer Umstellung auf 100 Prozent Bio bei täglich | |
12.000 Essen für die Hochschulen und die Uni kämen rund sechs Millionen | |
Euro Mehrkosten zusammen, sagte [7][Tim Cordßen (SPD), Staatsrat für | |
Wissenschaft]. | |
Auch Saffe wünscht sich, dass es mit der Umstellung auf Biokost schneller | |
geht. Aber das sei „brutal schwierig“. Im Januar hat er beim [8][Senat | |
nachgefragt], wie weit die Umstellung des Aktionsplanes an den Kitas und | |
Schulen denn nun gediehen sei. „In einer ganzen Reihe von Schulmensen | |
werden die Vorgaben des Aktionsplanes schon fast oder sogar ganz erfüllt“, | |
heißt es in der Anfrage. | |
Der Schulküchenverein etwa setzt an seinen elf Standorten „im Mittel circa | |
70 Prozent Bio um“, so der Senat. Derzeit werden die Küchen von zwölf | |
Schulmensen neu ausgeschrieben – den Auftrag bekommt nur, wer sich an den | |
Aktionsplan hält. In den Schulen variiert der Bio-Anteil laut Senat bei der | |
Milch zwischen 46 und 100 Prozent, bei den tierischen Produkten zwischen 10 | |
und 85 Prozent und bei Obst und Gemüse zwischen zehn und beinahe 100 | |
Prozent. | |
In den Kitas gibt es nur noch Biomilch, nur bei der laktosefreien Milch ist | |
das anders. Bei Obst und Gemüse könne das diesjährige Ziel von 40 Prozent | |
Bio-Anteil „voraussichtlich erreicht werden“, Fleisch hingegen werde in den | |
Kitas „seltener in Bioqualität angeboten“, weil das „mindestens dreifach | |
teurer“ sei, 1,50 Euro pro Essen für Bioprodukte nicht ausreiche. | |
16 Jul 2020 | |
## LINKS | |
[1] https://petition.bremische-buergerschaft.de/index.php?n=petitionsdetails&am… | |
[2] https://www.biostadt.bremen.de/sixcms/media.php/13/20190709_SKUMS_Broschuer… | |
[3] https://www.biostadt.bremen.de/ueber_uns/aktionsplan_2025-9286 | |
[4] /Archiv-Suche/!5553288&s=Billigfleischbremse&SuchRahmen=Print/ | |
[5] https://spd-land-bremen.de/Binaries/Binary_6302/Koalitionsvereinbarung-RGR-… | |
[6] https://petition.bremische-buergerschaft.de/index.php?n=petitionsdetails&am… | |
[7] /Mensaessen-an-Bremer-Hochschulen/!5666578/ | |
[8] https://www.bremische-buergerschaft.de/drs_abo/2020-07-07_Drs-20-283%20S_79… | |
## AUTOREN | |
Jan Zier | |
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