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# taz.de -- Therapeut über den Sommer für Paare: „Ich rate zum Erlebnisurla…
> Homeoffice und ständiges Aufeinanderhocken hat vielen Paaren nicht
> geschadet, sondern eher gut getan, sagt Paarexperte Eric Hegmann.
Bild: Ein Traum für glückliche Paare: gemeinsam erholen vom Homeoffice
taz: Herr Hegmann, in Zeiten von Corona sind Paare gezwungen, enger und
länger zusammen zu sein als gewöhnlich. Ist das für Paare eine besondere
Herausforderung?
Eric Hegmann: Für viele mehr eine Chance als eine Herausforderung.
Sind ständiges Aufeinanderhocken und Homeoffice für Paare also keine
Belastung?
Für viele nicht. Einer [1][Studie der Partnervermittlung Parship] zufolge
rückt mehr als der Hälfte aller Paare in dieser Pandemie näher zusammen und
empfindet die größere Nähe nicht, wie man vermuten könnte, als Belastung.
Im Gegenteil: Die Bindung zwischen den Partner*innen ist dadurch eher
stärker geworden.
Aber nun sollen sie auch noch zusammen Urlaub machen. Geht man sich
irgendwann nicht fürchterlich auf die Nerven?
Für die Paare, die den Lockdown gut überstanden haben, ist ein gemeinsamer
Urlaub wahrscheinlich ein Traum, so nach dem Motto: Die neue Freiheit haben
wir uns gemeinsam verdient. Die meisten Paare klagen ja sonst, dass sie
viel zu wenig Zeit füreinander haben. Durch Corona haben sie gelernt, sich
zu arrangieren, gut miteinander auszukommen.
Arrangement klingt mehr nach Pragmatismus als nach leidenschaftlicher
Liebe.
Paare, die gemeinsam eine Krise durchgestanden haben, gehen gestärkt daraus
hervor. Das gibt Vertrauen und Stärke. Das ist in jedem Fall positiv für
einen entspannten Urlaub.
Es gibt aber auch Menschen, die die Pandemie nicht so gut wegstecken und
durchdrehen, wodurch die Beziehung belastet wird.
Das sind in der Regel Paare, die vorher schon ungelöste Konflikte hatten.
Diese werden durch Corona nur verstärkt. Der Parship-Studie zufolge sind
das etwa 30 Prozent. Das verwundert nicht und korreliert mit der
Scheidungsquote des Statistischen Bundesamts von rund 30 Prozent.
Sollten diese Paare getrennt Urlaub machen?
Wenn sie sich nicht ohnehin schon getrennt haben … Heute einen Urlaub
gemeinsam oder getrennt zu verbringen, ist mittlerweile eine Frage des
Aushandelns. Viele Paare machen das grundsätzlich so: ein gemeinsamer
größerer Urlaub und getrennt kleinere Trips mit Freundinnen und Freunden.
Manche Paare meistern ihren gemeinsamen Alltag gut, machten aber lieber
auch mal getrennt Urlaub, weil sie Abstand brauchen.
Viele Paare erhoffen sich vom Sommerurlaub Highlights wie Harmonie,
Hammererotik, Spaß. Nicht wenige werden in dieser Hoffnung selbst in
normalen Zeiten enttäuscht, weil im Urlaub unterdrückte Konflikte
aufbrechen. Wie ist das in Zeiten von Corona?
Solche Enttäuschungen kann Corona verstärken, die Pandemie ist für viele so
etwas wie ein emotionaler Ausnahmezustand: Man hat Angst um die eigene
Gesundheit, Angst um den Partner, die Partnerin. Das kann dazu führen, dass
Menschen in allen ihren Verhaltensweisen extremer reagieren.
Also entweder noch mehr Hoffnung auf einen grandiosen Urlaub? Und
andererseits die noch größere Enttäuschung?
Für die einen gilt: Alles, was Paare sonst in den Urlaub legen – so was wie
„Jetzt reden wir mal nur über uns und unsere Gefühle“, noch mehr Sex, viel
mehr Nähe –, ist durch Corona längst passiert. Das ist [2][eine gute
Voraussetzung für einen entspannten Urlaub]. Die anderen, die
Krisenbelasteten, tappen öfter mal in die Erwartungsfalle, dass alles
supertoll wird. Diese Hoffnung kann nur enttäuscht werden.
Zu welcher Art Urlaub raten Sie glücklichen Paaren in diesem Sommer?
Ich kann mir vorstellen, dass der Erlebnisurlaub für viele spannend ist:
Bewegung, Aktivitäten, viel Abwechslung. An einem Fleck waren sie jetzt
lange genug.
Wenn das möglich ist in diesem Jahr.
Klar, die Beschränkungen und die Vorsicht vieler Menschen dürfte auch einen
Erlebnisurlaub einschränken.
Wie ist das für Paare mit Kindern?
Eltern dürften froh sein, [3][wenn sie mit den Kindern wegfahren] und die
Kinder sich mal so richtig austoben können. Das ist auch eine Chance für
die Mütter und Väter, sich wieder als Paar zu empfinden.
Wie wirkt sich der Stress mit Homeoffice und Homeschooling auf Eltern aus?
Der Stress war für die meisten enorm. Aber den meisten Eltern als Paar hat
das nicht so geschadet, wie befürchtet worden ist.
Woher wissen Sie das?
Dazu laufen gerade Umfragen, ich kenne noch keine genauen Ergebnisse. Aber
das, was man bislang weiß, ist positiver als erwartet.
Wie sollten Familien in diesem Sommer Urlaub machen?
Viele Eltern dürften auf die Idee kommen, so Ferien zu machen, dass die
Kinder viel Spaß haben und sie sich selbst als Paar erleben und nicht nur
reduziert auf die Rolle als Ernährer*innen, Pädagog*innen, Lehrer*innen.
18 Jun 2020
## LINKS
[1] https://www.parship.de/presse/pressemeldungen/2020/parship-studie-liebesris…
[2] /Tourismus-in-Corona-Zeiten/!5686948
[3] /Kinder-in-der-Coronakrise/!5687523
## AUTOREN
Simone Schmollack
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Sehnsucht Sommer
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