# taz.de -- Asta-Umfrage an der Uni Lüneburg: Stress hinterm Laptop | |
> Eine Umfrage des Asta an der Uni Lüneburg zeigt, dass die digitale Lehre | |
> nur mäßig funktioniert. Ferner haben viele Studierende finanzielle | |
> Sorgen. | |
Bild: Nicht für alle Studierenden so einfach möglich: Lernen am Laptop | |
HAMBURG taz | Obwohl sie Geburtstag hat, sitzt Tabea Bartels vor ihrem | |
Laptop, um an einem Online-Blockseminar teilzunehmen. „Ich hatte in den | |
letzten Wochen fast jeden Tag Kopfschmerzen“, erzählt die 23-Jährige am | |
Telefon. „Obwohl ich weniger Kurse belege, habe ich mehr zu tun.“ Bartels | |
studiert Umweltwissenschaften an der Leuphana Universität in Lüneburg. | |
Dass es vielen Studierenden so geht wie ihr, bestätigt eine | |
[1][Online-Umfrage], die der [2][Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) | |
der Uni] durchgeführt hat: Fast 75 Prozent der Studierenden gaben darin an, | |
dass sich der Arbeitsaufwand für sie in diesem Semester erhöht hat. | |
Die Leuphana war eine der wenigen Unis, die das Sommersemester trotz der | |
Coronapandemie zum regulären Termin begonnen hat – mit digitaler Lehre. | |
Mehr als tausend der rund 10.000 Studierenden haben an der Umfrage | |
teilgenommen. So bildet sie recht gut ab, wie die Studierenden diese | |
Umstellung erleben und welchen finanziellen und psychischen Belastungen sie | |
ausgesetzt sind. | |
„Wir haben mit Hochdruck daran gearbeitet, unseren Studierenden trotz der | |
vielfältigen Einschränkungen ein inhaltlich reiches Studium anbieten zu | |
können“, sagte Universitätspräsident Sascha Spoun Anfang April. Nach | |
mehreren Wochen Online-Studium kristallisiert sich heraus: Nur 15 Prozent | |
der Befragten finden, dass die digitalen Veranstaltungen „reibungslos“ | |
laufen. Tabea Bartels schildert beispielsweise, dass sie auf Grund der | |
schlechten Internetverbindung bei ihrer Familie wieder zurück in ihr | |
WG-Zimmer gekehrt sei. | |
Doch nicht nur die Technik erschwert das digitale Lernen. Durch | |
Überschneidungen mit Arbeit, Kinderbetreuung und Pflege stehen Studierende | |
vor Problemen. Und die wirken sich auf die Psyche aus: 23 Prozent der | |
Befragten fühlten sich psychisch belastet. In den Anmerkungen der | |
Teilnehmer*innen der Umfrage wird ersichtlich, dass auch soziale Isolation | |
und finanzielle Sorgen die Student*innen belasten. | |
Rund 16 Prozent der Befragten gaben an, dass sie auf Grund der Pandemie | |
ihren Job verloren haben. Ein Großteil fürchtet jedoch keine finanziellen | |
Sorgen, da Familienangehörige sie unterstützen. Dies verdeutliche „den | |
Nachteil von weniger privilegierten Student*innen“, sagt der Asta. Auch die | |
Arbeitsgemeinschaft Niedersächsischer Studentenwerke befürchtet, dass | |
Studierende durch die Pandemie in „akute existentielle Engpässe geraten | |
werden“. Etwa 49.000 Studierende seien in Niedersachsen [3][auf Verdienste | |
im Nebenjob angewiesen.] | |
In solchen Fällen sollte ein Ende April vom Bund beschlossener [4][Zuschuss | |
von 100 Millionen Euro] an die Studierendenwerke Abhilfe leisten – nur ist | |
dieser bisher nicht angekommen. „Es ist sehr unbefriedigend, dass die | |
angekündigte Unterstützung des Bundes bis heute nicht verfügbar ist“ sagt | |
Martin Schreiner, Vizepräsident der Uni Hildesheim. „Für viele Studierende | |
geht es letztlich um die Frage, ob sie ihr Studium überhaupt fortsetzen | |
können.“ | |
Man wirke darauf hin, „dass die Studentenwerke diese Überbrückungshilfen ab | |
dem 1. Juni 2020 anbieten können“, heißt es aus dem niedersächsischen | |
Wissenschaftsministerium. Als Alternative könne auch ein [5][Kredit der KfW | |
Bank] von bis zu 650 Euro monatlich aufgenommen werden, der bis März 2021 | |
zinslos sei. Der AStA Lüneburg befürchtet aber, dass das zu einer | |
Verschuldung von Studierenden führt. Stattdessen solle das BAföG für alle | |
Studierenden geöffnet werden. | |
Die Vertreter*innen der [6][niedersächsischen LandesAstenKonferenz] fordern | |
auf Grund der außergewöhnlichen Lage ein „[7][Solidarsemester]“. Das Mott… | |
Alles kann, nichts muss. So sollen Studierende zwar Leistungspunkte sammeln | |
können, aber nicht darunter leiden, falls das nicht möglich ist. Auch | |
Heinke Traeger, Sprecherin des niedersächsischen Wissenschaftsministerium, | |
bekräftigt, dass für Studierende „keine Nachteile entstehen“ sollen. | |
Erbrachte studentische Leistungen sollen demnach länderübergreifend | |
großzügig anerkannt werden. | |
In welchem Ausmaß das am Ende umgesetzt wird, bleibt abzuwarten. Vieles | |
liegt im Ermessensspielraum der einzelnen Universitäten. Auf Grundlage der | |
Umfrageergebnisse hat der Asta Forderungen an die Uni formuliert. Die Uni | |
will nach Angaben des Sprechers nun prüfen, ob und wie sich die Wünsche | |
umsetzen lassen. Demnach bemühe sich die Uni bereits Studierenden, die | |
keine geeigneten Laptops haben, diese im Einzelfall zur Verfügung zu | |
stellen. Man wolle außerdem prüfen, ob Betroffene Seminarräume nutzen | |
dürfen, um das WLAN der Uni zu verwenden. | |
28 May 2020 | |
## LINKS | |
[1] https://asta-lueneburg.de/post/das-digitale-semester-4660/ | |
[2] https://asta-lueneburg.de/ | |
[3] /Studieren-in-Corona-Krise/!5680580 | |
[4] /Linken-Politikerin-ueber-Studi-Hilfen/!5682558 | |
[5] https://www.kfw.de/inlandsfoerderung/Privatpersonen/Studieren-Qualifizieren… | |
[6] http://www.lak-niedersachsen.de/2020/05/offener-brief-der-studentischen-sen… | |
[7] https://solidarsemester.de/ | |
## AUTOREN | |
Sarah Zaheer | |
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