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# taz.de -- Drogenumschlagplatz Ostafrika: Koka-Kette in Coronakrise
> Der Ugander David Mutesa ist von der Coronakrise schwer getroffen. Dem
> Kokainhändler geht der Stoff aus. Andernorts hat die Drogenmafia
> vorgesorgt.
Als David Mutesa (Name geändert) sein Telefon abnimmt, läuft im Hintergrund
der Fernseher.“ Hey, was ist los?“, fragt er von seiner Wohnzimmercouch
aus. Sonst ist der 40-jährige Ugander von Sonnenuntergang bis -aufgang in
den Nachtclubs der ugandischen Hauptstadt Kampala unterwegs.
Doch jetzt, zu Zeiten der Ausgangssperre in der Coronakrise, sitzt er auf
dem Sofa in seiner Wohnung in einem Vorstadtviertel. Vor ihm auf dem Tisch
eine Streichholzschachtel voller kleiner Plastiktütchen mit weißem Puder:
Kokain.
„Das Geschäft läuft gerade nicht so gut“, klagt er, „weil ich kaum
ausliefern kann.“ Sonst flitzt Mutesa mit dem Motorradtaxi durch die Stadt,
Tütchen verteilen. Jetzt dürfen die Motorradtaxis keine Passagiere mehr
mitnehmen, um die Ansteckungsgefahr zu mindern. „Die Leute müssen nun zu
mir kommen, um es abzuholen.“
Doch nur wenige tun das. Der Grund, so Mutesa: „Viele haben Geldprobleme
und ich musste die Preise erhöhen.“ Bislang kostete ein Gramm 100.000
Schilling, umgerechnet rund 25 Euro. Jetzt sind es 150.000 Schilling. „Es
gibt derzeit keinen Nachschub und ich habe nur noch 45 Gramm auf Lager.“
Wann die nächste Lieferung kommt, sei in Anbetracht des geschlossenen
internationalen Flughafens in der nahe gelegenen Stadt Entebbe nicht
absehbar.
12.000 Kilometer westlich von Mutesa in Uganda nimmt in der Stadt Bello bei
Medellín in Kolumbien ein Hupkonzert kein Ende. Es sind wohl Hunderte
Menschen, die durch die Straße ziehen und dabei alle Quarantänebestimmungen
ignorieren. Voran fährt eine graue Limousine mit einem Blumengebinde auf
dem Dach. Dahinter tragen Männer einen Sarg auf ihren Schultern. Um sie
laufen Junge, Alte, Frauen, Männer und Kinder. Sie tragen Schirmmützen, und
Sonnenbrillen – aber kaum jemand hat einen Mundschutz. In der Hand halten
viele rote oder weiße Luftballons. Quer über der Straße hängt ein rotes
Banner: „Bär, wir lieben dich“, steht darauf.
„El Oso“, der Bär, alias Édgar Pérez Hernández, war bis zu seiner
Verhaftung im Dezember vergangenen Jahres der meistgesuchte Verbrecher in
Bello. Als mutmaßlicher Kopf der kriminellen Drogenbande Niquía Camacol
steuerte er einen Bandenkrieg, der die örtliche Mordrate in die Höhe
getrieben hat. Er starb an einem Herzinfarkt, als er in ein anderes
Gefängnis verlegt werden sollte.
Als El Oso im Dezember 2019 festgenommen wurde, versuchten seine Anhänger
das zu verhindern, kesselten die Polizisten ein, warfen Steine und
Flaschen. Bei seinem letzten Geleit schreiten weder Armee noch Polizei ein.
Videos zeigen Polizisten, die den Trauerzug von ihren Motorrädern aus
beobachten. Später verkündet der Polizeichef, es seien 15 Personen
angezeigt worden: wegen Verstoßes gegen die Quarantäne. Selbst eine
Pandemie stoppt die Macht der Drogenhändler in Kolumbien nicht.
## Rekordjahr beim Koka-Anbau in Kolumbien
2019 war ein Rekordjahr beim Koka-Anbau in Kolumbien, das die Produktion
weltweit anführt. Dahinter folgen Bolivien und Peru. 2019 stieg die
Kokainproduktion in Kolumbien laut US-Angaben um 8 Prozent: auf 952 Tonnen.
Ein Rückschritt für die Drogenbekämpfung. Der Preis für die Tonne reines
Kokain ist auf derzeit etwa 1,5 Millionen Dollar gestiegen. In den USA
kostet dieselbe Tonne fast 31 Millionen Dollar. Die Gewinnspannen sind
gewaltig.
Es war schon vor der Coronapandemie klar, dass das kolumbianische Kokain
nach der Rekordernte in diesem Jahr auf den Weltmarkt schwappen würde. Und
das tut es – wenn auch gebremster. Derzeit verlassen keine
Container-Schiffe Kolumbien. U-Boote zum Drogenschmuggel und Schnellboote
operieren aber reduziert weiter. Ende März, also bereits inmitten der
Corona-Ausgangssperre, stoppte Kolumbiens Marine 120 Seemeilen vom
Pazifikhafen Tumaco entfernt ein U-Boot mit über einer Tonne Kokain an
Bord. Wert: über 37 Millionen Dollar. Es war auf dem Weg nach
Zentralamerika. Bei den Kanaren fing die spanische Marine Ende April einen
Kutter mit vier Tonnen Kokain ab. Er war von Kolumbiens Nachbarland Panama
aus über die Karibik nach Europa unterwegs.
Die wichtigste Drogen-Route verläuft nach Angaben der kolumbianischen
Stiftung für Frieden und Versöhnung (Pares) über die Pazifikküste. 85
Prozent des Kokains werden auf dem Seeweg außer Landes geschmuggelt, davon
30 Prozent über die Karibikküste und 70 Prozent über die Pazifikküste. Von
dort geht ein Großteil Richtung Zentralamerika und weiter in die USA. Per
Flugzeug verlassen nur 15 Prozent des Kokains Kolumbien, meist nach Afrika.
In Coronazeiten scheint diese Lieferrouten jedoch blockiert.
Die USA sehen den Boom mit Sorge. 67.000 US-Amerikaner starben 2018 an
einer Überdosis, meist am Schmerzmittel Fentanyl, Methamphetaminen wie
Chrystal Meth und Kokain, Tendenz steigend. Ein Bericht des US State
Department stellt klar: Fast alle Drogen kommen aus dem Ausland, in der
Regel aus Südamerika, Kokain vor allem aus Kolumbien, Chrystal Meth aus
Mexiko.
## Der Markt reicht bis nach Ostasien
Doch die USA sind nicht die einzigen Abnehmer. Auch in West- und Osteuropa
sind Kokainkonsum und -verfügbarkeit im letzten Jahr auf einem Rekordhoch,
so der jüngste Drogenbericht der Europäischen Union. Beim Konsum liegt
Kokain in Europa, vor allem in Deutschland, mittlerweile auf Platz zwei der
illegalen Drogen, gleich hinter Cannabis. Der Großteil stammt auch hier aus
Südamerika – auch über indirekte Wege wie West- und Nordafrika geschleust.
Die reiche Schickeria in Russlands Metropolen Moskau und St. Petersburg
greift immer mehr zu Kokain als Partydroge. Und in Südostasien, Indien und
China, traditionell das „Goldene Dreieck“ des Opiumkonsums, steigt die
Nachfrage nach Kokain aus Kolumbien ebenso rasant an. Afrika aber wird in
diesem weltweiten Handel zum entscheidenden Drehkreuz.
Auf der Handelsroute über den Atlantik ist Afrika ein optimaler
Umschlagplatz. Die korrupten Zollbehörden, die mehr schlecht als recht
Tausende Kilometer lange Küsten und Grenzen überwachen, sind für die
Drogenkartelle ideale Partner, um Flugzeuge oder Schiffe voller Pakete
zwischenzulanden und zu betanken. Die mangelnde Transparenz im Banken- und
Finanzsektor sowie Lücken in den Geldwäschegesetzen bieten ein optimales
Spielfeld, um riesige Summen Bargeld zu tauschen oder weltweite
Transaktionen zu verschleiern.
Die meisten Kokainlieferungen wurden bislang über westafrikanische Staaten
umgeschlagen. Schlagzeilen machte in den vergangenen Jahren immer wieder
Guinea-Bissau, Nummer eins im Kokainhandel in Afrika. Aber auch Nigeria
diente jüngst als Hub zwischen Südamerika und Europa.
Von Westafrika aus ging das Kokain bislang über Land weiter auf der
Sahara-Transit-Route gen Mittelmeer und Europa, also auf denjenigen Wegen,
die auch von Schleppern und Waffenhändlern genutzt werden, so die
internationale Polizeibehörde Interpol in ihrem jüngsten weltweiten
Drogenbericht. Meist geht all dieser Schmuggel Hand in Hand durch dieselben
kriminellen Netzwerke. Abgewickelt wird der Drogentransport in erster Linie
durch die nigerianische Mafia. Migranten werden als sogenannte Esel
missbraucht, indem sie mit Kokain gefüllte Kondome schlucken und in ihren
Gedärmen nach Europa transportieren.
Laut Statistiken verzeichnet Nigeria, bekannt für seine Korruption, eine
der höchsten Drogenkonsumraten unter Erwachsenen in Afrika. Nigerias
Drogenmafia hatte sich zunächst auf den Handel mit Chrystal Meth
spezialisiert, welches sie in den heimischen Laboren produzierte und
weltweit exportierte. Dadurch gerieten Nigerias Dealer in Kontakt mit
internationalen Drogenhändlern, auch mit südamerikanischen, und boten sich
ihnen als Mittelsmänner an. Über die große Diaspora wächst das weltweite
Netzwerk: Selbst französische und kanadische Strafverfolgungsbehörden
registrieren zunehmend mehr nigerianischen Dealer.
Mithilfe der USA und Großbritanniens wurden in den vergangenen Jahren in
Nigeria die Drogenbekämpfungsbehörden fit gemacht. Präsident Muhammadu
Buhari hat den Kampf gegen illegale Drogen zur Priorität erklärt. Das
zunehmende Engagement der Europäer in Sachen Migrations- und
Terrorbekämpfung in der Sahelzone, also auf dem Weg nach Europa, macht den
Handel zu den europäischen Abnehmern schwieriger. Seitdem haben die
nigerianischen Dealer ihr Geschäft mehr und mehr nach Ostafrika verlagert.
## Neuer Umschlagplatz Ostafrika
Der jüngste US-Drogenbericht nennt als neuen Umschlagplatz Ostafrika: Als
„signifikante Transitländer“ sind Tansania, Kenia und Mosambik gelistet.
Ende 2019 verbrannte die tansanische Polizei medienwirksam über 120 Kilo
Kokain und Heroin, die beschlagnahmt worden waren.
Um Transportkosten zu sparen, wird Kokain meist fast pur aus Südamerika
exportiert – kommt aber in der Regel gestreckt bei den Endverbrauchern in
Asien und Europa an. Dazwischen wird es in Afrika gestreckt. Die Pakete
landeten bis zur Coronakrise an den großen internationalen Flughäfen in
Addis Abeba, der Hauptstadt Äthiopiens, und Nairobi in Kenia mit
Direktverbindungen nach China, Dubai und Indien. In den Flughafen-Hangars
wurde das Kokain mit Zusatzstoffen versetzt und neu verpackt. Lokale
Behörden drückten in der Regel gegen Geld beide Augen zu oder stecken
selbst tief im Geschäft: Zwischen 2012 und 2014 hatte der ugandische Zoll
über 85 Kilo Kokain am Flughafen beschlagnahmt. Als die Drogenpakete 2014
verbrannt werden sollten, stellte sich heraus: Die Pakete waren mit Mehl
gefüllt: Das beschlagnahmte Kokain war aus dem Polizeidepot verschwunden.
Später wurde der Chef der Anti-Drogen-Einheit dafür angeklagt.
Auch in Uganda sind Nigerias Drogenhändler aktiv. In Coronazeiten geht es
ihnen besonders gut. „Mein Leben war noch nie so stressfrei wie jetzt“,
schreibt der Nigerianer Tomothy Andrews (Name geändert) der taz per
WhatsApp aus Kampala. Er ist einer der führenden Händler: Ob Kokain, Heroin
oder Chrystal Meth – bei ihm bekommt man alles, auch in großen Mengen, und
das auch in Coronazeiten: „Wir haben die Schließung des Flughafens und die
Ausgangssperre kommen sehen und vorher große Mengen Vorräte angelegt“,
erklärt er. Verteilt werden die Pakete in Kampala derzeit per Motorradtaxi,
getarnt als Pizzaboote. Bezahlt wird per mobilem Geldtransfers.
Die Lieferungen hat er vor der Coronakrise am Flughafen Entebbe abgeholt.
Im September 2019 wurden dort zwei Männer aus Bolivien festgenommen, die je
über 100 Päckchen voller Kokain ausschieden. Sie waren laut den Passtempeln
aus ihrer Heimat Bolivien über Brasilien in Südamerika nach Äthiopien und
weiter nach Uganda gereist. Zwischen 2017 und Ende 2018 verhaftete die
Flughafenpolizei über 50 Drogenhändler, die meisten südamerikanischer
Herkunft. Im vergangenen Jahr verbrannte Ugandas Polizei über 600 Kilogramm
an illegalen Drogen, die sie in drei Jahren am Flughafen konfisziert
hatten, der Großteil davon Kokain.
Kenia und Tansania sind laut US-Angaben die finanzielle Drehkreuze
Ostafrikas, deren „Finanzinstitutionen in Währungstransaktionen verwickelt
sind, die in Verbindung mit dem internationalen Drogenhandel stehen und
signifikante Summen US-Währung beinhalten“, die aus dem Drogenverkauf
gewonnen werden. Überweisungssysteme über Geldtransfers per Telefon, das
allein in Kenia 22 Millionen Kunden hat, eignen sich gut zur Geldwäsche, so
die US-Behörden. Aber auch das arabische Hawala-Geldüberweisungssystem,
welches von der großen Anzahl somalischer Flüchtlinge in Kenia genutzt
wird, sei ein „fortwährendes Problem“. US-Behörden befürchten: Mit
Drogenhandel finanzieren sich Somalias Piraten und islamistische
Terrorgruppen wie die Al-Shabaab-Miliz.
Verbindungen zu regionalen Terrornetzwerken sehen US-Behörden auch in
Tansania und Mosambik. Beide Länder sind derzeit Drehkreuze für den Handel
mit Heroin aus Anbaugebieten in Afghanistan, Pakistan, Thailand, welches
gen Westen transportiert wird: in die USA, nach Kanada oder Europa. Auch
hier wird nun Ostafrika zum Drehkreuz.
## Die Häfen als Eintrittspforten
Eintrittspforten für Heroinlieferungen, die per Container in Frachtschiffen
oder mit Booten anlanden, sind die Häfen an der Ostküste des afrikanischen
Kontinents: in Djibouti, Eritrea, Somalia und der tansanischen Insel
Sansibar, also meist in fragilen und korrupten Staaten, deren lokale
Hafenbehörden und die Küstenpolizei bestechlich sind.
Aber auch in großen Frachthäfen wie Mombasa in Kenia und Daressalam in
Tansania werden große Lieferungen aus Containern gelöscht und dann mit
kleineren Booten die Küste entlang weiter gen Süden transportiert: bis nach
Mosambik. Dort wird es gestreckt und ging bis vor Kurzem mit dem Flugzeug
gen USA, Kanada und Europa.
Mit US-Hilfe werden jetzt die Anti-Drogen-Behörden Ostafrikas gestärkt.
Dies zeigt erste Erfolge. 2019 stürmte die tansanische Anti-Drogen-Polizei
(DCEA) mitten in der Nacht die Villa des prominenten Geschäftsmanns Abdul
Nsembo in der Hafenstadt Daressalam. Im Kleiderschrank sowie im Kofferraum
seines Autos fanden sie insgesamt 400 Gramm Heroin. Nsembo und dessen Frau
wurden verhaftet. Vor Gericht stellte sich heraus: Der Drogenbaron hatte
Verbindungen nach Brasilien und in die USA. Im August vergangenen Jahres
verurteilte ein US-Gericht elf Drogenhändler für den Import von 1.600 Kilo
Heroin, darunter neun Tansanier.
## Fortschritte in Tansania und Kenia
Tansanias DCEA-Chef James Kaji betonte Ende März die Fortschritte: „Wir
haben nun eine spezielle Gelegenheit zu zeigen, dass Tansania illegale
Drogen auf allen Ebenen bekämpft“, sagte er auf der Sitzung der
UN-Kommission gegen Drogen. Es sei gelungen, den Heroinimport aus
Afghanistan um 90 Prozent zu unterbinden. Das U.S. State Department
kritisiert jedoch: „Drogenhändler beeinflussen Politiker und die
Strafverfolgungsbehörden und Ermittler sowie Staatsanwälte sind nicht
ausreichend ausgebildet.“
Auch in Kenia gelingt es mithilfe modernster US-Aufklärung, zunehmend mehr
Drogenbarone festzunehmen. Allein 2019 wurden über 1.500 Dealer verhaftet
und 57 Kilo Heroin beschlagnahmt. Entscheidend dabei war die
Korruptionsbekämpfung in den Strafverfolgungsbehörden. Im Januar wurde im
US-Gericht von Arkansas der kenianische Drogenbaron Ibrahim Akasha zu 23
Jahren Haft verurteilt. Er war 2014 gemeinsam mit seinem Bruder Baktash
Akasha in der Hafenstadt Mombasa mithilfe von US-Agenten verhaftet und in
die USA ausgeliefert worden. In ihrem Besitz befanden sich knapp 100 Kilo
Heroin.
In Uganda stehen die Behörden noch ganz am Anfang. Das Problem: Dort halten
die höchsten Generäle wie der Bruder von Präsident Museveni, der selbst
gern Kokain schnupft, ihre schützende Hand über die nigerianischen Barone.
Weil das Puder billig und vorhanden ist, konsumieren auch immer mehr
Ugander Kokain.
George B. Kirya, Chef des einzigen Drogen-Rehabilitationszentrums in
Kampala, warnt: Rund 30 Prozent der Kinder und Studenten auf teuren
Privatschulen nehmen regelmäßig harte Drogen. Rund 80 Prozent seiner
Patienten seien zwischen 18 und 23 Jahre alt und Kinder „einflussreicher
Familien“, die sich Heroin und Kokain leisten können. „Die Zahl der Opfer
steigt.“
## Lieferung per Pizzaboten
Ins Ursprungsland des Kokains in Kolumbien pumpten die USA über Jahrzehnte
Milliarden von Dollar in den Kampf gegen die Drogen. Kolumbien ist immer
noch mit Abstand der weltweit größte Kokainproduzent. 2019 gingen 133
Millionen Dollar nach Kolumbien, ein Drittel des weltweiten
Anti-Drogen-Budgets. In diesem Jahr soll der Betrag auf 177 Millionen
Dollar steigen. Doch selbst das U.S. State Department schätzt das
Fünfjahresziel, bis 2023 den Koka-Anbau und die Kokainproduktion in
Kolumbien zu halbieren, nach derzeitigem Stand als unrealistisch ein.
Die kolumbianischen Drogenkonsumenten sind derweil auch während der
nationalen Quarantäne versorgt. Nach einer Umfrage des
Drogen-Aufklärungsprojekts Échale Cabeza ist die Nachfrage an Partydrogen
erwartungsgemäß im Keller. Besonders gefragt ist derzeit Marihuana. Der
Kokainpreis ist gleich hoch geblieben, weil die Nachfrage in der Quarantäne
sank. Je nach Reinheitsgrad und Entfernung zum Anbaugebiet kostet das Gramm
zwischen 1,15 und 11,50 Euro. Nur der Lieferservice kostet extra: In Zeiten
der Ausgangssperre rund 2,50 Euro. Auch hier kann man sich die Drogen per
Pizzabooten liefern lassen, bezahlt wird per App.
19 May 2020
## AUTOREN
Simone Schlindwein
Katharina Wojczenko
## TAGS
Drogen
Ostafrika
Lesestück Recherche und Reportage
Drogenkartell
Uganda
Schwerpunkt Klimagerechtigkeit
Drogenhandel
Kokain
Polizei Berlin
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