# taz.de -- Berliner Senat lockert Auflagen: Badbesuch ist nicht systemrelevant | |
> Die Landesregierung denkt daran, die Freibäder zu öffnen. Das setzt den | |
> puren Spaßfaktor über den Schutz vor Ansteckung – und ist keine gute | |
> Idee. | |
Bild: Noch gesperrt, bald aber möglicherweise trotz Corona geöffnet: Freibäd… | |
Es ist der Morgen nach dem Abend, an dem der Senat bundesweite Absprachen | |
zur Lockerung der Corona-Einschränkungen für Berlin konkretisiert hat. | |
Radio-Nachrichten sind voll von dem, was künftig alles wieder möglich sein | |
soll. Darunter ist eine Sache, bei der einem das Frühstück nicht so recht | |
schmecken mag: Freibäder sollen offenbar ebenfalls öffnen können, [1][auch | |
wenn ein Termin noch nicht feststeht]. | |
Es gibt nämlich außer engem Gedränge in Clubs und auf Stadiontribünen wenig | |
Bilder, die so sehr Ansteckungsgefahr nahe legen wie die Erinnerung an die | |
überfüllten Bäder der vergangenen Sommer. Egal ob am Eingang, am Beckenrand | |
oder am Sprungturm – dichte Menschentrauben. | |
Weniger Leute rein zu lassen dürfte das Hauptargument sein, warum eine | |
Öffnung trotzdem möglich sein soll. Also vielleicht nur 2.000 statt 5.000 | |
oder 8.000? Und diese 2.000 reichen dann nicht, um eine 30-Leute-Traube am | |
Sprungturm zu bilden? Oder eine ähnlich große Gruppe, die diskutiert, warum | |
der nicht geöffnet wird? Und wer wird den restlichen 3.000 oder 6.000 | |
draußen erklären, dass sie nicht rein dürfen? Werden die auch alle mit | |
eineinhalb Meter Abstand anstehen? | |
## Nicht gerade Vorreiter beim Abstandhalten | |
Schon in vergangenen Jahren ging es in und vor den Bädern nicht immer nur | |
friedlich zu. Die Entscheidung des Senats, die an diesem | |
Donnerstagnachmittag in einer weiteren Sitzung der Landesregierung | |
konkreter werden soll, wird weitere Corona-Helden erfordern: die | |
Bademeister und das sonstige Aufsichtspersonal, dass nun den wenig | |
beneidenswerten Job haben wird, in immer noch großem Gewusel Abstandsregeln | |
durchzusetzen. Und das vorrangig bei jungen Menschen, einer Altersgruppe | |
also, die in den vergangenen Wochen nicht gerade Vorreiter beim | |
Abstandhalten war, sich um die eigene Gesundheit offenbar weniger Gedanken | |
machen muss, aber nicht weniger als andere Virenverbreiter ist. | |
Da drängen sich gleich mehrere Fragen auf: Ist das wirklich nötig? Ist das | |
aus sozialer Sicht systemrelevant? Sorgt begrenzter Zugang nicht für mehr | |
Ärger, als die Bäder ganz dicht zu lassen? Gehen dann nicht doch eben viele | |
lieber in irgendeinen unbewachten See schwimmen, was die [2][DLRG vor mehr | |
Ertrinkungstoten warnen] lässt? Und wiegt der gesellschaftliche Mehrwert | |
wirklich ein – zugegebenermaßen laienhaft gemutmaßt – höheres | |
Ansteckungsrisiko auf? | |
Dem Schutz des Lebens sei nicht alles unter zu ordnen, hat Deutschland ja | |
vor eineinhalb Wochen von Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble erfahren. | |
Mag sein – aber eine ausgefallene Freibadsaison sollte dieses Leben wert | |
sein. | |
7 May 2020 | |
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## AUTOREN | |
Stefan Alberti | |
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