# taz.de -- Wärmeschutz in kalten Zeiten: Wegelagerei in Neopren | |
> Der Wunsch, die Freiwasser-Schwimmsaison unbedingt noch zu verlängern, | |
> kann zu skurrilen Szene am Seeufer führen. | |
Bild: Allein im See im Neoprenanzug – das Schicksal unentwegter Freiwasser-Sc… | |
BERLIN taz | Knapp 14 bis 15 Grad Wassertemperatur noch, Tendenz stark | |
fallend. So sieht's gerade aus am Schlachtensee. Und das ist immer noch | |
deutlich mehr, als oberhalb der Wasseroberfläche, frühmorgens jedenfalls. | |
Was dazu führt, dass der See dann weitgehend unter einer mystisch | |
anmutenden Nebelschicht liegt. | |
So in etwa in die Szenerie bei all den Unentwegten, die nach diesem langen | |
Freiwasser-Sommer einfach nicht mit Schwimmen draußen aufhören mögen. Da | |
braucht es dann entweder die auch nicht sonderlich erwärmende Grundhaltung | |
„Nur die Harten komm'n in'n Garten“ – oder ein [1][Neopren]-Anzug. | |
Mit dem lässt es sich auch als – früher natürlich nur – Warmduscher | |
durchaus noch ein paar Tage im See aushalten. Im Zweifelsfall gibt es für | |
die fröstelnden Füße auch noch Neoprensocken und eine Haube für den Kopf. | |
Die Sache ist bloß: Dieses ganze Gefaffel muss man ja erstmal an den Körper | |
kriegen. Zuhause anziehen ist da nicht so angesagt, schon um das Material | |
zu schonen. Also am Seeufer. | |
Wo sich dann folgendes Problem stellt: Der Neopren-Anzug, kurz und | |
liebebvoll „Neo“ genannt, ist über einen Reißverschluss auf der Rückseite | |
zuzuziehen. Das klappt normalerweise auch, weil am Reißverschluss ein | |
längeres Band dran. Das hakt bloß immer genau dann. wenn gerade niemand da | |
ist, der oder die helfen könnte. Wegen des [2][Temperaturabfalls] ist die | |
Wahrscheinlichkeit aber deutlich gesunken, morgens noch andere Schwimmer am | |
Ufer zu treffen. | |
## Wie ein Kampfschwimmer aus einem Abenteuerfilm | |
Da hilft nur eins: Warten und hoffen, dass da bald mal potentielle Hilfe | |
vorbeijoggt oder aus dem Wasser kommt. Das ist aber auch nicht ganz ohne: | |
Wer so gegen halb sieben mit Musik auf den Ohren am See entlang schlurft, | |
ist im seltensten Fall darauf eingestellt, urplötzlich von der Seite von | |
einer schwarz gewandeteten Gestalt angesprochen zu werden, die entfernt an | |
eine Kampfschwimmerfigur aus irgendeimem Abenteuer-Film erinnert. | |
Da ist also Achtsamkeit angesagt, damit das nicht wie Wegelagerei in | |
Neopren wirkt. Fluchtbewegungen bringen einen ja in Sachen | |
Reißverschlusshilfe nicht weiter. Was die Alternative „andere Schwimmer“ | |
angeht: Das ist auch nicht ganz ohne, so allein am See jemanden mit einem | |
„Könnten Sie vielleicht mal …“anzusprechen, der oder die möglicherweise | |
nackt aus dem Wasser steigt. | |
Gut möglich wiederum, dass der eine oder die andere das Ganze grundsätzlich | |
als Weg der Kontaktanbahnung betrachten könnte und gar nicht wirklich | |
schwimmen will. Es soll ja auch Leute geben, die mit ihrem Smoking nur zur | |
Pause in die Oper gehen. Blöd ist dann bloß, wenn der neue Kontakt dann | |
noch ein bisschen länger am Ufer stehen bleibt, vielleicht gar noch mit | |
einer erstmal abkühlen müssenden Thermo-Teebecher in der Hand, und beim | |
Losschwimmen zugucken will. „Heute bloß so einen Kilometer, ich hab' schon | |
früh Termine“, hatte man ja vielleicht großspurig angekündigt … Dann hil… | |
zur Ehrenrettung nur: Zähne zusammen beißen und tatsächlich in den | |
Nebelschleier eintauchen. | |
5 Oct 2022 | |
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## AUTOREN | |
Stefan Alberti | |
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