| # taz.de -- Corona-Hilfsgelder in Afrika: #FollowCOVID19Money | |
| > Aktivisten mehrerer afrikanischer Länder haben sich vernetzt. Sie wollen | |
| > wissen, was mit Geldern zum Kampf gegen das Coronavirus passiert. | |
| Bild: Wer bezahlt das? Polizei in Liberia zündet Marktstände an, um Corona zu… | |
| Cotonou taz | Welche Gelder zum Kampf gegen die Corona-Pandemie fließen von | |
| außen [1][nach Afrika] und welche werden vor Ort generiert? Es ist | |
| schwierig, da den Überblick zu behalten. | |
| In Liberia beispielsweise hat Planungsminister Samuel D. Tweah einer | |
| lokalen Zeitung zufolge von rund 15 Millionen US-Dollar gesprochen, die aus | |
| verschiedenen Töpfen der Weltbank stammen. Anderswo heißt es, dass die | |
| Weltbank und der westafrikanische Staat einen Vertrag über eine Budgethilfe | |
| von 40 Millionen US-Dollar für das laufende Haushaltsjahr unterzeichnet | |
| haben. Auch hier soll ein Großteil des Geldes für COVID-19 und die | |
| weitreichenden Folgen bestimmt sein. | |
| „Wir wissen, dass riesige Summen zugesagt werden. Doch die Regierung gibt | |
| uns nur Updates über die Fallzahlen, nicht jedoch darüber, wofür die Gelder | |
| genutzt werden“, kritisiert Samuel Kpator, Aktivist und Vorsitzender der | |
| Youth Wash Coalition in Liberia. | |
| Die Sorge um die Gelder sei begründet, sagt Kpator und erinnert an die | |
| Ebola-Krise von 2014 und 2015. An dem Virus starben damals 4.809 Menschen | |
| in Liberia. „Es gab Spenden. Doch Beamte und Personen in strategischen | |
| Positionen sind mit den Geldern verschwunden.“ | |
| ## Strenge Ausgangssperren | |
| Auch in andere Länder fließen derzeit viele Millionen Euro oder werden | |
| zumindest versprochen. Ende März hat die nichtstaatliche Organisation | |
| Connected Development (CODE) mit Sitz in der nigerianischen Hauptstadt | |
| Abuja Spenden von Geschäftsleuten, Politiker*innen, Banken und Firmen in | |
| Höhe von 43,8 Milliarden Naira (gut 104 Millionen Euro) aufgelistet. Auch | |
| hier ist unklar, ob die Gelder bereits gezahlt worden sind, und falls ja, | |
| an wen und wie sie eingesetzt werden. | |
| Erst recht gibt es keinen Überblick, was in dem riesigen Land mit über 180 | |
| Millionen Einwohnern auf lokaler und regionaler Ebene passiert. Nigeria hat | |
| 36 Bundesstaaten, wo ebenfalls zahlreiche lokale Aktionen laufen oder | |
| zumindest angedacht werden. Dazu tauchen auf Facebook immer wieder Fotos | |
| von angeblichen Spendenübergaben auf, die aber in der Realität nie | |
| stattgefunden haben. | |
| Um all dies wollen sich ab sofort Aktivist*innen aus aktuell sieben Ländern | |
| kümmern. Initiator ist Hamzat Lawal, Mitgründer von CODE und Initiator von | |
| „[2][Follow the Money]“. Seit acht Jahren verfolgt diese Initiative, ob | |
| Regierungsversprechen umgesetzt werden und staatliche Gelder wie private | |
| Spenden tatsächlich für die vorgegebenen Projekte genutzt werden. Nun | |
| stehen die Corona-Gelder im Fokus. | |
| Der Hashtag der [3][Kampagne] lautet #FollowCOVID19Money. Entstehen soll | |
| eine umfangreiche Datensammlung. Außerdem sollen Behörden und | |
| Politiker*innen in die Verantwortung genommen werden. „Wir wollen | |
| beispielsweise vom NCDC [nigerianisches Zentrum für Seuchenbekämpfung] | |
| wissen, wie viele Menschen überhaupt getestet wurden.“ | |
| Keine leichte Aufgabe. In vielen Ländern gilt derzeit eine strenge | |
| Ausgangssperre. Behörden sind nicht besetzt oder wollen keine Auskünfte | |
| geben. Teslima Jallow von Gambia Participates, einer Organisation, die zu | |
| Korruptionsbekämpfung und transparenter Finanzpolitik arbeitet, kennt das | |
| Problem. Die Weltbank hat Gambia 10 Millionen US-Dollar für den Kampf gegen | |
| Corona zugesagt. Doch detaillierte Informationen über den Einsatz der Summe | |
| hat Jallow bisher von keiner staatlichen Stelle erhalten. | |
| „Bekommen etwa Patient*innen in Isolationszentren eine Unterstützung?“, | |
| lautet eine seiner Fragen. Ziel sei es deshalb, in den kommenden Wochen mit | |
| Corona-Patient*innen zu sprechen. | |
| Die Ergebnisse sollen fortlaufend in sozialen Netzwerken und vor allem über | |
| lokale Radiostationen bekannt gemacht werden. Im Rahmen der Corona-Krise | |
| und vor allem den Ausgangssperren brechen immer mehr Jobs und somit | |
| Einnahmequellen weg, sodass Internetguthaben längst zu Luxus geworden ist. | |
| Auch für Evelyn Mathai, die für die kenianische Organisation Slums | |
| Information Development and Resource Centre (SIDAREC) in Nairobi arbeitet, | |
| ist das Radio deshalb das Medium schlechthin. „Auch nutzen wir verschiedene | |
| Sprachen“, sagt sie. Denn längst nicht jede*r spricht auch Englisch. | |
| 19 Apr 2020 | |
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| [2] http://www.ifollowthemoney.org/ | |
| [3] https://twitter.com/4lowthemoney | |
| ## AUTOREN | |
| Katrin Gänsler | |
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