# taz.de -- Konzept für Bergung von Atomabfällen: Alles muss raus | |
> Rund 126.000 Fässer müssen aus dem Atommülllager Asse entfernt werden. | |
> Nun legt der Betreiber eine Konzeptskizze für die Bergung der Abfälle | |
> vor. | |
Bild: Viel Müll und horrende Kosten: Besucher lernen die Asse kennen | |
Göttingen taz | Alles muss raus. Rund 126.000 Fässer mit schwach- und | |
mittelradioaktivem Müll sowie chemischen Abfällen wurden zwischen 1967 und | |
1978 im früheren Salzbergwerk Asse II bei Wolfenbüttel versenkt. Weil die | |
Grube instabil ist und voll Wasser zu laufen droht, sollen die Abfälle nach | |
Möglichkeit an die Oberfläche geholt werden. | |
Zehn Jahre nach dieser Ankündigung hat der Betreiber, die | |
Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE), jetzt erstmals so etwas wie ein | |
Konzept für die Rückholung vorgelegt. Auf knapp 150 Seiten werden als | |
Eckpunkte des weltweit einmaligen Vorhabens der Bau eines weiteren | |
Schachtes, die Strategie zur Behandlung der zu bergenden Abfälle und ein | |
Standortvorschlag für ein Zwischenlager beschrieben. | |
Bislang führen nur der Schacht II und ein kleiner Notschacht, der Schacht | |
IV, nach unten. Um die teils wohl geborstenen und verrosteten Fässer nach | |
oben zu schaffen, soll ein neuer Schacht – der Schacht V – ins Gestein | |
getrieben und unter der Erde mit dem bestehenden Bergwerk verbunden werden. | |
Der Bau soll im Jahr 2023 beginnen. | |
„Mit dem geplanten Bau des Schachts V wird die Rückholung auch über Tage | |
sichtbar, nachdem wir in den vergangenen Jahren unter anderem mit der | |
Stabilisierung des Bergwerks und den Erkundungen die Voraussetzungen für | |
die Rückholung geschaffen haben“, sagt der technische Geschäftsführer der | |
BGE, Thomas Lautsch. | |
## Rückholung mit Maschinen | |
Die eigentliche Rückholung des Atom- und Chemiemülls aus den | |
Einlagerungskammern soll größtenteils mit ferngesteuerten Maschinen | |
erfolgen und [1][2033 beginnen]. Auf dem neuen oberirdischen Teil des | |
Betriebsgeländes will die BGE eine sogenannte Abfallbehandlungsanlage | |
bauen, wo die Abfälle für eine spätere Einlagerung umverpackt werden | |
sollen. Ein Zwischenlager soll ebenfalls auf dem Areal entstehen. | |
Die Bürgerinitiativen des Asse-II-Koordinationskreises bemängeln, dass die | |
möglichen Zwischenlagerstandorte ohne einen fairen Vergleich mit | |
Alternativen öffentlich gemacht wurden. Auch Asse-ferne Standorte mit | |
ausreichendem Abstand zur Wohnbebauung müssten geprüft werden, sagt Andreas | |
Riekeberg, einer der Sprecher des Kreises. | |
Auch die Gefahr durch Störfälle sei zu berücksichtigen. Eine Studie habe | |
gezeigt, dass im Fall eines Brandes mit Radioaktivitätsfreisetzung eine | |
wesentliche Abnahme der Strahlenbelastung erst bei einem Abstand von mehr | |
als vier Kilometern von der Anlage zu erwarten sei. | |
Völlig in den Sternen steht, was langfristig mit dem Asse-Müll passieren | |
soll. Das im Bau befindliche Endlager für schwach und mittelradioaktive | |
Abfälle Schacht Konrad ist viel zu klein konzipiert, um die geschätzten | |
100.000 Kubikmeter aus der Asse aufzunehmen. Immerhin hat die BGE schon mal | |
die Kosten für die Rückholung abgeschätzt: Sie sollen sich, bei einer | |
Fehlermarge von 30 Prozent, auf rund 3,35 Milliarden Euro belaufen. | |
31 Mar 2020 | |
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## AUTOREN | |
Reimar Paul | |
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