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# taz.de -- Digitale Dribblings im Wohnzimmer: Begrenzte Alternative
> Der E-Sport scheint von der Corona-Pandemie zu profitieren. Einen
> wirklichen Andrang wird es aber bald an anderer Stelle geben.
Bild: Ersatzdroge E-Sport? Tim Christoffel, E-Sportler vom SV Waldhof Mannheim,…
Warum nicht mal eine Europameisterschaft vorverlegen? Der E-Sport
demonstriert seine Stärke. Corona? Na und! Während es in der realen Welt
des Sports ein Hauen und Stechen gibt, wo man verschobene
Weltmeisterschaften, Kontinentalwettbewerbe und Olympische Spiele im
Sportkalender 2021 noch reinquetschen kann, zieht die Uefa die
[1][eEuro-2020], ihr virtuelles Fußballturnier, einfach um sechs Wochen
vor.
Ursprünglich sollte das Event mit der Spielsimulation „PES2020“ an die
„echte“ Fußball-EM 2020 angekoppelt werden. In den zwei Tagen vor dem
Finale hätten sich die E-Sportler aus zehn Nationen vor Publikum und ihren
Rechnern in London am 10./11. Juli gemessen. Weil aber bekanntlich die EM
um ein Jahr verlegt wurde, werden die digitalen Fußballdribblings schon am
23./24. Mai ohne Publikum vor Ort zu sehen sein.
Für den E-Sport heißt jetzt die Devise: Je früher desto besser. Wegen der
Komplettabsagen ruht der Sport noch nahezu überall. Und Zuschauer können
sich schließlich auch online zuschalten. Mehr denn je, wie die
verschiedenen Anbieter vermelden. PES-Konkurrent „Fifa 2020“ berichtet von
50 Prozent Steigerungsraten. Als sich kürzlich wegen des abgesagten Derbys
zwischen Real und Betis Sevilla mit Sergio Reguilon und Borja Iglesias zwei
Profis zu einem Duell an der Konsole verabredeten, sahen über 60.000
Zuschauer im Internet zu. An diesem Wochenende wird der deutsche TV-Sender
Sport1 gleich 22 Stunden E-Sport auf seinen Plattformen übertragen.
Vieles scheint auf eine sich stark verändernde Sportkultur hinzudeuten. In
Polen erfährt der E-Sport gar gerade von staatlicher Seite massive
Unterstützung. Das Ministerium für digitale Angelegenheiten hat mit der
weltweit führenden Plattform für E-Sport, ESL, eine Website gelaunched, auf
der sich Schüler etwa für Fifa-20-Turniere anmelden können.
## Alternativlosigkeit der Nutzer
Doch der Hype um den E-Sport sollte nicht überbewertet werden. Er lebt
vornehmlich von der Alternativlosigkeit seiner Nutzer. Die über digitale
Kanäle geschaffene soziale Nähe hat vermutlich eine nicht sehr weit
reichende Mindesthaltbarkeit. Die hiesige Sportkultur werden auch ein paar
Monate Quarantäne nicht durcheinanderwirbeln.
Bereits vor der Coronaepidemie präsentierte die [2][E-Sport-Szene Jahr für
Jahr Wachstumsraten]. Und sie wird im digitalen Zeitalter weiter an
Bedeutung gewinnen. Es ist aber anzunehmen, dass ihr derzeitiger
Bedeutungszuwachs mit fast ebenso großen Rückschlägen verbunden sein wird,
wenn die Menschen aus ihrer Isolation entlassen werden.
Vielmehr können sich die Sportvereine schon jetzt auf einen großen Andrang
einstellen, wenn sich die Kinder endlich wieder auf den Sportplätzen
bewegen dürfen. Die Yogastudios werden nicht wenige Anfragen von den vielen
Homeoffice-Turnern haben, die mal unter Anleitung üben wollen. Und die Zahl
der Jogger, die sich in den letzten Wochen mit dem Gedanken angefreundet
haben, so bald als möglich an einem Marathonwettbewerb teilzunehmen, ist
sicherlich ebenfalls immens gewachsen. Die soziale Nähe über digitale
Kanäle dagegen wird wahrscheinlich eine Zeit lang weniger gefragt sein.
Sollte es so weit kommen, kann man dann ein paar der elektronischen Events
immer noch nach hinten verlegen.
5 Apr 2020
## LINKS
[1] https://de.uefa.com/uefaeuro-2020/news/025b-0ee3235af61f-9adfca57ab49-1000-…
[2] /League-of-Legends-Weltmeisterschaft/!5545120
## AUTOREN
Johannes Kopp
## TAGS
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