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# taz.de -- E-Sports-Festival als Reaktion auf Krise: Online zocken mit Oma
> Beim E-Sports können sich die Spieler virtuell treffen. Mit dem „Logged
> In“-Festival sollen nun Neulinge und ältere Menschen erreicht werden.
Bild: In Corona-Zeiten besonders praktikabel: Fußballspielen auf dem Bildschirm
Hamburg taz | Während die Coronakrise viele Bereiche des Sports vor große
Probleme stellt, läuft ein Bereich fast wie gewohnt weiter: E-Sports. Fast,
weil auch hier die Turniere abgesagt werden mussten, bei denen sich die
Spieler treffen. Aber die Spiele selbst können schließlich problemlos
online stattfinden.
Im E-Sports treten Spieler in Videospielen gegeneinander an. Einige Spiele
sind dem Breitensport nachempfunden, wie zum Beispiel der Fußballsimulator
FIFA. Andere hingegen simulieren gar keine bekannte Sportart. Diese sind
für neue Zuschauer anfangs schwerer nachzuvollziehen.
Genau damit spielt das [1][„Logged In“-Festival]. Das Sportmanagement
[2][„Home United“] hatte das Online-Festival vor zwei Wochen ins Leben
gerufen, um die Menschen während der Krisenzeit zu Hause zu unterhalten.
Das Festival ähnelt einem Online-Fernsehsender. „Unser Ziel ist es, 24
Stunden am Tag Programm auszustrahlen“, sagt der Mitinitiator und frühere
Sportchef der Hamburger Morgenpost Matthias Linnenbrügger.
Für das Festival hat der ehemalige Sky-Sportjournalist Rolf „Rollo“
Fuhrmann, der selbst vorher keine Berührungspunkte mit E-Sports hatte, in
der vergangenen Woche eine Partie des Kultspiels „Fortnite“ kommentiert,
ohne das Spiel jemals vorher gesehen zu haben. Bei „Fortnite“ müssen die
Spieler in einer postapokalyptischen Landschaft überleben und gegeneinander
kämpfen. „Mit Menschen wie Rollo Fuhrmann wollen wir ganz bewusst Brücken
schlagen“, sagt Linnenbrügger. Man wolle zeigen, dass man keine
Berührungsängste mit dem Thema E-Sports zu haben brauche.
Für mehr Aufmerksamkeit haben sich die Festival-Organisatoren noch weitere
prominente Unterstützung von außerhalb des E-Sports gesucht. Am Freitag
spielte der Rapper Sido zusammen mit Fans das Autorennspiel Mario Kart.
Auch mehrere Spieler des Basketballteams Hamburg Towers und des
Eishockeyteams Crocodiles Hamburg gestalten Formate mit.
Viele Vereine, die sich auf Breitensport fokussieren, interessieren sich
mittlerweile auch für E-Sports. In Deutschland gibt es inzwischen sogar
eine virtuelle Fußballbundesliga (VBL), an der auch traditionelle
Bundesligavereine teilnehmen. In der Saison 2019 erhielt das erstplatzierte
Team 25.000 Euro. Der gesamte Preispool betrug 45.000 Euro. Das kommt zwar
lange nicht an die Beträge heran, die für die Erste Bundesliga
ausgeschüttet werden, es zeigt aber, dass sich mit E-Sports Geld verdienen
lässt.
Wenn Spiele in Weltmeisterschaften ausgetragen werden, steigen die
Preisgelder. Das E-Sports-Spiel mit dem größten Preispool 2019 war „Dota
2“, ein Spiel, in dem die Teams versuchen, die gegnerische Kampfbasis zu
zerstören. Bei „Dota 2“ wurden in der Weltmeisterschaft insgesamt rund 34
Millionen Dollar ausgeschüttet. Das erklärt, warum immer mehr Vereine in
E-Sports investieren. E-Sports-Wettkämpfe werden mittlerweile auch im
Fernsehen übertragen.
Mit den Livestreams des „Logged In“-Festivals sammeln die Veranstalter
nebenbei Spenden. In den ersten zwei Wochen gingen alle Spenden an die
Weltgesundheitsorganisation WHO. Mit der Gründung eines eigenen
gemeinnützigen Vereins in der letzten Woche ging „Home United“ den nächst…
Schritt. „Die Spenden gehen zu 100 Prozent an gemeinnützige Organisationen
wie Caritas oder das Rote Kreuz“, erklärt Linnenbrügger.
Beim Festival, das sich auch an E-Sports-Einsteiger richtet, gelte das
Motto „Mut zum Unperfekten“. Es habe anfangs kein richtiges Konzept
gegeben, man sei einfach durchgestartet, sagt der Organisator. Die
Zuschauer sollten außerdem etwas lernen: Mit ganz einfachen Anleitungen
solle es zum Beispiel Großeltern einfach gemacht werden, online mit ihren
Enkeln eine Runde Uno oder Kniffel zu spielen. „Das wäre für uns der
schönste Erfolg“, sagt Linnenbrügger.
Wie lange das Festival andauert, hängt ganz von der Entwicklung der
Coronakrise ab. „Solange der Bedarf da ist, machen wir weiter“, sagt
Linnenbrügger.
6 Apr 2020
## LINKS
[1] https://unicornsoflove.com/logged-in-festival/
[2] https://www.homeunited.de/blog/categories/logged-in-festival
## AUTOREN
Nathalie Haut
## TAGS
Schwerpunkt Coronavirus
Sport-Marketing
eSport
Festival
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Jugendliche
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Kolumne Press-Schlag
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