| # taz.de -- Plan für deutsche EU-Präsidentschaft: Berlin will Mercosur durchd… | |
| > Exklusiv: Unter deutscher Führung soll die EU auch über ein neues | |
| > TTIP-Abkommen mit den USA verhandeln. Das dürfte auf Widerstand stoßen. | |
| Bild: Könnten bald wieder zu tun bekommen: TTIP-GegnerInnen, hier 2016 in Brü… | |
| Die EU soll das umstrittene Freihandelsabkommen mit den Mercosur-Staaten | |
| trotz eines Vetos aus Österreich weiter verfolgen und abschließen. Außerdem | |
| soll die EU-Kommission eine weitreichende Handelsliberalisierung mit den | |
| USA aushandeln. Dies geht aus einem Entwurf für den deutschen EU-Vorsitz | |
| hervor, der der taz vorliegt. | |
| Die deutsche Ratspräsidentschaft beginnt am 1. Juli und dauert ein halbes | |
| Jahr. Die Außen- und Handelspolitik gehört dabei zu den Schwerpunkten der | |
| Bundesregierung, wie aus dem Entwurf hervorgeht. „Innovativ, gerecht und | |
| nachhaltig – mehr Europa in der Welt“ lautet die Devise, die noch vor | |
| Beginn der Coronakrise ausgegeben wurde. | |
| Die USA werden in dem Entwurf weiter als „engster außen- und | |
| sicherheitspolitischer Partner außerhalb der EU“ bezeichnet. Die | |
| Bundesregierung spricht sich für die „Wiederaufnahme eines breiten | |
| Hochrangigen politischen Dialogs (…) und die Weiterentwicklung und | |
| Umsetzung einer positiven transatlantischen Handelsagenda“ aus. | |
| Dies geht weit über die aktuellen Pläne hinaus. Die EU-Kommission | |
| verhandelt mit Washington derzeit vor allem über gemeinsame | |
| Industriestandards, um US-Strafzölle auf deutsche Autoexporte zu | |
| verhindern. Berlin scheint jedoch eine Art „TTIP light“ anzustreben – also | |
| eine umfassende Liberalisierung zugunsten der Exportindustrie. | |
| ## Veto aus Österreich wird ignoriert | |
| Noch überraschender ist die Passage zu Mexiko und Mercosur. „Wir verfolgen | |
| (…) das Ziel für die EU, das modernisierte Globalabkommen mit Mexiko zu | |
| unterzeichnen (und) die Einigung mit dem Mercosur weiter zu finalisieren“, | |
| heißt es in dem Entwurf. Dabei geht die Bundesregierung offenbar über das | |
| Veto aus Österreich hinweg. | |
| Der Bundesrat in Wien hatte Mitte März beschlossen, dass jeder Vertreter | |
| Österreichs gegen jede Form des Abkommens stimmen muss. Damit sei der | |
| Mercosur-Deal tot, hieß es in Brüssel. Denn damit er in Kraft tritt, muss | |
| er von allen 27 EU-Staaten und vermutlich auch diversen Regionalparlamenten | |
| ratifiziert werden. Massive Vorbehalte gegen das Mercosur-Abkommen gibt es | |
| auch in Frankreich und Irland. | |
| ## Sorge um Klimaschutz und Lebensmittelsicherheit | |
| Dass Berlin trotzdem daran festhalten will, sorgt für Verwunderung im | |
| Europaparlament. „Obwohl sich mehrere Mitgliedstaaten gegen das | |
| Mercosur-Abkommen ausgesprochen haben und die Kritik im Europaparlament | |
| immens ist, will die Bundesregierung noch dieses Jahr eine Abstimmung zu | |
| dem umstrittenen Abkommen herbeiführen“, sagte die deutsche EU-Abgeordnete | |
| Anna Cavazzini der taz. Ohne „massiven Druck auf die Kritiker“ oder eine | |
| Nachverhandlung werde dies nicht gehen, so die Grünen-Politikerin. | |
| Kritiker werfen den Mercosur-Staaten – allen voran Brasilien – vor, das | |
| Pariser Klimaabkommen zu brechen und die Umwelt zu gefährden. In Österreich | |
| und Frankreich fürchtet man auch um die Lebensmittelsicherheit. | |
| 2 Apr 2020 | |
| ## AUTOREN | |
| Eric Bonse | |
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