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# taz.de -- Wegen Corona-Ausbreitung: Ausgangssperre in Freiburg
> In der süddeutschen Stadt darf das Haus nur noch in dringenden Fällen
> verlassen werden. Die Diskussion um bundesweites Beschränkungen geht
> weiter.
Bild: Menschenleere Straßen am Abend in Freiburg: So ähnliche soll es künfti…
Berlin afp | Als erste Großstadt in Deutschland hat Freiburg im Kampf gegen
das [1][Coronavirus] eine allgemeine Ausgangssperre verhängt. Für
öffentliche Orte gilt ab Samstag ein „Betretungsverbot“, wie die
Stadtverwaltung am Donnerstagabend mitteilte. Möglich ist, dass
Ausgangsverbote noch auf ganz Deutschland zukommen: Darüber werden die
Ministerpräsidenten am Sonntag mit [2][Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU)]
beraten, wie der baden-württembergische Regierungschef Winfried Kretschmann
(Grüne) ankündigte.
Von der Ausgangssperre in der [3][230.000-Einwohner-Stadt Freiburg] gilt
aber eine Reihe von Ausnahmen. Das Verlassen der Wohnung ist bei
„dringenden Angelegenheiten“ weiterhin erlaubt. Arztbesuche, beruflich
bedingte Wege und Lebensmitteleinkäufe sind zulässig. Auch sportliche
Betätigung im Freien bleibt erlaubt, sofern diese allein oder mit
Mitgliedern der Familie ausgeübt wird, wie Oberbürgermeister Martin Horn
(parteilos) in den „Tagesthemen“ sagte.
Horn begründete die Maßnahme damit, dass die Stadt nur wenige Kilometer von
stark von der Pandemie betroffenen Gebieten Frankreichs und der Schweiz
entfernt liegt. Nach seinen Angaben wurde die Ausgangssperre auch deshalb
beschlossen, weil die Aufrufe zur Vermeidung sozialer Kontakte nicht
genügend beachtet wurden. Diese Botschaft sei „nicht in allen Köpfen
angekommen“.
Die Freiburger dürfen sich nach Angaben der Stadtverwaltung ab Samstag nur
noch allein, zu zweit oder mit Menschen aus dem eigenen Haushalt im Freien
aufhalten. Von allen anderen Menschen ist ein Mindestabstand von 1,50 Meter
zu wahren. Horn sagte, er rechne mit großem Verständnis der Freiburger für
die Maßnahme. Bei Verstößen würden jedoch der Vollzugsdienst der Stadt und
die Landespolizei einschreiten. In drei kleinen bayerischen Kommunen waren
bereits zuvor Ausgangssperren verhängt worden.
Laut Ministerpräsident Kretschmann wird es bei einer Telefonkonferenz mit
der Kanzlerin am Sonntag unter anderem um eine mögliche deutschlandweite
Ausgangssperre gehen. Es hänge von der Bevölkerung ab, ob die Maßnahmen
gegen die Pandemie verschärft werden müssten, mahnte Kretschmann im SWR.
Die Krise lasse sich nur „verlangsamen“, wenn „alle zusammenhalten“ und
sich an „die Regeln halten“. Merkel hatte am Mittwoch in einer
Fernsehansprache an die Bürger appelliert, sich an die Auflagen zur
Bekämpfung des neuartigen Coronavirus zu halten.
In Deutschland gelten bereits seit dieser Woche massive Einschränkungen des
öffentlichen Lebens. Schulen und Kitas sowie auch zahlreiche Geschäfte und
Freizeiteinrichtungen sind geschlossen. Die Bürger sind aufgerufen,
möglichst zu Hause zu bleiben und soziale Kontakte zu vermeiden. Dennoch
bilden sich nach wie vor Menschenmengen in Städten und Parks.
## Städtebund gegen deutschlandweite Ausgangssperre
Eine deutschlandweite Ausgangssperre lehnt der Städte- und Gemeindebund
gleichwohl entschieden ab. Die Bürger hielten sich weitgehend an die von
Bund, Ländern und Kommunen erlassenen Vorgaben, sagte Hauptgeschäftsführer
Gerd Landsberg den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Im Vordergrund sollte
immer wieder Aufklärung und Belehrung und nicht Zwang stehen“, betonte er.
Auch sei eine flächendeckende Ausgangssperre ohnehin „kaum zu
kontrollieren“, sagte Landsberg. Auf einzelne Orte oder Stadtteile
begrenzte Ausgehverbote sollten jedoch seiner Ansicht nach unter Umständen
erlassen werden – etwa dann, wenn dort „Teile der Bevölkerung die Regeln
nicht beachten“.
## Befristung gefordert
Der Chef der Bundesärztekammer Klaus Reinhardt plädierte dafür, die
massiven Einschränkungen im öffentlichen Leben schon jetzt klar zu
befristen und ein Ausstiegsszenario vorzubereiten. Die Maßnahmen ließen
sich nicht „monatelang fortführen“, sagte Reinhardt dem Redaktionsnetzwerk
Deutschland. „Die jetzigen Einschränkungen hält unsere Gesellschaft nicht
ewig durch.“ Die Ängste und Sorgen „würden die Menschen psychisch
überfordern“.
Allein aus psychologischen Gründen solle deshalb den Menschen vermittelt
werden, dass die Maßnahmen zeitlich begrenzt seien, forderte Reinhardt.
Ausgangssperren lehnt er strikt ab. Sie seien „kontraproduktiv“, da sie
„eine gespenstische Atmosphäre“ erzeugten, welche die Menschen extrem
ängstige.
20 Mar 2020
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