| # taz.de -- Zehn Jahre Demos gegen Stuttgart 21: Protestkräfte besser einsetzen | |
| > Das Aktionsbündnis hat Recht behalten. Es wäre aber besser, das | |
| > Unabwendbare zu akzeptieren und Einfluss auf das frei werdende Gelände zu | |
| > nehmen. | |
| Bild: Die 499. Montagsdemonstration gegen den Bahnhof Ende Januar | |
| Zehn Jahre lang Woche für Woche hunderte Bürgerinnen und Bürger auf die | |
| Straße zu bringen, [1][500 Mal gegen das irrwitzigste Verkehrsprojekt der | |
| Republik] demonstrieren – dafür braucht es Überzeugungskraft und | |
| Durchhaltevermögen. Das Stuttgarter Aktionsbündnis hat beides bewiesen. | |
| Selbst dann noch, als ihnen die Mehrheit der Menschen in Baden-Württemberg | |
| und sogar in Stuttgart bei der Volksabstimmung eine Niederlage bereitet | |
| hat. | |
| Die S21-Gegner haben mit fast allen ihren Befürchtungen bisher Recht | |
| behalten. [2][Mit der Kostenexplosion zum Beispiel]. Aber am Ende geht es | |
| bei Stuttgart 21 nicht um Leben oder Tod, sondern „nur“ um einen Bahnhof. | |
| Allerdings mit derzeit 8,3 Milliarden Euro Gesamtkosten den wahrscheinlich | |
| teuersten der Welt. Und noch dazu einen, bei dem nicht geklärt ist, ob er | |
| dem Verkehrsaufkommen gewachsen sein wird. Aber inzwischen ist der Bau des | |
| Tiefbahnhofs und der neuen Streckenführung so weit fortgeschritten, dass | |
| das Projekt nicht mehr umkehrbar ist, auch wenn die Gegner noch immer an | |
| einem Rückbauplan schreiben. | |
| Besser wären die Protest-Kräfte eingesetzt, wenn die Bewegung das | |
| inzwischen Unabwendbare akzeptieren würde und sich ab jetzt geschlossen für | |
| eine Kombi-Lösung aus Tiefbahnhof und einem zusätzlichen Nahverkehrsbahnhof | |
| einsetzen würde. Eine Lösung, die sicherstellt, dass Stuttgart nicht zum | |
| Nadelöhr wird, wenn die Bahn, wie angekündigt, künftig ihr | |
| Verkehrsaufkommen verdoppeln möchte. Und außerdem sollten die Kritiker der | |
| Stadt streng auf die Finger schauen, wenn der Bebauungsplan für das frei | |
| werdende Gelände mitten in der Stadt entworfen wird. | |
| Wer auch immer Stuttgart nach der Oberbürgermeisterwahl im Herbst regieren | |
| wird: Es sollte klar sein, dass das neue Stadtviertel kein Luxus-Ghetto | |
| werden darf, sondern vor allem bezahlbaren Wohnraum in einer der teuersten | |
| Städte Deutschlands bieten muss. „Oben bleiben“, der Slogan der Gegner, hat | |
| sich überlebt. „Oben sozial – unten leistungsfähig“ könnte der Schlach… | |
| für die nächsten 500 Montagsdemos lauten. | |
| 3 Feb 2020 | |
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| ## AUTOREN | |
| Benno Stieber | |
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