# taz.de -- Populismus in Ungarn: Orbáns Kreuzzug | |
> Auch das noch: Ungarns Ministerpräsident will mit einer neuen | |
> Volksbefragung die Justiz zurechtbiegen. | |
Bild: Viktor Orbán will mehr | |
Da glaube mal einer, [1][Ungarns rechtspopulistischer Ministerpräsident | |
Viktor Orbán] verstünde nichts von seinem Job. Von wegen. Der Mann hat sein | |
Ohr am Volk. Schon im kommenden Monat sollen sich die UngarInnen zu | |
angeblichen Grenzüberschreitungen der Justiz äußern dürfen. Dass derartige | |
Befragungen, die Orbán regelmäßig aus dem Hut zieht, keine juristischen | |
Konsequenzen haben und bei der Auswertung von Transparenz keine Rede sein | |
kann – Schwamm drüber. | |
Diesmal will sich die Regierung an Strafgefangenen und Roma (mal wieder) | |
abarbeiten. Wo käme man auch hin, sollte Gefängnisinsassen, die unter | |
menschenunwürdigen Bedingungen ihre Strafe verbüßen, dafür eine | |
Entschädigung vom Staat erhalten. Frei nach dem Motto: Im Knast und noch | |
privilegiert? Und dann die Roma. Die sollten doch froh sein, überhaupt eine | |
Schule besuchen zu dürfen – wenn auch fein säuberlich getrennt von den | |
„echten“ UngarInnen. Doch anstatt endlich mal zu arbeiten, ziehen die, in | |
Orbáns Augen Sozialschmarotzer, auch noch vor Gericht und erstreiten ein | |
Schmerzensgeld. | |
Hinter all diesen Fehlentwicklungen steht, wie könnte es anders sein, der | |
US-Milliardär Georges Soros – Hassobjekt par exellance von Orbán und seiner | |
Regierungspartei Fidesz. Soros, dessen [2][Universität (CEU) erfolgreich | |
aus dem Land gegrault] wurde, begnügt sich Orbán zufolge offensichtlich | |
nicht mehr damit, das arme Ungarn mit MigrantInnen und Geflüchteten zu | |
fluten. Jetzt hat er offensichtlich auch noch bei nationalen Gerichten | |
seine Finger im Spiel und bringt über dubiose Netzwerke Prozesse auf den | |
Weg. | |
Orbáns jüngstes Ansinnen, die Justiz weiter auf Linie zu bringen, dürfte | |
[3][auch Brüssel wieder einiges Kopfzerbrechen bereiten]. Bisher hatten | |
[4][Budapests Versuche, Rechtsstaat und Demokratie zu demontieren,] außer | |
Ankündigungen keine Folgen. Die Eröffnung eines entsprechenden Verfahrens | |
nach Artikel sieben hängt im EU-Ministerrat fest – dem | |
Einstimmigkeitsprinzip und Polen sei Dank. Apropos EU: Vielleicht sollte | |
Orbán mal eine Volksbefragung über die absurde Verschleuderung von | |
EU-Geldern auf die Tagesordnung setzen. Dazu hätten seine Landsleute, man | |
denke nur an den Bau einer Eisenbahn in Orbáns Heimatdorf Felcsút, wohl | |
einiges zu sagen. | |
17 Feb 2020 | |
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## AUTOREN | |
Barbara Oertel | |
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