# taz.de -- Hochschulgesetz in Ungarn: Aus für Soros-Universität | |
> Jahrelang hat die ungarische Regierung die von dem US-Milliardär | |
> gegründete Hochschule gegängelt. Jetzt zieht die Uni nach Wien. | |
Bild: Wehrhafte Akademiker: Noch im Oktober demonstrierten sie in Budapest gege… | |
Wien taz | Die von dem US-Milliardär George Soros gegründete Central | |
European University (CEU) wird Ungarn verlassen. Was Rektor Michael | |
Ignatieff da am Montag in Budapest bekanntgab, kam nicht überraschend: „Die | |
CEU wurde gezwungen wegzugehen.“ | |
Das sei beispiellos: „Eine US-Institution wurde aus einem Land vertrieben, | |
das ein Alliierter in der Nato ist. Eine europäische Institution wurde aus | |
einem EU-Mitgliedstaat verdrängt.“ Die CEU wird jetzt nach Wien | |
übersiedeln, wo Stadt und Bundesregierung der renommierten Hochschule Asyl | |
angeboten haben. | |
Die CEU mit ihren derzeit 1.200 Master- und Doktoratsstudenten bietet | |
Interessenten, die zu je einem Drittel aus Ungarn, aus dem ehemaligen | |
Ostblock und aus dem Rest der Welt kommen, eine anerkannt qualitative | |
Ausbildung in englischer Sprache an. Neben Jura und Sozialwissenschaften | |
kann man auch Business und Network Science belegen. | |
Ihr Wegzug hat eine lange Vorgeschichte. | |
## Staatsfeind Nr. 1 | |
Anfang 2017 verabschiedete das Parlament ein neues Hochschulgesetz, das für | |
ausländische Universitäten neue Auflagen schuf. Sie waren so formuliert, | |
dass man schnell von einer „Lex CEU“ sprach. Wichtigste Bedingung war die | |
Existenz eines funktionierenden Campus im Ursprungsland. Darüber verfügte | |
die 1991 in Budapest gegründete Universität damals nicht. | |
Inzwischen gibt es eine Kooperation mit dem Bard College im Bundesstaat New | |
York. Der damalige Staatssekretär für Hochschulen László Palkovics – | |
inzwischen zum Minister für Technologie und Innovation aufgestiegen –, hat | |
den Campus im April besucht und die Erfüllung des Kriteriums bestätigt. | |
Seit Oktober 2017 liegt ein Abkommen mit dem Staat New York auf dem | |
Schreibtisch von Premier Viktor Orbán. Allein, der Regierungschef hat nicht | |
unterschrieben. | |
Orbán war selbst einst Stipendiat der liberalen Open Society Foundation | |
des in Ungarn geborenen Holocaust-Überlebenden George Soros. Mittlerweile | |
hat Orbán Soros zum Staatsfeind Nummer eins erklärt. Obán fährt seit Jahren | |
eine aggressive Kampagne gegen Soros' angeblichen Plan, Europa mit | |
Flüchtlingen zu „überfluten“. Oft auch mit unverhohlenen antisemitischen | |
Untertönen. | |
## „Ein abgefeimtes Manöver“ | |
Die Open Society Foundation war deswegen [1][bereits im Mai von Budapest | |
nach Berlin] gezogen. | |
Die Regierung Orbán kommentierte den Auftritt des Rektors nicht. Aber | |
Regierungssprecher Kovács, auch ein Absolvent der CEU, hat vor Kurzem den | |
bevorstehenden Abzug der CEU als „weiteres abgefeimtes Manöver, eine List | |
im Stil von Soros“ bezeichnet. | |
Ab 1. Januar dürfen keine neuen Studierenden mehr aufgenommen werden. Jene, | |
die bis 2020 ihren Abschluss machen, dürfen bleiben. Die in den USA | |
akkreditierten Programme werden ab September 2019 in Wien weitergeführt. | |
Bis in fünf Jahren der Vollbetrieb starten kann, wird es ein Provisorium | |
geben. | |
3 Dec 2018 | |
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## AUTOREN | |
Ralf Leonhard | |
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