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# taz.de -- Anschlagsversuche in den USA: Rohrbomben an Trumps Kritiker
> Bomben an Clinton, Obama, Soros und andere: Während das FBI fahndet, hat
> der Präsident die Medien als Mitschuldige ausgemacht.
Bild: CNN berichtete live über den eigenen Bombenalarm und die Evakuierung
New York taz | In New York ertönte am Mittwochmittag ein durchdringendes
Warnsignal gleichzeitig auf zigtausenden Mobiltelefonen. Am Posteingang des
TV-Senders CNN war [1][ein verdächtiges Paket gefunden worden]. Der Sender
sowie das viel besuchte benachbarte Einkaufszentrum in einem Hochhaus am
Columbus Circle wurden geräumt.
Es handelte sich um eine von mindestens sieben Bomben, die an DemokratInnen
sowie Prominente in Medien und Geschäftswelt verschickt worden waren. Die
improvisierten Rohrbomben wurden unter anderem an den früheren Präsident
Barack Obama, den Milliardär George Soros, die ehemalige Außenministerin
Hillary Clinton, zwei demokratische Abgeordnete aus Kalifornien und Florida
und, via CNN, den Ex-CIA-Chef John Brennan versandt.
Es handelt sich um eine der konzentriertesten Briefbombenserien der
US-Geschichte. Die ErmittlerInnen warnen davor, dass weitere solcher Pakete
in braunen Umschlägen mit Wattierungen aus Plastikbläschen unterwegs sein
könnten. FBI-Chef Christopher Wray forderte seine Landsleute dazu auf,
nichts Verdächtiges anzufassen. Zugleich vermuten die ErmittlerInnen, dass
sämtliche Rohrbomben aus derselben Quelle stammen.
In selten gewordener Einmütigkeit verurteilten PolitikerInnen beider
Parteien die Anschlagsversuche und mahnten zur nationalen Einheit. Der
republikanische Senatschef Mitch McConnell sprach von einem „versuchten Akt
von nationalem Terrorismus“. Bill de Blasio, der demokratische
Bürgermeister von New York, erklärte am Mittwoch, „dies ist ein Terrorakt,
mit dem die freie Presse und die Führer dieses Landes durch gewalttätige
Akte angegriffen werden sollen“.
## Vorwürfe gegen Trump
Donald Trump, der in der Vergangenheit jede einzelne Person und
Institution, die eine Briefbombe erhalten hat, angegriffen und oft
persönlich beleidigt hatte, sprach am Mittwochabend so versöhnlich, als
wäre er ein Friedensstifter: „Es gibt keinen Platz für Drohungen und
politische Gewalt in den Vereinigten Staaten von Amerika.“ Gleichzeitig sah
er die Schuld für die Verrohung der Debatte aber bei den Medien.
Der Präsident von CNN, Jeff Zucker, wollte sich am Mittwoch nicht mit
Trumps' Gerede über einen nationalen Schulterschluss zufrieden geben.
Zucker bescheinigte dem Präsidenten, dass er nicht die geringste Ahnung
davon habe, wie „ernst seine kontinuierlichen Attacken gegen die Medien“
seien. JournalistInnen sind für Trump „Feinde des Volkes“ und CNN ist ein
Sender, dessen ReporterInnen er wiederholt mit dem Hinweis auf ihre
angeblichen „Fake News“ bei seinen Pressekonferenzen Fragen verbot.
Im Internet bekam der bislang unbekannte Rohrbombenbastler schnell den
Spitznamen „MAGA-Bomber“ – eine Anspielung auf den
Make-America-Great-Again-Slogan von Trump. Zahlreiche mediale
Trump-Anhänger und rechte BloggerInnen – von Rush Limbaugh bis Anne Coulter
– streuten am Mittwoch das Gerücht, die Bomben seien eine „demokratische
Falschmeldung“.
## Sendungen vom Geheimdienst abgefangen
Wie bei den Rohrbomben, die in Kalifornien, in Florida und in Washington
ankamen, kam auch bei CNN niemand zu Schaden. Welchen Zündmechanismus die
Pakete hatten und ob eine Explosion möglich gewesen wäre, sagten die
ErmittlerInnen nicht.
In den meisten Fällen haben MitarbeiterInnen des Geheimdienstes die
Postsendungen abgefangen. Die Rohrbomben gerieten erst gar nicht in die
Hände der AdressatInnen. Der Absender war zwar offensichtlich äußerst
entschlossen, doch in mehreren Fällen fehlten ihm – oder ihr – korrekte
Adressinformationen. So ist Ex-CIA Chef Brennan zwar manchmal auf CNN, aber
er tritt häufiger bei MSNBC und NBC auf. Und so war die Adresse von
Ex-Justizminister Eric Holder so falsch, dass das an ihn gerichtete Paket
bei der ehemaligen Chefin der Demokratischen Partei, Debbie Wasserman
Schultz landete, die als Absenderin angegeben worden war. Ihr Name
allerdings war falsch geschrieben.
US-AmerikanerInnen dachten bei den Bombennachrichten unverzüglich an zwei
andere Serien von Briefbomben. Die eine zog sich über mehr als zwei
Jahrzehnte hin – von 1975 bis 1996 – während derer Ted Kaczynski als
sogenannter Unabomber per Post Briefbomben verschickte, die drei Menschen
töteten und 23 verletzten. Er wurde zu „mehrfach lebenslänglich“ verurtei…
und sitzt seine Haftstrafe ab. Die zweite Serie fand kurz nach den
Attentaten des 11. September 2001 statt. Damals kamen in Washington mehrere
Briefe mit eine Puder an, das gefährliche Anthrax-Bakterien enthielt.
25 Oct 2018
## LINKS
[1] /Anschlagsversuche-in-den-USA/!5545812
## AUTOREN
Dorothea Hahn
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