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# taz.de -- Kommentar Briefbomben in den USA: Auf dem Weg in die Sprachlosigkeit
> Wie konnte die Feindseligkeit der politischen Lager in den USA so
> eskalieren? Alle Seiten sehen jemand anderen in der Verantwortung.
Bild: Donald Trump machte die „endlose Feindseligkeit“ der US-Medien mitver…
Über die wirklichen [1][Hintergründe der Briefbombenserie in den USA] kann
bislang nur spekuliert werden. Weder Täter noch Motiv sind bekannt. Nur die
Reihe der PaketempfängerInnen weist darauf hin, dass da womöglich ein sehr
überzeugter Anhänger des US-Präsidenten Donald Trump sich bastlerisch
betätigt haben könnte.
Die Reaktionen in den USA sind so heftig wie erwartbar. Die Demokraten
beschuldigen Trump, mit seiner aggressiven Rhetorik solche Gewaltakte recht
direkt befördert zu haben. Der koffert zurück, die Medien sollten
gefälligst aufhören, so viele Fake News zu verbreiten, man sehe ja, zu was
das führe. Und das Ganze nur gut zehn Tage vor den Midterm Elections, die
darüber entscheiden, ob Trump weiterhin über Mehrheiten in beiden Kammern
des Kongresses verfügen wird.
Die Kultur des öffentlichen Diskurses ist zum Trauerspiel verkommen. Der
Verfallsprozess ist nicht neu, hat allerdings unter Donald Trump an Fahrt
aufgenommen. Nein, nicht einmal eine statistisch relevante Minderheit auch
der Trump-Anhänger würde gern die politischen Gegner umbringen.
Wie bei den meisten Brief- oder Paketbombenserien in der Geschichte dürfte
es sich auch diesmal um einen durchgeknallten Einzelnen handeln. Den
allerdings gäbe es so nicht ohne eine ausgeprägte Lagerbildung, die den
politisch Andersdenkenden nicht als Gegner betrachtet, sondern als Feind.
Und dieses Denken fördert Trump tatsächlich mit fast jedem Tweet.
## „Fakten sind langweilig, Verleumdungen spannender“
Bislang ist durch die Rohrbomben noch niemand zu Schaden gekommen –
hoffentlich bleibt das so. Jetzt zu glauben, die verrohte Atmosphäre habe
gar keine Opfer gefordert, ist aber falsch. Schwarze, Latinos, Linke,
Antifas, Feministinnen, LGBTIQ – sie alle berichten schon seit Trumps
Wahlsieg von zunehmenden Aggressionen, von immer mehr Übergriffen. Diese
sind nur selten Gegenstand landesweiter oder gar internationaler
Berichterstattung.
Das Problem ist, dass es unglaublich schwierig ist, in der politischen
Debatte wieder auf Zimmerlautstärke zu kommen. Wer das versucht, wird
zunächst einfach überhört. Also brüllen alle immer weiter, immer lauter,
immer gemeiner, immer verleumderischer.
In diesem, und nur in diesem Punkt könnte [2][Donald Trump mit seiner
Medienschelte] recht haben – obwohl er es gar nicht so meint: Ohne die
Verstärker- und Lautsprecherfunktion der Medien hätten es Leute wie er
niemals ins höchste politische Amt der USA geschafft. Fakten sind
langweilig, Verleumdungen sind spannender. Wer liefern kann, dominiert die
News.
Vergleicht man eine Trump-Rede mit einer Ansprache des Präsidenten und
gelernten Hollywood-Schauspielers Ronald Reagan in den 1980er Jahren,
klingt das wie der Unterschied zwischen einer sehr betrunkenen
Karnevalsrede und einer Philosophie-Vorlesung. Der Diskurs ist nicht nur
verroht, er ist auch unglaublich verblödet. Trump ist gleichzeitig Produkt
und Beförderer dieser Veränderung. Am Ende dieses Prozesses steht die
vollkommene Sprachlosigkeit. Und wer auch immer die Paketbomben verschickt
hat: Er nimmt diesen Endzustand bereits vorweg.
25 Oct 2018
## LINKS
[1] /Sprengsaetze-an-Clintons-und-Obamas/!5545790
[2] /Anschlagsversuche-in-den-USA/!5545812
## AUTOREN
Bernd Pickert
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