# taz.de -- Demonstrationen in Ungarn: Protest gegen Orban-Regierung | |
> In Budapest gehen abermals tausende Menschen auf die Straße. Sie | |
> demonstrieren gegen eine Änderung im Arbeitsrecht. Es ist der vierte | |
> Protest seit wenigen Tagen. | |
Bild: Lichtermeer gegen Orban: der Demonstrationszug am Sonntag in Ungarns Haup… | |
Budapest ap | Tausende Menschen sind in Ungarn abermals gegen die Regierung | |
von Ministerpräsident Viktor Orban auf die Straße gegangen. Bei | |
Minustemperaturen skandierten Teilnehmer am Sonntag vor dem Parlament in | |
Budapest Parolen. Fürsprecher der Demonstranten teilten gegen eine | |
Gesetzesänderung am Arbeitsrecht aus, die Abgeordnete am Mittwoch gebilligt | |
hatten. Die Redner mahnten zum friedlichen und würdevollen Protest, doch | |
wurden einige immer aufgebrachter. „Wir haben genug!“, brüllten sie, und | |
„Streik, Streik, Streik!“ | |
Es war der vierte Protest seit Mittwochabend. Der Unmut richtet sich vor | |
allem gegen [1][ein neues Gesetz], durch das Unternehmen Mitarbeitern | |
künftig bis zu 400 Überstunden pro Jahr auferlegen können statt der bisher | |
erlaubten 250. Der Zeitrahmen für eine Begleichung angehäufter Überstunden | |
wird überdies von zwölf Monaten auf bis zu drei Jahren ausgeweitet. | |
Kritiker sehen in den Änderungen eine Einschränkung der Rechte von | |
Arbeitern. Der Staat will mit den Maßnahmen hingegen den wachsenden | |
Arbeitskräftemangel auffangen. | |
In den Demonstrationen drücken sich aber auch Klagen über andere Aspekte | |
der Politik der Orban-Regierung aus, etwa ein ebenfalls am Mittwoch | |
verabschiedetes Gesetz, das die Schaffung eines eigenen Gerichts für | |
Verwaltungsangelegenheiten vorsieht. | |
Bei den regierungskritischen Protesten kam es teils zur Gewalt. Am | |
Donnerstag warfen einige Demonstranten Flaschen und Rauchbomben auf | |
Bereitschaftspolizisten, die das Parlamentsgebäude bewachten. Laut Polizei | |
wurden zwei Beamte verletzt. Nach dem formalen Ende der Kundgebung vom | |
Sonntag marschierten Hunderte Protestler neben der Donau und blockierten | |
mindestens zwei wichtige Straßenbrücken. Die Polizei flankierte den Zug. | |
Eine Demonstrantengruppe skandierte zudem Parolen für mehr Pressefreiheit | |
und kündigte an, zum Gebäude des Staatsfernsehens ziehen zu wollen. Dann | |
setzten Beamte Tränengas ein, um die Menge in Schach zu halten und zu | |
zerstreuen. | |
In die Proteste haben sich mittlerweile unterschiedliche Akteure aus dem | |
ganzen politischen Spektrum Ungarns eingeklinkt. Auch Mitglieder von Jobbik | |
mischen mit – eine in ihren Ursprüngen rechtsextreme Partei, die sich als | |
„Volkspartei“ neu zu erfinden versucht. Ein Block aus linken und liberalen | |
Oppositionsparteien, Gewerkschaften sowie Unterstützern der vom | |
ungarisch-amerikanischen Milliardär George Soros gegründeten privaten | |
Central European University haben sich dem Protest auch angeschlossen. | |
Soros' Universität hatte im Übrigen erst [2][vor kurzem angekündigt], ihren | |
Sitz von Budapest nach Wien zu verlegen. Orbans Regierung habe sie | |
„verjagt“, hieß es zur Begründung. | |
Verbündete des Ministerpräsidenten haben die Proteste als Werk liberaler | |
Gruppen bezeichnet, die von Soros unterstützt würden. Orbans Stabschef | |
Gergely Gulyás warf Teilnehmern der Demonstration vom Donnerstag etwa vor, | |
zu dem Investor zu gehören und „offenen antichristlichen Hass“ zu zeigen. | |
In einer Reaktion auf den Protest vom Sonntag zeigte sich ein | |
Regierungssprecher in einer E-Mail versöhnlicher. Bürger hätten ein | |
verfassungsgemäßes Recht auf freie Versammlungen, solange dabei keine | |
Gesetze gebrochen würden. | |
17 Dec 2018 | |
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