| # taz.de -- Streit um Wahlrechtsreform: Die Union mauert | |
| > Direktmandate blähen den Bundestag immer weiter auf. CSU und CDU wollen | |
| > aber die Zahl der Wahlkreise nicht verringern. | |
| Bild: Mit CDU und CSU gibt es keine Reform: Annegret Kramp-Karrenbauer (re.) un… | |
| Berlin taz | Die CSU im Bundestag beharrt bei einer [1][geplanten | |
| Wahlrechtsreform] auf der Beibehaltung der derzeit 299 Wahlkreise und | |
| spricht sich gegen eine Begrenzung der Direktmandate aus. Das hat am | |
| Dienstag CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt in Berlin klargestellt. | |
| Der Bundestag ist seit 2017 mit 709 Abgeordneten so groß wie noch nie, | |
| seine Normgröße liegt bei 598 Abgeordneten. Nach der Wahl im Jahr 2021 | |
| könnte er auf über 800 Abgeordnete anwachsen. Bundestagspräsident Wolfgang | |
| Schäuble hat deshalb die Parteien aufgefordert, sich bis Ende Januar auf | |
| einen Kompromiss zu einigen. Dieses Ziel scheint zu scheitern. | |
| Alexander Dobrindt erklärte, einen Wahlkreis zu gewinnen und dann das | |
| Mandat dafür nicht zugeteilt zu bekommen, sei undenkbar. „Wer das richtig | |
| findet, wird eher die Kritiker der Demokratie bestärken.“ Die Wähler würden | |
| es jedenfalls nicht verstehen, dass der Kandidat, dem sie zum Sieg | |
| verholfen haben, nicht in den Bundestag einziehen könne. Die CSU wolle ein | |
| Modell, das die Zahl der Abgeordneten begrenzt, die Zahl der 299 Wahlkreise | |
| aber beibehalte. Hintergrund ist, dass seine Partei in Bayern zuletzt alle | |
| 46 Wahlkreise direkt gewonnen hat. | |
| Der Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion, Michael | |
| Grosse-Brömer, sagte ebenfalls am Dienstag, es liefen nach wie vor | |
| interfraktionelle Gespräche, um die Zahl der Mandate zu begrenzen. „So zu | |
| tun, als seien wir die Truppe, die sich einer Wahlrechtsreform sperrt, ist | |
| falsch.“ | |
| ## CDU will „Kontinuität“ | |
| Dennoch sieht auch er eine Reduzierung der Zahl der Wahlkreise skeptisch. | |
| Die Wahlkreise seien ein wichtiger Punkt beim Stichwort Bürgernähe, das | |
| sehe man bei der CDU genauso wie die CSU. Es sei „leicht, das zu fordern – | |
| aber schwer, einen Kompromiss zu finden“. Eine Änderung bei den Wahlkreisen | |
| bedeute zudem intensive Verwaltungsänderungen. Auch aus diesem Grund mache | |
| Kontinuität bei den Wahlkreisen „sehr viel Sinn“, sagte Grosse-Brömer. | |
| Der Vizepräsident des Bundestages, Thomas Oppermann, hatte am Wochenende | |
| gewarnt, gelinge es nicht, bis Ostern eine Reform zu beschließen, „dann | |
| beschädigen wir das Vertrauen in die parlamentarische Demokratie“. Seine | |
| Partei, die SPD, plädiert für eine Variante, bei der die Zahl der | |
| Abgeordneten durch eine „Obergrenze“ gesetzlich gedeckelt werden soll. Die | |
| Große Koalition müsse zügig eine Regelung finden, „sonst blamiert sie sich | |
| bis auf die Knochen“. | |
| Anmerkung der Redaktion: In einer ersten Version dieses Artikels hieß es, | |
| Thomas Oppermann sei Fraktionsvorsitzender der SPD im Bundestag. Das ist er | |
| seit 2017 nicht mehr. Wir bedauern diesen Fehler. | |
| 28 Jan 2020 | |
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| ## AUTOREN | |
| Anja Maier | |
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