| # taz.de -- Nachfolge von AKK: Zügige Entscheidung gefordert | |
| > Unionspolitiker drängen auf eine rasche Klärung der Machtfrage. Offenbar | |
| > hat Friedrich Merz bereits seine Kandidatur für den Vorsitz angekündigt. | |
| Bild: Wer folgt auf AKK? Vor den Gesprächen plant Merz bereits seine Kandidatur | |
| Berlin taz/dpa | Alles gerät ins Rutschen in der CDU. Eigentlich wollte die | |
| scheidende Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer ihre Nachfolge und die | |
| Kanzlerkandidatur auf dem regulären Parteitag im Dezember klären. Und den | |
| Prozess „von vorne“ führen. Doch das war illusorisch. | |
| [1][Kramp-Karrenbauer, fortan eine Königin ohne Land], hat in dem | |
| anstehenden Prozess nicht mehr viel zu sagen. | |
| Das zeigen auch Meldungen von Mittwochabend: Laut dpa will sich | |
| Ex-Unionsfraktionschef Friedrich Merz für den CDU-Vorsitz bewerben. Die | |
| Nachrichtenagentur bezieht sich dabei auf das engste Umfeld des | |
| CDU-Politikers. Merz sei entschlossen, zu kandidieren, wisse die | |
| Parteibasis hinter sich und fühle sich durch aktuelle Umfragen ermutigt, | |
| hieß es. | |
| Spekulationen darüber, er sei bereit, unter einem möglichen | |
| Parteivorsitzenden Armin Laschet Wirtschaftsminister zu werden, seien ein | |
| theoretisches Szenario, hieß es aus dem Umfeld des 64-Jährigen weiter. | |
| Mögliche Posten könnten derzeit noch nicht verteilt werden. Zugleich wurde | |
| im Umfeld von Merz betont, er sei offen für eine Mitgliederbefragung, aber | |
| nicht für einen bindenden Mitgliederentscheid. | |
| Dabei hatte „AKK“ andere Pläne: Erst ab kommender Woche möchte sie | |
| Gespräche [2][mit potenziellen Nachfolgern führen]. Völlig unklar ist nach | |
| Angaben aus Parteikreisen bislang, ob es einen Sonderparteitag zur Kür von | |
| Kanzlerkandidat und neuem Vorsitzenden geben wird. Der reguläre Parteitag | |
| im Dezember in Stuttgart soll demnach auf jeden Fall stattfinden. Dort soll | |
| unter anderem das neue CDU-Grundsatzprogramm verabschiedet werden. | |
| ## Ein halbjähriges Machtvakuum wäre für die CDU fatal | |
| Die noch amtierende Parteivorsitzende Kramp-Karrenbauer wollte sich Zeit | |
| lassen, um ihre Nachfolge zu regeln. Doch mehrere wichtige Unionspolitiker | |
| ignorierten ihre Ansage und drängten auf eine schnellere Entscheidung. „Je | |
| eher es zu vernünftigen Entscheidungen kommt, desto besser“, sagte CSU-Chef | |
| Markus Söder der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Auch Unionsfraktionschef | |
| Ralph Brinkhaus (CDU) warnte vor der Gefahr, „dass wir uns jetzt | |
| elendiglich lange mit Personaldebatten beschäftigen“. Ähnlich sah es | |
| Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU). Wichtige Landesverbände, | |
| etwa Baden-Württemberg, forderten ebenfalls eine zügige Entscheidung. | |
| Die Aussicht auf ein mehr als halbjähriges Machtvakuum ist für die CDU | |
| maximal unattraktiv. Die Medien würden vor allem übers Personal | |
| spekulieren, Inhalte träten in den Hintergrund. In Baden-Württemberg und | |
| Rheinland-Pfalz stehen im März nächsten Jahres Landtagswahlen an. Die | |
| wahlkämpfenden Christdemokraten brauchen möglichst schnell stabile | |
| Verhältnisse im Bund. | |
| Die Appelle konnte Kramp-Karrenbauer nicht ignorieren. Ein früherer | |
| Parteitag sei wahrscheinlich, sagte ein CDU-Sprecher am Mittwoch. | |
| Entscheidend ist, ob sich die Interessenten für Parteivorsitz und | |
| Kanzlerkandidat gütlich einigen – oder ob es zu einem Wettbewerb kommt. | |
| Nachdem Merz sich am Mittwochabend mit seiner Kandidatur geoutet hat, | |
| bleibt noch offen, wie sich andere heiß gehandelte Kandidaten verhalten | |
| werden. Ins Rennen gehen könnten noch Gesundheitsminister Jens Spahn und | |
| Armin Laschet, Ministerpräsident in Nordrhein-Westfalen. Söder nimmt sich | |
| im Moment verbal aus dem Spiel, aber das muss nichts heißen. Der | |
| machtbewusste Bayer kann seine Meinung noch ändern. | |
| ## „Kampfkandidaturen kein gutes Signal“ | |
| Söder plädierte für die gütliche Lösung. „Kampfkandidaturen sind in der | |
| jetzigen Situation kein gutes Signal und bringen nicht die erforderliche | |
| innerparteiliche Geschlossenheit.“ Stattdessen müssten sich führende Köpfe | |
| in der Union zusammensetzen und sich „ehrlich in die Augen schauen“. Spahn | |
| und Laschet halten sich bisher damit zurück, Ambitionen öffentlich zu | |
| machen. Kramp-Karrenbauer will laut Medienberichten kommende Woche | |
| Gespräche mit Interessenten führen. | |
| Auch ein Wettbewerb ist denkbar. Als Angela Merkel Merkel im Oktober 2018 | |
| ihren Rückzug aus dem Parteivorsitz verkündet hatte, organisierte die CDU | |
| mehrere Regionalkonferenzen, bei denen sich Merz, Spahn und | |
| Kramp-Karrenbauer der Basis vorstellten. Ein Parteitag fällte dann im | |
| Dezember 2018 die Entscheidung für Kramp-Karrenbauer. So könnte es wieder | |
| laufen. „Die Regionalkonferenzen haben sich bewährt“, sagte der | |
| CDU-Sprecher. Aber auch hier gibt es Widerspruch. Söder etwa findet die | |
| Regionalkonferenz logischerweise „nicht sinnvoll“. | |
| Und dann wäre da ja noch Angela Merkel. Kramp-Karrenbauer begründete ihren | |
| Rückzug auch damit, dass „die Trennung von Kanzlerschaft und Parteivorsitz“ | |
| die CDU schwäche. Ein zügig gekürter Nachfolger hätte bis zum regulären | |
| Termin der Bundestagswahl im Herbst 2021 dasselbe Problem. Aber würde | |
| Merkel deshalb ihr Amt aufgeben? Sie macht keinerlei Anstalten – und in der | |
| zweiten Jahreshälfte übernimmt Deutschland die Ratspräsidentschaft in der | |
| EU. Merkel könnte dem neuen CDU-Vorsitzenden bis zum Schluss erhalten | |
| bleiben. | |
| 12 Feb 2020 | |
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| ## AUTOREN | |
| Ulrich Schulte | |
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