| # taz.de -- Trumps Nahost-Friedensplan: Nur heiße Luft | |
| > Was auch immer US-Präsident Trump mit seinem sensationell schlecht | |
| > konzipierten Nahost-Deal vorhatte: Frieden stiften wollte er nie. | |
| Bild: Protest gegen Trumps im Westjordanland: Jugendliche werfen Steine gegen i… | |
| US-Präsident Donald Trump ist nicht der Erste, der sich am Nahostkonflikt | |
| die Zähne ausbeißt. Bill Clinton nahm sich viel Zeit, als er Israelis und | |
| Palästinenser im Sommer 2000 nach Camp David einlud. Und Jahre später | |
| versuchte sich kurzfristig Barack Obama als Friedensbringer, kassierte den | |
| Nobelpreis und ward fortan nicht mehr gehört. Die mit Trumps | |
| „Jahrhundertdeal“ Beauftragten gingen in einem Punkt klüger vor als ihre | |
| Vorgänger: Sie setzten stark auf arabisches Zutun. | |
| Jason Greenblatt, US-Sondergesandter und Partner von Trump-Schwiegersohn | |
| Jared Kushner bei der Mission, trägt zwar Kippa, suchte seine | |
| Gesprächspartner aber dennoch nicht in Jerusalem, sondern in Jordanien, | |
| Ägypten und am Golf. Greenblatt brauchte arabische Verbündete, um Druck auf | |
| die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) ausüben zu können und um | |
| das teure Projekt zu finanzieren. 50 Milliarden Dollar brachte Kushner ins | |
| Gespräch. Eine verlockende Summe, die die Palästinenser trotzdem wenig | |
| beeindruckt. Sie lassen sich nicht kaufen. „Peace to Prosperity“ (Frieden | |
| zum Wohlstand), so der Name des ambitionierten Projekts, ist schon deshalb | |
| zum Scheitern verurteilt, weil Palästinenserpräsident [1][Mahmud Abbas] und | |
| die PLO nicht einbezogen werden. | |
| Hätten sich Greenblatt und Kushner doch nur von ihren Gesprächspartnern in | |
| Saudi-Arabien inspirieren lassen. Seit 18 Jahren hält die „Arabische | |
| Initiative“ eine realistische und faire Verhandlungsgrundlage bereit. | |
| Stattdessen präsentiert Kushner ein Dokument, das von den Palästinensern | |
| als einzige Demütigung empfunden werden muss. Die Siedlungen und das | |
| Jordantal sollen nahezu komplett zu Israel gehören. Die Verteilung des | |
| kostbaren Wassers obliegt einzig Israel – und ob sich die Armee | |
| zurückzieht, wäre von Prüfungen abhängig. Zuerst müssten die Palästinenser | |
| ihre Friedensbereitschaft unter Beweis stellen, dann würden sie belohnt mit | |
| mehr Handlungsspielraum und Aufbaugeldern, so die Idee. | |
| Wenig überraschend, dass Greenblatt ohne Angaben von Gründen letztes Jahr | |
| absprang. Welch ein Aufwand und Dilettantismus: Drei Jahre der Vorbereitung | |
| für ein Papier, das die Tinte kaum wert ist. Dieser Plan konnte nicht | |
| gelingen. Frieden zu stiften war offenbar nie Trumps Ziel. Was auch immer | |
| er vor Augen hatte, sicher ist, dass der Jahrhundertdeal Israel den Weg zu | |
| Annektierungen im Westjordanland ebnet. | |
| Aus der Perspektive [2][Benjamin Netanjahus] müsste man Trump erfinden, | |
| wenn es ihn nicht schon gäbe. Israels Regierungschef hätte sich keinen | |
| größeren Gönner im Weißen Haus wünschen können. Doch selbst Trump ist nic… | |
| allmächtig. Vor der Anklage konnte er Netanjahu nicht schützen. Die | |
| politische Alternative in Jerusalem hält für die Palästinenser allerdings | |
| genauso wenig bereit. Auch Oppositionsführer Benny Gantz bejubelte Trumps | |
| Deal. Anders hätte er nicht reagieren können, wenn er die Wahlen am 2. März | |
| gewinnen will. Die israelische Öffentlichkeit glaubt nicht mehr an einen | |
| Frieden mit den Palästinensern. Warum also Zugeständnisse machen. | |
| In Ramallah fällt dem pathologischen Neinsager Abbas seinerseits nichts | |
| Besseres ein, als einen [3][Tag des Zorns] auszurufen. Der | |
| Palästinenserpräsident ist bemitleidenswert. Vom eigenen Volk wird er | |
| zunehmend verachtet, und international bricht ihm die Rückendeckung selbst | |
| treuer Freunde weg. Nur sehr halbherzig kommentierte die Arabische Liga den | |
| Jahrhundertdeal. In Riad, Amman und andernorts ist die Anti-Iran-Front | |
| wichtiger als das Schicksal der von Israel und den eigenen zerstrittenen | |
| Führungen geschundenen Menschen im Westjordanland und im Gazastreifen. | |
| Hoffnung gab es hier ohnehin nicht. Wo sonst auf jeden fruchtlosen | |
| Friedensanstoß Gewalt folgte, herrscht nun komplette Apathie. Der „Frieden | |
| zu Wohlstand“, das wusste man in Ramallah und Gaza längst, ist nichts | |
| anderes als kalam fadi: heiße Luft. | |
| 31 Jan 2020 | |
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| ## AUTOREN | |
| Susanne Knaul | |
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