# taz.de -- Partner des Weltwirtschaftsforums: Traumschiff Davos | |
> Das Weltwirtschaftsforum nimmt Klima und Umwelt in den Fokus. Bei realen | |
> Klima-Rankings bekommt aber nur jeder zehnte strategische Partner gute | |
> Noten. | |
Bild: Die Bundespräsidentin der Schweiz Simonetta Sommaruga (links) spricht au… | |
Berlin taz | Schaut man ins Programm des Weltwirtschaftsforums (WEF) in | |
Davos, das am Dienstag offiziell begonnen hat, wähnt man sich auf einer | |
Umweltkonferenz. Eine der ersten großen Diskussionsrunden trug den Titel | |
„Die Klimakrise abwenden“. | |
Vorab hatte der Organisator des Treffens, Klaus Schwab, die Besucher | |
aufgefordert, sich Ziele für eine Klimaneutralität bis 2050 zu setzen. Und | |
eine Umfrage unter 750 Firmenchefs und Experten erbrachte, dass die fünf | |
wichtigsten Themen in diesem Jahr aus Sicht der WEF-Besucher einen Bezug | |
zur Umwelt haben: Extremwetter, Scheitern der Klimapolitik, | |
Naturkatastrophen, Verlust der Artenvielfalt und menschengemachte | |
Umweltdesaster. | |
Ein Blick auf die Praxis und in die Bilanzen der Unternehmen, die das WEF | |
prägen, zeigt allerdings ein anderes Bild: Nur 13 von insgesamt 120 Firmen, | |
die das alljährliche Treffen der Wirtschaftselite als „strategische | |
Partner“ des WEF finanzieren und die Agenda beeinflussen, machen sich | |
ernsthaft Gedanken über ihre Rolle im Klimawandel. Das ergibt eine | |
taz-Auswertung der [1][Daten, die das Carbon Disclosure Project (CDP) zum | |
Beginn des WEF vorgestellt hat]. | |
Das CDP ist ein unabhängiger Thinktank, der im Auftrag von Aktionären | |
weltweit Firmen auffordert, ihre Geschäftspolitik gegenüber dem Klimawandel | |
offenzulegen. Nach eigenen Angaben vertritt CDP 96 Billionen Dollar an | |
Investmentkapital von 525 der weltgrößten Geldgeber. 8.400 Unternehmen mit | |
insgesamt mehr als der Hälfte der globalen Marktkapitalisierung antworteten | |
2019 auf die CDP-Fragen: Wie sehr sind Sie Klimarisiken ausgesetzt? Was tun | |
Sie, um ihnen zu begegnen? | |
Deutsche Bahn bekommt Höchstnote „A“ | |
Der Aktienkurs der Besten in der Liste liegt nach CDP-Angaben im Schnitt um | |
5,5 Prozent höher als bei der Konkurrenz. Und CDP-Europa-Chef Steven Tebbe | |
mahnt Firmen, die bisher ihre Daten nicht offenlegen: „Der Markt fordert | |
Transparenz wie nie zuvor. Darüber Auskunft zu geben ist die Grundlage für | |
mehr Klimaschutz.“ | |
In der aktuellen Bewertung bekommen 179 Firmen die Höchstnote „A“, 2 | |
Prozent der Befragten. Dazu gehören etwa Citigroup, Alphabet oder Walmart, | |
aus Deutschland zum Beispiel Bayer, Deutsche Bahn und Deutsche Telekom. | |
Allerdings verdienen sich nur 13 „strategische Partner“ des WEF ein „A“, | |
darunter Bank of America und Morgan Stanley, Johnson & Johnson, Miocrosoft, | |
Nestlé und Unilever. Das sind noch weniger als 2018. Damals schafften es | |
noch 15 „strategische Partner“ auf die Liste. | |
[2][Die Partner lesen sich wie ein Who's who des internationalen | |
Kapitalismus]: von den wegen ihrer australischen Kohlemine gerade | |
umstrittenen Adani und Siemens über BlackRock, Allianz, SAP, VW, Visa bis | |
Zurich Insurance. Sie zahlen zwischen 60.000 und 600.000 Schweizer Franken | |
an Mitgliedsbeiträgen. Außerdem sind sie in Planung und Gestaltung des | |
WEF-Programms eingebunden – eines Programms, das 2020 allein an den vier | |
Tagen der Konferenz in Davos 24 Veranstaltungen zum Thema Klima und Umwelt | |
zählt – darunter Diskussionen zu Plastikmüll, den Ozeanen, der bedrohten | |
Arktis, zum „Green Deal“, der Welternährung, zu „nachhaltigem Tourismus�… | |
und zur „Klimagerechtigkeit“. | |
Letzteres ist ein Stichwort, das vor allem die großen Ölkonzerne nicht gern | |
hören. Drei von ihnen (Saudi Aramco, Chevron und BP), die ebenfalls | |
strategische Partner des Weltwirtschaftsforums sind, stehen auf einer | |
anderen Liste auf den Plätzen 1, 2 und 6 – beim Ranking des Thinktanks | |
Climate Accountability Institute über die „Carbon Majors“. Dieses zeigt an, | |
wer zwischen 1965 und 2017 am meisten zum Klimawandel beigetragen hat. An | |
der Spitze: Saudi Aramco mit knapp 60 Milliarden und Chevron mit 43 | |
Milliarden Tonnen CO2. | |
22 Jan 2020 | |
## LINKS | |
[1] https://www.cdp.net/en/companies/companies-scores | |
[2] https://www.weforum.org/about/strategic-partners | |
## AUTOREN | |
Bernhard Pötter | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Klimawandel | |
Davos | |
Siemens | |
Schweiz | |
Weltwirtschaftsforum | |
Schwerpunkt Klimawandel | |
Schwerpunkt Klimawandel | |
Schweiz | |
Schwerpunkt Klimawandel | |
CO2-Emissionen | |
Libanon | |
Schwerpunkt Fridays For Future | |
Digitalsteuer | |
Greta Thunberg | |
Davos | |
Schwerpunkt Klimawandel | |
Schwerpunkt Klimawandel | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Weltrisikobericht 2022: Menschheitsrisiko Klimawandel | |
Von Ökokrise bis Gesellschaftszerfall: Das Weltwirtschaftsforum erwartet, | |
dass die Zukunft düster wird. Das zeigt eine Umfrage. | |
Fossile Rohstoffe und Klimawandel: Öl bleibt Öl | |
Bei Ölkonzernen ist es gerade en vogue, Klimaschutzpläne zu schmieden. | |
Expert*innen haben indes nachgewiesen, dass sie weiter in fossile Rohstoffe | |
investieren. | |
Schweizer Referendum: SchweizerInnen bestrafen Hass | |
In der Schweiz hat die Bevölkerung für ein Diskriminierungsverbot gestimmt. | |
Es soll vor allem Homosexuelle schützen. | |
Proteste vor Siemens-Hauptversammlung: Donner statt Gloria | |
Das Angebot an Luisa Neubauer, bei Siemens einzusteigen, hat die | |
Klimaaktivisten nicht ablenken können: Bei der Hauptversammlung wird | |
protestiert. | |
Klima-Streit zwischen USA und EU: Der neue Systemkonflikt | |
Jetzt mal im Ernst, liebe EU-Kommission: Will Europa klimaneutral werden, | |
gibt es keine andere Option als den Kampf der Ordnungen. | |
Weltwirtschaftsforum in Davos: Korrupte Politiker auf großer Bühne | |
Libanons Ex-Außenminister Bassil aus Davos auszuladen wäre falsch. | |
Stattdessen muss er kritisch befragt werden. | |
Proteste beim Weltwirtschaftsforum: „Sie können uns nicht ignorieren“ | |
Die Proteste der Klimaaktivist*innen haben Davos erreicht. Bei der | |
dreitägigen Wanderdemo erleben sie vor allem Unterstützung. | |
Weltwirtschaftsforum in Davos: Auch Google soll zahlen | |
Europa und die USA verhandeln in Davos über die Besteuerung international | |
tätiger Unternehmen. Bei grundlegenden Fragen herrscht Dissens. | |
Weltwirtschaftsforum in Davos: Plötzliches Ergrünen | |
Das Weltwirtschaftsforum in Davos gibt sich klimafreundlich. Doch erst wenn | |
es für Firmen ums Überleben geht, wird sich etwas bewegen. | |
Klimaproteste in und um Davos: Zu Fuß über die Berge | |
Knapp 1.200 Aktivist*innen wandern bei Minustemperaturen durch die | |
Schweizer Alpen. Ihr Ziel: Davos. Greta Thunberg ist schon da. | |
Proteste gegen Weltwirtschaftsforum: Klima-Protest in Davos | |
Greta Thunberg und hunderte Aktivistin*innen reisen zum | |
Firmen-Politik-Gipfel nach Davos. Dort wollen sie für eine bessere | |
Klimapolitik streiten. | |
Was hilft gegen den Klimawandel?: Machen wir es einfach | |
Immer mehr CO2, immer öfter Hitzetage und schon wieder so eine | |
Klimakonferenz. Acht konkrete Maßnahmen, um die Erde zu retten. |