| # taz.de -- Weltwirtschaftsforum in Davos: Korrupte Politiker auf großer Bühne | |
| > Libanons Ex-Außenminister Bassil aus Davos auszuladen wäre falsch. | |
| > Stattdessen muss er kritisch befragt werden. | |
| Bild: Nicht einfach freundlich durchwinken: den Ex-Außenminister Libanons Gebr… | |
| Der ehemalige Außenminister Libanons, Gebran Bassil, spricht am Donnerstag | |
| beim Weltwirtschaftsforum in Davos. Bassil, Schwiegersohn des libanesischen | |
| Präsidenten, steht wie kein anderer für die Korruption und Misswirtschaft | |
| im Land. Er stand im Fokus [1][der Protestierenden], die wochenlang | |
| Schimpfwörter gegen ihn sangen. | |
| Bassil sitzt nicht nur im Zentrum derer, die das Land durch | |
| Vetternwirtschaft an den Rand des Staatsbankrotts gebracht haben, er ist | |
| auch bekannt für seine rassistische Politik gegen Palästinenser*innen und | |
| syrische Geflüchtete, die in Libanon unter ausbeuterischen Verhältnissen | |
| illegal beschäftigt werden. | |
| Das alles privilegiert ihn nicht gerade dazu, in Davos zu sprechen. Falsch | |
| wäre es dennoch, den Politiker, den viele Libanes*innen nicht als ihren | |
| rechtmäßigen Vertreter anerkennen, wieder auszuladen. Dann müsste man auch | |
| US-Präsident Donald Trump oder [2][rücksichtslose Wirtschaftsbosse] | |
| ausladen. | |
| Die Ironie ist, dass Bassil nicht kritisch zur katastrophalen | |
| Wirtschaftspolitik der politischen Elite befragt wird – sondern stattdessen | |
| als einziger Araber auf dem Podium über die „Rückkehr der arabischen | |
| Aufstände“ sprechen wird. Der Fokus des Panels soll darauf liegen, wie die | |
| Proteste in einen „positiven Strategieplan für politischen Wandel“ | |
| übersetzt werden können. Das wird nun ausgerechnet mit einem Minister | |
| diskutiert, dessen Übergangsregierung mit Menschenrechtsverletzungen gegen | |
| Protestierende aufgewartet hat. | |
| Während es für Journalist*innen im Land unmöglich ist, die Politiker zur | |
| Verantwortung zu ziehen, sollten das Publikum und die | |
| Wirtschaftsjournalist*innen in Davos den Ex-Minister nicht hofieren, | |
| sondern die Plattform für kritische Fragen nutzen. Denn die Besetzung des | |
| neuen Kabinetts im Libanon zeigt, dass die politische Klasse, der Bassil | |
| angehört, keinerlei Interesse [3][an einem Wandel] hat, sondern mit Gewalt | |
| den Status quo wahrt. | |
| 23 Jan 2020 | |
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| ## AUTOREN | |
| Julia Neumann | |
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