| # taz.de -- Proteste beim Weltwirtschaftsforum: „Sie können uns nicht ignori… | |
| > Die Proteste der Klimaaktivist*innen haben Davos erreicht. Bei der | |
| > dreitägigen Wanderdemo erleben sie vor allem Unterstützung. | |
| Bild: Klimaprotest in Davos am 22.1.2020: Investitionen in fossile Energien als… | |
| Davos taz | „Brecht die Macht der Banken und Konzerne!“ Am Dienstagabend | |
| hallen Sprechchöre durch das schon dunkle Davos. Autos stehen im Stau, die | |
| Polizei hat Straßen gesperrt. Es ist der Eröffnungstag des | |
| Weltwirtschaftsforums (WEF) und die Wanderdemo ist angekommen. Bis zu 1.200 | |
| Menschen sind drei Tage lang durch Bergland gestiefelt, mehr als 50 | |
| Kilometer, bei Minusgraden. Für Klimagerechtigkeit. Und gegen das Forum, | |
| die Politik und das Geschäftsgebaren seiner Teilnehmer*innen. | |
| Die Protestierenden werden erwartet. Trommeln sind zu hören, Leute | |
| klatschen, strömen auf dem zentralen Platz zusammen. Dann springen alle | |
| gemeinsam. „What do we want? – Climate Justice! When do we want it? – Now… | |
| Eine der beiden Polizist*innen, die den Marsch die gesamte Strecke zu Fuß | |
| begleitet haben, zündet sich lächelnd eine Zigarette an. | |
| Das WEF findet zum 50. Mal statt, zum ersten Mal demonstrieren | |
| Aktivist*innen drei Tage lang. Am Sonntag sind sie im schweizerischen | |
| Landquart zusammengekommen, die meisten aus der Schweiz, unter anderem auch | |
| aus Deutschland, Österreich, Frankreich, Kanada sind Menschen angereist. | |
| Eltern mit Kindern und Menschen im Rentenalter sind hier, der Großteil ist | |
| jünger, unter 30. | |
| An jedem der drei Tage überwindet die Demo bis zu 24 Kilometer bergauf und | |
| bergab, den Lautsprecherwagen müssen die Teilnehmer*innen selbst ziehen und | |
| schieben. Ganz vorne laufen Menschen mit dem Frontbanner. „Klimakrise: | |
| Weltweites ökonomisches Versagen“ steht auf Englisch darauf. | |
| ## Generationenübergreifende Solidarität | |
| „Immer mehr Wachstum, immer weniger Ressourcen. Man merkt doch, so kann es | |
| nicht weitergehen“, sagt eine Mittzwanzigerin aus der Schweiz. Von den | |
| Staats- und Regierungschef*innen sowie den geladenen Milliardär*innen | |
| wünsche sie sich, „dass sie nicht nur ihre eigenen Interessen verfolgen, | |
| sondern die von allen“. Eine Frau im Rentenalter sagt, sie laufe mit, um | |
| Unterstützung zu zeigen. „Ich solidarisiere mich gern mit den jungen | |
| Menschen, die auf diesem Planeten noch länger leben als wir. Ich bin froh, | |
| dass es sie gibt.“ | |
| Am ersten Abend pausiert die Demo in Schiers. Anwohner*innen rundum | |
| bieten Schlafplätze an, die Feuerwehr entzündet Lagerfeuer mit dem | |
| Flammenwerfer. Am zweiten Tag starten die Wanderer zum etwa 24 Kilometer | |
| entfernten Kloster. Der Weg führt durch kleine Orte. Die meisten | |
| Dörfler*innen schauen und filmen. Manche warten mit Essen oder Schnaps zum | |
| Aufwärmen. Ein Gasthof bietet seine Toiletten zur Nutzung an und verschenkt | |
| Tee. | |
| ## Auch Luisa Neubauer diskutiert mit | |
| Auch geladene Gäste des WEF unterstützen den Protest. Njoki Njehu aus | |
| Kenia, Feministin und Teil der Fight Inequality Alliance, ist mehrfach vor | |
| Ort. Am zweiten Abend der Demo diskutiert sie mit Jennifer Morgan, der | |
| Leiterin von Greenpeace International, und Luisa Neubauer von Fridays for | |
| Future Deutschland darüber, was getan werden müsste. „Finanzindustrie, | |
| Banken, Versicherungen, Pensionsfonds: Sie sind genauso verantwortlich für | |
| die Klimakrise wie die fossile Industrie“, sagt Morgan. „[1][Seit dem | |
| Pariser Abkommen hat sie Billionen in diese Unternehmen gepumpt]. Die | |
| Regierungen müssen sie regulieren und für solche Investitionen bestrafen.“ | |
| Neubauer fordert, das System zu erschüttern. „Wenn sich lauter Milliardäre | |
| treffen, müssen wir sicherstellen, dass sie uns nicht ignorieren können. | |
| Sie sollen wissen, dass wir sie beobachten. Dass sie nicht weitermachen | |
| können, als gäbe es keine Krise.“ | |
| Am Ortseingang von Davos erreicht die Demonstration das Hotel | |
| Intercontinental, beobachtet von bewaffneten Menschen hinter Zäunen und | |
| Stacheldraht. Hier übernachtet Donald Trump, der US-Präsident. „Power to | |
| the people!“, ruft die Demo. Und zieht weiter. Trump ist nicht im Haus, er | |
| redet beim WEF. | |
| 22 Jan 2020 | |
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| [1] https://urgewald.org/medien/enthuellt-weltbank-pumpt-milliarden-fossile-ene… | |
| ## AUTOREN | |
| Anett Selle | |
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