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# taz.de -- Klimaproteste in und um Davos: Zu Fuß über die Berge
> Knapp 1.200 Aktivist*innen wandern bei Minustemperaturen durch die
> Schweizer Alpen. Ihr Ziel: Davos.​ Greta Thunberg ist schon da.
Bild: Klimaaktvist*innen auf dem Weg von Landquart nach Davos
Davos/Straße nach Davos taz | Eröffnungstag beim Weltwirtschaftsforum (WEF)
2020 in Davos: Drinnen bezichtigt die schwedische Aktivistin [1][Greta
Thunberg] die Mächtigen der Welt des Versagens in der Klimapolitik.
US-Präsident Donald Trump haut zurück, man müsse „die ewigen Propheten des
Untergangs und ihre Vorhersagen der Apokalypse zurückweisen“.
Die draußen erfahren das vor allem über Twitter und Instagram. Die
AktivistInnen sind noch klimaschonend zu Fuß zum Tagungsort unterwegs, vor
dem sie protestieren wollen.
Zum 50. Mal findet das [2][WEF] statt – und zum ersten Mal dauern die
Proteste drei Tage. Am Sonntag, den 19. Januar, kommen bis zu 1.200
Menschen im Schweizerischen Landquart zusammen und starten ihren
Protestmarsch durch Bergland. Ihr Ziel ist das etwa 50 Kilometer entfernte
Davos. Die meisten Teilnehmer*innen kommen aus der Schweiz, auch aus
Deutschland, Österreich und Frankreich sind Menschen angereist. Eltern mit
Kindern und Menschen im Rentenalter sind hier, doch der Großteil sind junge
Leute unter 30.
An jedem Tag überwindet die Demo zwischen 10 und 24 Kilometer, samt
Lautsprecherwagen, den Teilnehmer*innen ziehen. Mitunter geht es
mehrere hundert Höhenmeter die Berge hinauf. Ganz vorne am Zug laufen
Menschen mit dem Frontbanner. „Klimakrise: Weltweites ökonomisches
Versagen“, steht auf Englisch darauf. Eine Schweizer Aktivistin, die es
mitträgt sagt: „Ich laufe hier mit, weil in Davos die Verursacher der
Klimakrise sitzen.“ Der Aktivist neben ihr nickt. „Seit 50 Jahren wird beim
WEF über die Probleme dieser Welt geredet, aber Taten kommen von den
Mächtigsten dieser Welt keine. Wir wollen ein Zeichen setzen für
Klimagerechtigkeit.“
## Im Dorf gibt es Schnaps oder Essen
Nach dem Start in Landquart kommt die Demo am Ende des ersten Tages im
kleinen Ort Schiers an. Eine Großküche sorgt für Verpflegung, die Feuerwehr
für Lagerfeuer. Anwohner*innen bieten Schlafplätze an.
Am zweiten Tag startet die Demo zum etwa 24 Kilometer entfernten Städtchen
Klosters. Auch die Schweizer Polizei ist durchgehend vor Ort: Zwei
Beamt*innen, jeden Tag die gleichen, laufen voran und leiten Autos um.
Auf dem Weg geht es durch mehrere kleine Orte. Die meisten Anwohner*innen
schauen und filmen. Viele klatschen auch, manche warten mit Schnaps oder
Essen, ein Gasthof bietet seine Toiletten zur Nutzung an und verschenkt
Tee.
Njoki Njehu, Feministin und Aktivistin aus Kenia und Teil der Fight
Inequality Alliance, ist Teilnehmerin des WEF. Sie ist beim Protest
mehrfach vor Ort. „Ich gehe nach Davos mit einer simplen Botschaft: Es
reicht. Wir müssen Milliardäre abschaffen“, sagt sie der taz. „Dass
Menschen so viel Geld haben, bedeutet, dass sie ausbeuten: entweder andere
Menschen oder den Planeten. Diese Art von Vermögen bedeutet auch
Korruption. Sie kaufen Demokratien. Sie kaufen Politiker*innen. Sie
kaufen Gesetze. Wir können uns Milliardär*innen nicht leisten.“
Njehu fordert Regulierungen, die es unmöglich machen, dass ein Mensch
allein überhaupt so viel Vermögen besitzt. Etwa 40 Milliardär*innen
werden in Davos erwartet. „Ich hoffe, ich mache meinen Job so gut, dass sie
mich nie wieder einladen.“
Am dritten Tag, am Dienstag, soll der Protest Davos erreichen, geplant ist
eine Kundgebung auf dem Rathausplatz. Mitten im Ort. Zum Zeitpunkt, als
dieser Text verfasst wird, ist der Großteil der Demo über kleine Bergwege
unterwegs. Hubschrauber fliegen umher, die Polizei ist informiert. Noch ist
unklar, ob der Protest das gut bewachte Davos erreichen wird.
21 Jan 2020
## LINKS
[1] /Klimabewegung-in-der-Klemme/!5652532
[2] /Weltwirtschaftsforum-in-Davos/!5567617
## AUTOREN
Anett Selle
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