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# taz.de -- Einwegflut im Reich der Mitte: China verbietet Plastik
> Das bevölkerungsreichste Land der Welt versinkt in Plastik. Nun verbietet
> die Führung Plastiktüten und den Einsatz von Einwegprodukten.
Bild: Mittagszeit in einem Pekinger Büroturm: Der Plastikmüll stapelt sich
Peking taz | Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt markiert einen
wichtigen Meilenstein zur plastikfreien Zukunft: Am Montag kündigte das
Umweltministerium in Peking an, dass Supermärkte keine Plastiktüten mehr
ausgeben, Gastronomiebetriebe keine Plastikstrohhalme verwenden und die
omnipräsenten Essenskuriere kein Plastikbesteck mehr benutzen dürfen. Die
Regelungen sollen in allen großen Metropolen des Landes bereits ab Ende
dieses Jahres gelten. Kleineren Städten wird mehr Vorlaufzeit für die neuen
Gesetze gegeben. Sie müssen sie erst bis 2025 umsetzen.
Auch der in China so weit verbreitete Online-Versandhandel ist von den
neuen Direktiven betroffen. Paketdienste in großen Städten wie Peking,
Shanghai oder in wirtschaftlich boomenden Provinzen wie Jiangsu, Zhejiang,
Fujian oder Guangdong dürfen die Waren nicht mehr zusätzlich mit
Plastikfolie verpacken. Auch wird Kurierdiensten der Einsatz gewebter Säcke
aus Kunststoff untersagt.
In Supermärkten und anderen Läden sollen umweltfreundliche Beutel aus
Stoff, Papier oder anderen abbaubaren Materialien eingesetzt werden. Selbst
Essensverpackungen sollen aus Werkstoffen bestehen, die sich natürlich
zersetzen.
Und auch in Hotels sollen Einweg-Plastikprodukte weniger genutzt werden. Ab
Ende 2022 dürfen Hotels, die mit Sternen ausgezeichnet sind, ihren Gästen
Produkte wie Zahnbürsten oder Kämme nicht mehr kostenlos anbieten, sie
müssen über Automaten verkauft werden. Im den Bädern soll Seife in
auffüllbaren Behältern zur Verfügung stehen.
## Der Plastikmüll landete oft in den Gewässern
Beim Verbrauch von Plastik liegt China weltweit an der Spitze. 2017 häufte
die Volksrepublik der Weltbank zufolge 210 Millionen Tonnen Abfall an und
damit mehr als die USA. Da das Milliardenvolk viel Kunststoff verbraucht
und dabei wenig recycelt wird, verschmutzt das Plastik die Landschaft und
landet oft in den Gewässern.
Mit dem Plan hofft die chinesische Regierung, die Umweltverschmutzung bis
Mitte des Jahrzehnts „wirksam unter Kontrolle zu bringen“ und die Menge von
Plastikabfällen auf den Müllkippen wichtiger Städte „bedeutend zu
reduzieren“.
Jahrelang hatte das bevölkerungsreichste Land der Welt zudem das Gros an
recyclebarem Plastikmüll von führenden Industrienationen importiert, um die
Materialien weiterzuverarbeiten. Das Riesengeschäft hat Schattenseiten:
Nicht selten wurden unbehandelte Kunststoffabfälle in Flüsse gekippt oder
schlicht auf Müllhalden abgeladen. [1][Anfang 2018 hat Peking die Importe
quasi über Nacht gestoppt,] vor allem um die heimische Umwelt und
Luftqualität zu schützen.
Seitdem landen große Kunststoffmengen illegal in Südostasien. In Malaysia
etwa hat sich die Einfuhr von Plastikabfällen von 2016 bis 2019
verdreifacht. Nun wehrt sich auch die dortige Regierung. [2][Am Montag hat
sie 150 Container mit insgesamt 3.737 Tonnen Abfall in die Ursprungsländer
Frankreich, Großbritannien und in die USA zurückgeschickt.] 110 weitere
Container mit Müll sollen demnächst folgen, 60 davon in die USA.
## Feinstaubbelastung in Peking geht zurück
China hat in Sachen Umweltschutz zuletzt einiges getan: Peking, Shanghai
und die Küstenstädte konnten die Feinstaubbelastung deutlich senken, wie
eine aktuelle Studie des Centre for Research on Energy and Clean Air
belegt. Landesweit hat sich das Problem jedoch nur verschoben: In vielen
Provinzen werden weiter massiv Kohlekraftwerke gebaut.
Dennoch hat Präsident Xi Jinping den Umweltschutz wiederholt als eine der
wichtigsten Herausforderungen der Gegenwart benannt. Im Jahr 2017 hat China
beispielsweise in erneuerbare Energien mehr investiert als die USA, EU und
Japan zusammen. Mittlerweile wird jede zweite Solarzelle in der
Volksrepublik installiert.
20 Jan 2020
## LINKS
[1] /Weniger-Muellexporte-nach-China/!5446844
[2] /Malaysia-schickt-Plastikabfall-zurueck/!5658061
## AUTOREN
Fabian Kretschmer
## TAGS
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