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# taz.de -- Chinas Verbot von Wegwerf-Plastik: Greenpeace lobt China
> Greenpeace ist überzeugt: Das neue Plastikverbot in der Volksrepublik
> könnte die verschmutzten Weltmeere deutlich entlasten.
Bild: Ein Großteil des Plastikmülls im Pazifik stammt aus China
Peking taz | Kritiker*innen strenger Umweltschutzmaßnahmen führen nicht
selten an, dass jede noch so ambitionierte Maßnahme Deutschlands weltweit
gesehen nur ein sprichwörtlicher Tropfen auf dem heißen Stein sei. Ein
Argument, [1][welches mitnichten für die Volksrepublik China gilt],
schließlich ist sie mit 1,4 Milliarden Menschen das bevölkerungsreichste
Land der Welt.
Dementsprechend euphorisch nehmen NGOs [2][die jüngste Richtlinie des
Pekinger Umweltministeriums] vom Sonntag auf, unter anderem Plastiktüten in
Supermärkten und Einwegprodukte bei Essenslieferanten zu verbieten. In den
großen Metropolen des Landes gelten die Direktiven bereits Ende des Jahres,
der Rest des Landes muss bis 2025 nachziehen. Allein im Gastronomiebereich
soll so der Plastikverbrauch um mindestens 30 Prozent reduziert werden.
„Peking geht das Plastikproblem ernsthaft an und drängt auf
Mehrwegbehälter“, sagt Tang Damin vom chinesischen Greenpeace-Büro.
Kleinere Makel hat die staatliche Maßnahme laut dem Umweltschützer zwar; so
seien bislang noch keine Pfandsysteme in Planung. Insgesamt jedoch biete
sich die Chance auf eine Kehrtwende von der grassierenden Wegwerfkultur,
die die boomenden Essenslieferdienste und der Onlineversandhandel
eingeführt haben.
Tang von Greenpeace hofft zudem, dass der Kampf der chinesischen Regierung
gegen den Plastikmüll auch die verschmutzten Weltmeere entlasten wird. Noch
im Jahr 2017 hat China laut Angaben des Umweltministeriums knapp über 200
Millionen Kubikmeter Müll ins Meer gespült – vor allem über den Jangtse und
den Perlfluss im Süden des Landes. Damals kritisierte das Ministerium, dass
einige Regionen „kein ausreichendes Bewusstsein“ für das Problem haben.
## China ist größter Verursacher von Müll im Pazifik
Laut einer Studie des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung aus dem Jahr
2017 stammen 90 Prozent des Abfalls in den Meeren aus zehn Flüssen, von
denen ganze sechs durch das chinesische Festland fließen.
Wie effektiv die nun beschlossenen Maßnahmen Pekings sind, wird sich
frühestens ab Jahresende zeigen, wenn diese in den ersten Kernregionen in
Kraft treten. Bislang scheint noch unklar, mit welchen Strafmaßnahmen die
neuen Regeln durchgesetzt werden. Tang Damin von Greenpeace glaubt
allerdings fest, dass die Regierung das „schaffen“ wird.
Generell hat der Umweltexperte in den letzten zwei Jahrzehnten einen
Paradigmenwechsel beobachten können: Trieb früher vor allem der Zivilsektor
den gesellschaftlichen Wandel an, geschieht dies mittlerweile vor allem von
oben herab. „Es ist gut, dass der Staat die Ernsthaftigkeit des Problems
realisiert hat“, sagt Tang. Gleichzeitig jedoch hat die jetzige Regierung
unter Präsident Xi Jinping den Spielraum von NGOs massiv beschnitten, auf
den öffentlichen Diskurs einzuwirken.
22 Jan 2020
## LINKS
[1] /Plastikmuell-in-China/!5655660
[2] /Einwegflut-im-Reich-der-Mitte/!5655691
## AUTOREN
Fabian Kretschmer
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