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# taz.de -- Politische Krise in Venezuela: Guaidó hat nichts erreicht
> Als Interimspräsident ist Juan Guadó in Venezuela kaum vorangekommen. Im
> Ausland sucht er weitere Unterstützung.
Bild: Juan Guaidó (links) mit dem Präsidenten von Kolumbien Iván Duque
Buenos Aires taz | Juan Guaidó ist im Ausland unterwegs. Trotz
Ausreiseverbot ist Venezuelas selbsternannter Interimspräsident ins
Nachbarland Kolumbien gereist. Dort wurde er am Sonntag vom kolumbianischen
Präsidenten Iván Duque mit allen Ehren empfangen. Der offizielle Anlass der
Reise ist eine Antiterrorismus-Konferenz in Kolumbiens Hauptstadt Bogotá,
zu der auch US-Außenminister Mike Pompeo kommt. Pompeo hat bereits erklärt,
er werde den „ordnungsgemäß gewählten Anführer von Venezuela“ treffen.
Gemunkelt wird, Guaidó habe sich in Bogotá bereits mit Elliott Abrams
getroffen, dem Sonderbeauftragten der US-Regierung für Venezuela. Gemunkelt
wird auch, Guaidó werde noch in andere südamerikanische Länder reisen,
danach nach Europa und dort überraschend auf dem Weltwirtschaftsforum in
Davos auftauchen.
Ein Jahr nach seiner [1][Selbsternennung als Interimspräsident] wird Juan
Guaidó von über 50 Staaten und Regierungen als Venezuelas legitimes
Staatsoberhaupt anerkannt. Doch von der Umsetzung seiner damalige
Ankündigungen – Abgang von Staatschef Nicolás Maduro, Bildung einer
Übergangsregierung, Neuwahl eines Präsidenten – ist er weit entfernt.
Maduro sitzt auch zwölf Monate später fest auf dem Sessel im
Präsidentenpalast Miraflores. Dagegen hatte Guaidó Anfang Januar Mühe, sich
von der Nationalversammlung als deren Präsident bestätigen zu lassen.
Staatschef Maduro war es gelungen, einen Keil so tief in das von der
Opposition dominierte Parlament zu treiben, dass am Ende [2][tumultartiger
Sitzungen] zwei Parlamentspräsidenten bestimmt wurden.
## Keine Großkundgebungen der Opposition mehr
Den Großteil der Bevölkerung interessiert dieses Hickhack nicht. An der
prekären Versorgungslage hat sich nichts geändert. Je weiter die Menschen
von der Hauptstadt Caracas entfernt leben, desto weniger Wasser oder Strom
kommen aus den Leitungen. Der Kampf ums alltägliche Überleben verschlingt
alle Kräfte.
Die noch vor einem Jahr von großen Menschenmengen geprägten Demonstrationen
sind heute kleine Ansammlungen. 4,5 Millionen Venezolaner*innen haben
das Land bisher verlassen, [3][meldet das Flüchtlingskommissariat der
Vereinten Nationen].
Innenpolitisch hat Juan Guaidó viel Terrain verloren. Außenpolitisch hält
er die Anerkennung von inzwischen 56 Staaten und Regierungen dagegen. „Wir
werden die Unterstützung der Welt festigen, um die Freiheit für Venezuela
zu erringen“, [4][twitterte er aus Kolumbien].
## Der bedingungslose Maduro-Fresser
Bei dem Treffen mit US-Außenminister Mike Pompeo wird es dann auch um die
zukünftige Unterstützung der US-Administration gehen. Aus deren Sicht fällt
die Jahresbilanz schlecht aus. Weder die von den USA verhängten
[5][Sanktionen] noch die offen unterstützten Aktionen wie etwa der
gescheiterte Versuch, [6][Hilfslieferungen] nach Venezuela zu bringen, noch
das Bemühen, Venezuelas Militärs zu spalten und so Maduro seine reale
Machtbasis zu entziehen, waren erfolgreich.
Weiteres Ungemach droht, wenn im März die Vollversammlung der Organisation
Amerikanischer Staaten ihren Generalsekretär neu bestimmt. Mit
Unterstützung der USA strebt Amtsinhaber Luis Almagro die Wiederwahl an.
Doch der bedingungslose [7][Maduro-Fresser] stößt bei immer mehr
Regierungen der 35 Mitgliedstaaten auf immer weniger Zustimmung.
Allen voran Mexiko und [8][Argentiniens neue Regierung] verhandeln hinter
den Kulissen über eine Gegenkandidatur. Ihre Favoritin ist Ecuadors
ehemalige Außenministerin María Fernanda Espinosa. Die gemäßigte
Politikerin war bis September vergangenen Jahres Präsidentin der
Generalversammlung der Vereinten Nationen.
21 Jan 2020
## LINKS
[1] /Venezuelas-Oppositionschef-Juan-Guaido/!5567999
[2] /Parlamentsvorsitz-in-Venezuela/!5653593
[3] https://www.unhcr.org/venezuela-emergency.html
[4] https://twitter.com/jguaido/status/1219050473522634753
[5] /Neue-US-Sanktionen-gegen-Venezuela/!5616411
[6] /Machtkampf-in-Venezuela/!5575929
[7] /Venezuela-verlaesst-die-OAS/!5401728
[8] /Neuer-Praesident-in-Argentinien/!5649275
## AUTOREN
Jürgen Vogt
## TAGS
Venezuela
Juan Guaidó
Iván Duque
Mike Pompeo
Nicolás Maduro
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