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# taz.de -- US-Haftbefehl für Venezuelas Präsidenten: 15 Millionen für Madur…
> Die USA beschuldigen Venezuelas Staatschef Maduro des Drogenhandels und
> setzen ein Kopfgeld aus. Der sieht darin ein Manöver im US-Wahlkampf.
Bild: Kopfgeld für Nicolás Maduro: Ausschnitt des Fahndungsplakats des US-Jus…
Buenos Aires taz | Die USA haben ein Kopfgeld von 15 Millionen Dollar auf
Nicolás Maduro ausgesetzt. Die Millionen gibt es für Informationen die zur
Ergreifung des venezolanischen Staatschefs führen, [1][teilte das
Justizministerium mit].
US-Justizminister William Barr warf Maduro am Donnerstag vor, der Kopf
„einer kriminellen Vereinigung mit einer extrem gewalttätigen
Terrororganisation, der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC)“, zu
sein, „um die Vereinigten Staaten mit Kokain zu überfluten.“ Das
Belohnungsgeld stellt das US-Außenministerium.
Nach Auffassung von US-Justizminister Barr seien unter dem Schutz der
venezolanischen Regierung bis zu 250 Tonnen Kokain in die USA verschickt
worden. „Seit mehr als 20 Jahren haben sich Maduro und eine Reihe
hochrangiger Kollegen vermeintlich mit der FARC verschworen, und zugelassen
das Tonnen von Kokain in die amerikanischen Gemeinden eindrangen und diese
verwüsteten,“ sagte Barr. Das Maduro-Regime sei ein Hort von Korruption und
Kriminalität. „Während das venezolanische Volk leidet, füllt sich diese
Clique die Taschen mit Drogengeldern“, so Barr.
Barrs Anklagepunkte reichen von Verschwörung und Narcoterrorismus bis zum
Vorwurf der Geldwäsche. So sollen Maduro und 14 weitere Angeklagte seit
1999 ein Drogenkartell unter dem Namen ‚Cartel de los Soles‘ anführen, das
eng mit der FARC zusammenarbeite, die in den USA als Terrororganisation
eingestuft ist. Der Name des Kartells sei vom Symbol der Sonne abgeleitet,
das auf den Uniformen hochrangiger venezolanischer Militärs zu sehen ist.
## Maduro: „Die Verzweiflung der Elite Washingtons“
Alles nur dem US-Wahlkampf geschuldet, heißt es dazu aus Caracas. „Das
Aussetzen von Belohnungen im Stil rassistischer Cowboys aus dem Wilden
Westen zeigt die Verzweiflung der sich überlegen fühlenden Elite
Washingtons und ihre Besessenheit mit Venezuela, um damit im Bundesstaat
Florida bessere Wahlergebnisse zu erzielen“ heißt es in einer Erklärung des
venezolanischen Außenministeriums. Zugleich lege sie die tiefe Frustration
im Weißen Hauses über das Scheitern aller bisherigen Putsch- und
Destabilisierungsversuche offen.
Neu sind die [2][Vorwürfe] nicht. „Es gibt Hinweise darauf, dass es
kriminellen Gruppen in der Bolivarischen Republik Venezuela gelungen ist,
die Sicherheitskräfte der Regierung zu infiltrieren und ein informelles
Netzwerk namens ‚Cartel de los Soles‘ zu schaffen, um die Ein- und Ausgang
illegaler Drogen zu erleichtern“, heißt es bereits in dem im Februar vom
Internationalen Suchtstoffkontrollrat in Wien veröffentlichten
[3][Jahresbericht 2019].
Dabei ähnele das Sonnen-Kartell weniger den aus Mexiko bekannten
Drogen-Kartellen. Es sei eher Netzwerk für die Abwicklung von
Kokainlieferungen nach und aus Venezuela durch die direkte oder indirekt
Beteiligung aktiver oder ehemaliger Offiziere der venezolanischen
Streitkräfte.
Kopfgelder von jeweils 10 Millionen Dollar gibt es seit Donnerstag auch für
die Ergreifung des Vorsitzenden der Verfassungsgebenden Versammlung,
Diosdado Cabello, des Vizewirtschaftsministers Tareck El Aissami, des
ehemaligen General Clíver Alcalá sowie des früheren Chef des
Militärgeheimdienstes, Hugo Carvajal.
## Haftstrafen zwischen 20 Jahren und lebenslänglich
Letzterer könnte zur Aufhellung des Ganzen beitragen. Carvajal hatte schon
vor längerer Zeit mit der Regierung in Caracas gebrochen und sich nach
Kolumbien absetzt. Vor dort aus organisiert er nach eigenen Angaben
Aktionen gegen Maduro. Nach einem Bericht der argentinischen Zeitung
[4][Infobae] will er sich jetzt den kolumbianischen Behörden stellen.
Ohne Kopfgeld werden seit Donnerstag auch die beiden ehemaligen
Farc-Kommandeure Ivan Márquez und Jesús Santrich von der US-Justiz gesucht.
Wo sich die beiden befinden, ist nicht bekannt, seit sie sich 2019 von dem
zwischen Kolumbiens Regierung und der Guerilla vereinbarten
Friedensabkommen abgewandt und eine [5][Rückkehr zu den Waffen] angekündigt
hatten.
Zwar genießen amtierende Staatsoberhäupter nach internationalen Standards
Immunität. Barrs Anklage stützt sich darauf, dass Maduro von den USA seit
Januar 2019 nicht mehr als legitimes Staatsoberhaupt anerkannt wird,
sondern stattdessen der [6][selbsternannte Interimspräsident Juan Guaidó].
„Wir erkennen Maduro nicht als Präsidenten Venezuelas an, aber dies ist
bereits bei Noriega geschehen, den wir auch nicht erkannt haben“, erklärte
der US-Justizminister. 1990 war Panamas damaliger Regierungschef Manuel
Noriega bei einer US-Militärintervention festgenommen und in die USA
geflogen und dort vor Gericht gestellt und verurteilt worden.
Die Kopfgelder stammen aus dem Narcotics Rewards Program (NRP) des
US-Außenministeriums. Seit Beginn des Programms im Jahr 1986 seien daraus
mehr als 130 Millionen Belohnungen gezahlt worden und so über 75
Drogenhändler vor Gericht gestellt worden, teilte die US-Außenbehörde mit.
Sollte es bei Maduro und den Mitangeklagten jemals zu einem Prozess kommen,
drohen ihnen Haftstrafen zwischen 20 Jahren und lebenslänglich.
27 Mar 2020
## LINKS
[1] https://www.justice.gov/opa/pr/nicol-s-maduro-moros-and-14-current-and-form…
[2] /Kokain-aus-Venezuela-in-den-USA/!5251292
[3] https://www.incb.org/incb/en/publications/annual-reports/annual-report.html
[4] https://www.infobae.com/america/venezuela/2020/03/26/el-general-cliver-alca…
[5] /Kolumbiens-Friedensabkommen-in-Gefahr/!5621824
[6] /Venezuelas-Oppositionschef-Juan-Guaido/!5567999/
## AUTOREN
Jürgen Vogt
## TAGS
Venezuela
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