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# taz.de -- Ölkrise in Venezuela: Sprit kostet jetzt Geld
> 3 Cent pro Liter. Privatleute in Venezuela mussten bislang für Benzin
> einen eher symbolischen Preis zahlen. Jetzt werden 50 Cent fällig.
Bild: 1. Juni: Tankstelle in Caracas
BUENOS AIRES taz | Seit Montag gelten in [1][Venezuela] deutlich höhere
Benzinpreise. Mussten für einen Liter Super bisher nur ganze 3 US-Cent
bezahlt werden, so kostet er jetzt 50 US-Cent. „Wir haben entschieden, dass
200 Tankstellen dieses Produkt zum internationalen Preis verkaufen können“,
kündigte Staatschef Nicolás Maduro am Wochenende an. Diese Tankstellen
würden zudem „von privaten Unternehmern geführt“.
Autobesitzer*innen hätten jedoch monatlich weiter Anspruch auf 120 Liter
Benzin und Motorradfahrer*innen auf 60 Liter zum subventionierten Preis.
Der Treibstoff für den öffentlichen Nahverkehr und das Transportwesen
bleibe auch für die kommenden 90 Tage voll subventioniert. In dieser Zeit
solle ein runder Tisch über das weitere Vorgehen entscheiden, erklärte
Maduro.
Überraschend kommt das nicht. Die Regierung hatte im Iran 1,5 Millionen
Fass Benzin sowie Zusatzprodukte für ihre Raffinerien bestellt. „Das
Benzin, das wir aus [2][Iran] geholt haben, haben wir mit Dollars bezahlt,
und das muss auch so bezahlt werden“, hatte Maduro bereits Mitte
vergangener Woche verkündigt. Vier der fünf Tankschiffe sind inzwischen
eingetroffen.
Venezuela ist das Land mit den größten nachgewiesenen Ölreserven der Welt –
und dennoch ist das Tanken von Benzin für viele Autofahrer zu einer misión
imposible geworden. Sprit zu subventionierten Preisen ist selbst in der
stets besser versorgten Hauptstadt Caracas nur schwer zu bekommen. Auf dem
Schwarzmarkt kostet der Liter Super 3 Dollar.
## Ölproduktion sinkt Tag für Tag
Autoschlangen mit Wartezeiten von ein oder zwei Tagen bilden sich vor den
Tankstellen nicht erst, seitdem Maduro am 17. März eine nationale
Corona-Quarantäne verhängt hat. Das zusätzliche Problem seither: Auch
Ärzt*innen und Pflegekräfte mussten vor den Zapfsäulen warten, trotz ihres
von der Regierung angeordneten Vorrangs. Lange hatte es die Regierung
abgelehnt, die Benzinpreise anzuheben. In traumatischer Erinnerung ist die
Preiserhöhung von 1989, die Unruhen mit auslösten, bei denen es zu
Hunderten von Toten kam. Daher traute sich Maduro erst 2016, die
Benzinpreise leicht anzuheben – auf damals 3 Cent pro Liter.
Seit Jahrzehnten blüht der Schmuggel dieses Billigbenzins vor allem nach
Kolumbien, dazu kommen Korruption, Vettern- und Misswirtschaft. Doch seit
dem Land durch den [3][Verfall des Rohölpreises] die Einnahmen weggebrochen
sind und die notwendigen Investitionen auf den Ölfeldern und
Instandhaltungen der Raffinerien nicht mehr vorgenommen werden, gehen
Ölförderung und Treibstoffproduktion deutlich zurück.
Nach Angaben der Opec ist Venezuelas Ölproduktion auf knapp mehr als
600.000 Fass pro Tag gesunken. Vor einem Jahrzehnt waren es noch mehr als 3
Millionen Fass pro Tag. Dazu beigetragen haben auch die von den USA
verhängten Sanktionen. Die betreffen weltweit alle Unternehmen, die mit der
Regierung in Caracas Geschäfte machen.
Das jüngste und prominenteste Opfer ist das russische Ölunternehmen
Rosneft. Mit ihm hatte Venezuela den Tausch von Benzin gegen Rohöl
vereinbart. Am 28. März kündigte Rosneft die Einstellung seiner Aktivitäten
in Venezuela an. Deshalb wandte sich die Regierung an den Iran. Der liefert
jetzt nicht nur Benzin, sondern auch die Inputs für die Ölraffinierung. Das
Ziel ist, die El-Palito-Raffinerie im Bundesstaat Carabobo sowie die
El-Chaure-Raffinerie im Bundesstaat Anzoátegui wieder flottzumachen.
1 Jun 2020
## LINKS
[1] /Militaeraktion-in-Venezuela/!5684699
[2] /Proteste-in-Iran/!5643284
[3] /Erdoel-im-Ueberfluss/!5670568
## AUTOREN
Jürgen Vogt
## TAGS
Venezuela
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