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# taz.de -- Kollision vor Venezuelas Küste: Vorwürfe an Kreuzfahrtschiff
> Ein venezolanisches Marine-Boot stößt mit einem deutschen
> Kreuzfahrtschiff zusammen und sinkt. Venezuela will Beweise gegen das
> deutsche Schiff haben.
Bild: Die „Resolute“ im Hafen von Valparaiso, Chile, im April 2019
Buenos Aires taz | Hat das deutsche Kreuzfahrtschiff ‚Resolute‘ das
Patrouillenboot ‚Naiguatá‘ der venezolanischen Küstenwache gerammt und
dadurch versenkt? Oder rammte das Patrouillenboot das Kreuzfahrtschiff und
wurde Opfer seines eigenen Manövers? Auch Tage nach der Kollision der
beiden Schiffe vor der Küste der kleinen venezolanischen Insel La Tortuga,
machen sich beide Seiten gegenseitig für den Vorfall verantwortlich.
Denn was als Routinekontrolle begann endete mit dem Untergang der
‚Naiguatá‘. Die ‚[1][Resolute]’ war am 5. März unter portugiesischer …
mit einer 32-köpfigen Besatzung und ohne Passagiere in Buenos Aires
ausgelaufen. Ihr Ziel war Willemstad auf der Karibikinsel Curaçao, die zu
den Niederländischen Antillen gehört.
Die ‘Resolute’ ist ein für Fahrten in die Arktis und Antarktis gebautes
Luxuskreuzfahrtschiff, dass für 184 Passagiere zugelassen ist. Um sichere
Fahrten in vereisten Gewässern zu ermöglichen, ist der Rumpf der ‚Resolute�…
massiv verstärkt.
Die ‘Naiguatá’ war eines von vier Patrouillenbooten der venezolanischen
Küstenwache, das 2010 aus Spanien geliefert wurde. Am 29. März war es mit
dem Auftrag ausgelaufen, die 'Resolute’ zu überprüfen, die sich nach
Angaben aus Caracas in venezolanischen Hoheitsgewässern befand.
## Selektive Funkmitschnitte und Videosequenzen
Am 30. März gegen 0.30 Uhr kollidierten beiden Schiffe laut Caracas knapp
acht Seemeilen von der Insel La Tortuga entfernt, laut der Reederei der der
'Resolute“ 13,3 Seemeilen entfernt und damit in internationalen Gewässern.
Die Havarie ähnelte dem Zusammenstoß eines LKWs mit einem PKW.
Mit der Veröffentlichung von Mitschnitten aus dem Funkverkehr zwischen
beiden Schiffen sowie von Videosequenzen eines Smartphones vor der
Kollision will Venezuelas Marine beweisen, dass die ‚Resolute‘ die Havarie
mit Absicht herbeigeführt hatte.
In einem auf YouTube eingestellten Video zeichnet Venezuelas Oberster
Marinechef Giuseppe Cimadevilla mittels der international verfügbaren
Standortdaten die Route der 'Resolute’ durch venezolanische Hoheitsgewässer
nach. Dann werden Mittschnitte aus dem Funkverkehr eingespielt.
Zunächst sind Fragen und Antworten zur Identifikation sowie zu Ablege- und
Zielhafen der ‚Resolute‘ zu hören. Die Frage der ‚Naiguatá‘ nach der
Genehmigung für die Durchquerung venezolanischer Hoheitsgewässer
beantwortet die Resolute ausweichend. Der zu hörende Dialog lässt den
Schluss zu, dass die ‚Resolute‘ wusste, dass sie sich in venezolanischen
Hoheitsgewässern befand und dass sie nicht die erforderliche Genehmigung
besaß.
Auf die Aufforderung der ‚Naiguatá‘, sie zum Hafen auf der Insel Margarita
zu begleiten, antwortet das Kreuzfahrtschiff wieder ausweichend: “Wir
entschuldigen uns für das Unglück, aber wir sind unterwegs und wollen Ihnen
kein Problem bereiten, im Moment folgen wir weiter der Route nach Curacao“.
Während die ‚Resolute‘ ihre Fahrt offensichtlich fortsetzt, droht die
‚Naiguatá‘ per Funk mit dem „progressiven Einsatz ihrer Waffen“. Mehrf…
ist die Aufforderung an die ‚Resolute‘ zu hören, die Maschinen zu stoppen.
Eine eingeblendete Videosequenz zeigt die parallel fahrenden Schiffe,
während ein Marinesoldat mit seinem Schnellfeuergewehr offensichtlich
Warnschüsse abfeuert.
## Unklar bleibt, wer den Kurs änderte
Nach einem Schnitt ist zusehen, wie die beide Schiffe kollidieren. Die
Aufnahmen zeigen, wie der Bug des Kreuzfahrtschiffs die Backbordseite des
Patrouillenbootes rammt. Nicht zu sehen ist, wer zuvor die dafür nötige
Kursänderung gemacht hat.
Nicht mit Bild und Ton belegt ist auch, was Venezuelas Marinechef Giuseppe
Cimadevilla anhand von Grafiken beschreibt: Wie die 'Resolute’ angeblich
plötzlich beidrehte und auf Kollisionskurs zur ‚Naiguatá‘ ging.
Auf Anfrage der taz erklärte die in Hamburg ansässige Reederei der
‚Resolute‘, dass es sich bei den Videos und dem Funkverkehr, „um eine sehr
selektive bzw. unvollständige Version handelt“. Gegenwärtig würden die
Black-Box-Daten von den dafür zuständigen Behörden ausgewertet, teilte die
COLUMBIA Cruise Services mit und verwies auf [2][ihre offizielle Erklärung
vom 1. April].
Darin heißt es: „Das Marineschiff rammte weiterhin den Steuerbordbug, um
den Kopf des Schiffes in Richtung der venezolanischen Hoheitsgewässer zu
drehen.“
Diese Darstellung hatten deutsche Medien letzte Woche übernommen.
[3][“Marineboot rammt deutsches Kreuzfahrtschiff – und sinkt“], titelte
beispielsweise Der Spiegel. Was dann zu lesen ist, spiegelt im Wesentlichen
die Erklärung der Reederei wider.
So steht weiter Aussagen gegen Aussagen. Dazu kommt der Vorwurf
unterlassener Hilfeleistung. Denn statt der Besatzung der sinkenden
‚Naiguatá‘ zu Hilfe zu kommen, sei die ‚Resolute‘ geflüchtet, so der
Vorwurf von Marinechef Cimadevilla. Die Besatzung der ‚Naiguatá‘ wurde von
einem anderen herbeigeeilten Schiff gerettet.
8 Apr 2020
## LINKS
[1] http://www.nedcruise.info/rcgs%20resolute.htm
[2] https://www.columbia-cs.com/statement-on-rcgs-resolute-incident/
[3] https://www.spiegel.de/politik/ausland/venezuela-marineboot-rammt-deutsches…
## AUTOREN
Jürgen Vogt
## TAGS
Venezuela
Seefahrt
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Marine
Venezuela
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Venezuela
Organisation Amerikanischer Staaten (OAS)
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