| # taz.de -- OAS-Generalsekretär Luis Almagro: Linkenfresser bleibt im Amt | |
| > Der Uruguayer Luis Almagro wurde mit klarer Mehrheit als | |
| > OAS-Generalsekretär wiedergewählt – eine Kampfansage vor allem an die | |
| > Regierung Venezuelas. | |
| Bild: Steht wegen seiner polarisierenden Amtsführung heftig in der Kritik: Lui… | |
| Buenos Aires taz | Luis Almagro ist als Generalsekretär der Organisation | |
| Amerikanischer Staaten (OAS) wiedergewählt worden. Am Freitag stimmten 23 | |
| der 34 Mitgliedsstaaten für den Uruguayer. Für seine Gegenkandidatin, die | |
| Ecuadorianerin María Fernanda Espinosa, votierten lediglich zehn | |
| Mitgliedstaaten. Damit leitet Almagro die OAS für weitere fünf Jahre. Bevor | |
| er das Amt 2015 erstmals übernahm, war er Außenminister unter Uruguays | |
| damaligen Präsidenten José Mujica. | |
| Mit 23 Stimmen fiel sein Ergebnis überraschend gut aus – wenn auch nicht | |
| vergleichbar mit den 33 von 34 stimmen, die er vor fünf Jahren erhalten | |
| hatte. Wegen seiner polarisierenden Amtsführung steht der 56-jährige heftig | |
| in der Kritik. So hat er als Generalsekretär keine Gelegenheit ausgelassen, | |
| gegen die chavistische Regierung von Staatschef Nicolás Maduro in Venezuela | |
| vorzugehen. Ohne Rücksprache mit den Mitgliedstaaten erkannte er im Januar | |
| 2019 den konservativen Oppositionsführer [1][Juan Guaidó] unmittelbar nach | |
| dessen Selbsternennung zum Interimspräsidenten als legitimen Staatschef an. | |
| Und auch die Rolle der OAS bei den Auseinandersetzungen um die Wahlen in | |
| Bolivien im vergangenen Jahr ist bis heute mehr als umstritten. Luis | |
| Almagro interpretierte die Berichte der OAS-Wahlbeobachterkommission über | |
| Unregelmäßigkeiten und möglichen Wahlbetrug auf die einseitigste mögliche | |
| Weise. | |
| Am Ende war der amtierende Präsident im Exil, die rechte | |
| Oppositionspolitikern [2][Jeanine Añez] erklärte sich zur | |
| Übergangspräsidentin und macht seither sehr viel mehr, als nur faire und | |
| freie Neuwahlen zu organisieren. Sie hat ihr Land vom linken in das rechte | |
| politische Lager Lateinamerikas geführt. | |
| ## Richtungsentscheidung in Lateinamerika | |
| Der Wahlausgang vom Freitag ist insofern auch eine Richtungsentscheidung. | |
| Mit Almagros Wiederwahl wird sich an der harten Haltung nichts ändern – | |
| sehr zur Freude der USA und ihrer wichtigsten rechten Verbündeten, der | |
| Regierungen Kolumbiens, Brasiliens und der De-facto-Regierung Boliviens, | |
| die sich vehement für Almagros Wiederwahl eingesetzt hatten. | |
| Venezuela, das offiziell aus der OAS ausgetreten war, ist dort weiterhin | |
| durch eine Repräsentanten Guaidós mit Stimmrecht vertreten. Dessen | |
| Beglaubigung erfülle jedoch „nicht die notwendigen Anforderungen“, | |
| kritisierte Mexikos Botschafterin Luz Elena Baños. | |
| Ganz anders waren die in María Fernanda Espinosa gesetzten Hoffnungen. Die | |
| Ecuadorianerin war vor allem von Mexiko und Argentinien unterstützt worden. | |
| Die 55-Jährige, die zwischen September 2018 und September 2019 Vorsitzende | |
| der Generalversammlung der Vereinten Nationen war, stand für eine | |
| vermittelnde Amtsführung und eine entsprechenden Umgang mit Venezuela. | |
| Deshalb musste sich die Diplomatin gegen eine Negativ-Kampagne wehren, die | |
| sie als von Venezuela und Kuba lancierte Kandidatin hinstellte. | |
| Bis zuletzt hatte Espinosa versucht, die Wahl wegen des Coronavirus | |
| verschieben zu lassen. „Ich verstehe Almagros Verzweiflung nicht, die Wahl | |
| um jeden Preis durchzuführen“, so Espinosa. Die fand in Washington statt, | |
| das wegen des Coronavirus unter Quarantäne steht. An der Wahlsitzung | |
| mussten mindestens 40 Personen teilnehmen, was gegen die Bestimmungen des | |
| Bürgermeisters von Washington, der Weltgesundheitsorganisation und der | |
| Panamerikanischen Gesundheitsorganisation verstoße, erklärte sie. | |
| „17 Länder haben an den Vorsitzenden des Ständigen Rats der OAS Briefe | |
| geschickt. Darin bitten sie um eine Verschiebung der Wahl“, sagte Espinosa | |
| und schloss ihre Anwesenheit aus. Doch statt die Wahl zu verschieben, ließ | |
| der Ratsvorsitzende Handschuhe und Gesichtsmasken austeilen, um Infektionen | |
| vorzubeugen. Einige zogen sie über, andere nicht. „Abermals dreht die OAS | |
| der Welt den Rücken und gefährdet die Gesundheit von Beamten und | |
| Botschaftern“, kritisierte Espinosa. | |
| Wie tief inzwischen die Gräben zwischen den linksprogressiven | |
| Lateinamerikas Regierungen der Nullerjahre und den rechtsgerichteten | |
| Nachfolgeregierungen sind, zeigt Espinosas Heimatland. Ecuadors Präsident | |
| Lenín Moreno hatte angeordnet, nicht für Espinosa zu stimmen, die von 2012 | |
| bis 2014 Verteidigungsministerin unter seinem Amtsvorgänger und heutigem | |
| Widersacher Rafael Correa war. | |
| Und so wurde am Freitag auch die südamerikanische Staatengemeinschaft | |
| UNASUR endgültig zu Grabe getragen. Die war 2008 von den linksprogressiven | |
| Präsidenten Hugo Chávez aus Venezuela, Lula da Silva aus Brasilien, Néstor | |
| Kirchner aus Argentinien und Rafael Correa aus Ecuador als Gegengewicht zur | |
| US-dominierten OAS ins Leben gerufen worden. | |
| 21 Mar 2020 | |
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| ## AUTOREN | |
| Jürgen Vogt | |
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