# taz.de -- Klimaschutz in Hamburg: Gewerkschaft will Gratis-Ticket | |
> Ver.di fordert kostenlosen HVV für städtische Beschäftigte. Der Senat | |
> lehnt das ab, könnte sich aber ein günstiges Job-Ticket vorstellen. | |
Bild: Keine Einzel-Tickets mehr kaufen und einzeln abrechnen: Jobticket hätte … | |
Hamburg taz | Fast jede Woche ein neuer Vorschlag – klimafreundliche | |
Mobilität ist das Thema dieses Wahlkampfs. Etwas unter ging in dieser Woche | |
eine [1][Pressemitteilung von Ver.di]. Die Gewerkschaft fordert nicht | |
weniger als ein „kostenloses HVV-Ticket für alle Beschäftigten der Freien | |
und Hansestadt Hamburg“ – also für alle, vom Hausmeister bis zum | |
Hochschullehrer. | |
Eine [2][konsequente Umweltpolitik] müsse „bei den eigenen Beschäftigten | |
beginnen“, sagt die Vize-Landesvorsitzende Sieglinde Friess. Die Stadt habe | |
rund 65.000 Beschäftigte. Nur ein Teil von diesen habe ein Großkunden-Abo, | |
andere führen mit dem Auto zur Arbeit. Wollten Stadtangestellte | |
Dienstfahrten mit dem HVV abrechnen, ginge dies nur über Einzeltickets. | |
Dies verursache einen hohen Verwaltungsaufwand, der gespart werden könnte. | |
Politisch unterstütze die Gewerkschaft die Forderung nach einem | |
365-Euro-Jahres-Ticket für alle Bürger und kostenlosem HVV für viele | |
Gruppen. Mit dem kostenlosen Jobticket für ihre Beschäftigen wäre die Stadt | |
„Vorbild“. | |
Zudem müsse sich die Stadt Fachkräfte für die Zukunft sichern, was in einem | |
Ballungsraum wie Hamburg nur durch Angebote möglich sei. Da sei, so Friess, | |
ein kostenloses Jobticket eine „logische Vorraussetzung“. | |
## München macht es vor | |
In Hessen gebe es das schon und auch in München. In Hamburg indes habe | |
Ver.di schon im Frühsommer von der Stadt Tarifverhandlungen über ein | |
kostenloses Jobticket gefordert und dies im November noch mal bekräftigt. | |
„Einen Terminvorschlag ist uns der Senat immer noch schuldig“, sagt Friess. | |
„Progressive Personalpolitik sieht anders aus.“ | |
Aber wäre das gerecht? „Wir finden den Vorstoß richtig, weil er deutlich | |
macht, dass der Nahverkehr für viele Menschen zu teuer ist“, sagte die | |
Verkehrspolitikerin Heike Sudmann von der Linken. Ihre Partei fordert ein | |
365-Euro-Jahres-Ticket und ab 2025 ganz kostenfreien Nahverkehr. Möglich | |
sei dies in Städten wie Wien durch Abgaben der Arbeitgeber. Auch würde | |
Hamburg viele Folgekosten sparen, die der Pkw-Verkehr verursacht. | |
Laut HVV-Sprecher Rainer Vohl ist Kostenlosigkeit nicht sinnvoll, denn nur | |
ein attraktiver Nahverkehr sei „in der Lage, die Autos von der Straße zu | |
holen“. Taktdichte, Platzangebot, Pünktlichkeit und Sauberkeit hätten bei | |
den Kunden „hohe Priorität“. Schon heute seien an jedem Werktag zweieinhalb | |
Millionen Menschen mit dem HVV unterwegs. Im Jahr 2018 nahm der HVV durch | |
Fahrgeld 861 Millionen Euro ein und deckte dadurch 72 Prozent der Kosten. | |
Fielen Einnahmen durch kostenlose Tickets weg, müssten die Fahrpreise | |
erhöht werden oder die staatlichen Zuschüsse. | |
Gefragt, was der Senat von der Ver.di-Forderung halte, erklärt auch | |
Senatssprecher Marcel Schweitzer zunächst, das Ziel sei, ein gutes, | |
schnelles Angebot zu schaffen und damit den Anteil von Bus und Bahn bis | |
2030 von 22 Prozent auf 30 Prozent zu erhöhen. Ein kostenfreies Ticket für | |
alle Beschäftigten der Stadt würde den bestehenden Tarifvertrag | |
unterlaufen. | |
## Verdi fordert Angebot vor der Wahl | |
Für seine eigenen Beschäftigten, so Schweitzer, habe der Senat bereits vor | |
geraumer Zeit signalisiert, „dass er sich eine Regelung vorstellen kann, | |
die die Funktion eines Studierendentickets aufnimmt“. Eine solche Lösung | |
wäre, wenn durch die Gewerkschaften eingebracht, im Rahmen der | |
Tarifverhandlungen mit den Bundesländern aus Sicht der Stadt | |
„verhandelbar“. Alle Beschäftigten hätten dann „ein Jobticket zu einem | |
stark vergünstigten Preis“. Zur Orientierung: In Hamburg kostet das | |
Semesterticket knapp 30 Euro. | |
Gefragt, was nun Ver.di davon halte, sagt Sieglinde Friess: „Wir können | |
über vieles reden, aber dafür brauchen wir ein Angebot.“ Die Stadt solle | |
dies jetzt klären, und „nicht erst nach der Wahl“. | |
19 Jan 2020 | |
## LINKS | |
[1] https://hamburg.verdi.de/presse/pressemitteilungen/++co++6ade98b4-35ed-11ea… | |
[2] /Anhoerung-zum-Hamburger-Klimaplan/!5651244 | |
## AUTOREN | |
Kaija Kutter | |
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Peter Tschentscher | |
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