# taz.de -- Parteispendenaffäre um die AfD: Weidel-Spende oder AfD-Spende? | |
> Die AfD will keine Strafe dafür zahlen, dass sie eine illegale Spende | |
> annahm. Nun soll das Geld plötzlich eine Schenkung an Alice Weidel | |
> gewesen sein. | |
Bild: Verheddert in Widersprüche: die AFD-Bundesvorsitzende Alice Weidel | |
Freiburg taz | Die AfD versucht zu tricksen um einer Strafzahlung zu | |
entgehen. Eine umstrittene Spende aus der Schweiz sei gar keine illegale | |
Parteispende an [1][die AfD] gewesen, argumentiert die Rechtsaußen-Partei | |
nun, sondern eine persönliche und legale Spende an die Kandidatin Alice | |
Weidel. Damit wird die AfD aber wohl kaum durchkommen. | |
Zischen Juli und September 2017 erhielt der AfD-Kreisverband Bodenseee, in | |
dem Alice Weidel für den Bundestag kandidierte, rund 130.000 Euro von einer | |
Schweizer Pharmafirma. Die Summe kam gestückelt in mehreren Teilen von | |
meist rund 9.000 Schweizer Franken. | |
Diese Spende war doppelt illegal. Zum einen dürfen Parteien maximal 1000 | |
Euro von Spendern aus dem Nicht-EU-Ausland annehmen. Außerdem müssen | |
Spenden über 50 000 Euro sofort [2][der Bundestagsverwaltung gemeldet und | |
veröffentlicht werden.] Diese Pflicht sollte mit der Stückelung | |
offensichtlich umgangen werden. Dass die ominöse Spende im April 2018 | |
zurückgezahlt wurde, ändert nichts an dem Verstoß. | |
Deshalb hat Bundestagsverwaltung vor einigen Wochen angekündigt, dass sie | |
der AfD [3][die übliche Strafe in dreifacher Höhe der illegalen Spende] | |
auferlegen will. Die AfD müsste dann 396 000 Euro an den Fiskus zahlen. | |
## Verwendungszweck: „Alice Weidel Social Media“? | |
Das will die AfD nun mit einer Stellungnahme des renommierten Straf- und | |
Parteienrechtlers Franz Saliger verhindern, über die zuerst die Süddeutsche | |
Zeitung berichtete. Danach habe es sich um keine Parteispende gehandelt, | |
sondern um eine Spende an Alice Weidel als kandidierende Einzelperson. | |
Saliger bezieht sich auf die Aussage eines Züricher Drogisten, der das Geld | |
von einem Geschäftsfreund aus Deutschland erhalten haben will und es dann | |
über eine seiner Firmen an die AfD weiterleitete. Jede Überweisung habe den | |
Verwendungszweck „Alice Weidel Social Media“ getragen. Von dem Geld seien | |
unter anderem Rechnungen der Kölner Medienrechts-Kanzlei Höcker bezahlt | |
worden, die für Weidel tätig war. | |
Grundsätzlich ist es möglich, an einen Kandidaten statt an eine Partei zu | |
spenden. Sinnvoll ist dies zum Beispiel bei einem parteiunabhängigen | |
Bewerber. „Dann gelten auch die Regeln des Parteiengesetzes nicht“, sagt | |
Martin Morlok, emeritierter Rechtsprofessor und Spezialist für | |
Parteienrecht. Das heißt, es gibt auch keine Begrenzung für Auslandsspenden | |
und keine Transparenzpflicht. | |
„Allerdings muss der Kandidat, das Geld dann als Schenkung versteuern“, so | |
Morlok. Für Nicht-Verwandte gilt dabei ein Steuersatz von 30 Prozent. Und | |
der Spender kann Schenkungen an Einzelkandidaten nicht wie Parteispenden | |
von der Steuer absetzen. | |
## Jede menge Widersprüche | |
Im Fall der Schweizer Spende ist es jedoch ziemlich abwegig, den Charakter | |
als Parteispende zu bestreiten. Die Spende ging an ein Konto der AfD, nicht | |
auf ein Konto von Weidel. Alice Weidel kandidierte auch nicht als | |
Einzelbewerberin, sondern war AfD-Spitzenkandidatin in Baden-Württemberg. | |
Die Rechnungen der Anwaltskanzlei Höcker gingen nicht an Weidel, sondern an | |
die AfD. | |
Weidel selbst sagte früher, dass sie erst im Januar 2018 von der Spende | |
erfuhr. Bis dahin habe sich die Kreisschatzmeisterin der AfD im Dialog mit | |
dem Landesschatzmeister um die Spende gekümmert. Als Weidel wegen der | |
illegalen Spende 2018 innerparteilich unter Druck geriet, betonte sie, dass | |
es „ein Parteikonto gewesen ist“. Ganz deutlich erklärte sie: „Es ist ke… | |
persönliche Spende gewesen, die dort angekommen ist.“ | |
Heute behauptet die AfD das Gegenteil. | |
3 Jan 2020 | |
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## AUTOREN | |
Christian Rath | |
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