| # taz.de -- Ungeschützte Patientendaten: My body, my data | |
| > Die Gesundheits-IT ist jetzt schon leicht angreifbar, wie ein Hack des | |
| > Chaos Computer Clubs zeigt. Bald sind die Daten noch schlechter | |
| > geschützt. | |
| Bild: Fragwürdig: Unklar ist, wer künftig Zugang zu Daten von Patient:innen h… | |
| Berlin taz | Wie löchrig die verpflichtende IT-Infrastruktur im | |
| Gesundheitswesen ist, haben Sicherheitsforscher auf dem [1][aktuellen | |
| Jahreskongress des Chaos Computer Clubs] nachgewiesen. Ihnen gelang es ohne | |
| größeren Aufwand, sich gültige Heilberufsausweise, Praxisausweise, | |
| Konnektorkarten und Gesundheitskarten mit den Identitäten Dritter zu | |
| verschaffen. Mit diesen lässt sich dann auf die Daten von Versicherten | |
| zugreifen. In Reaktion darauf, teilte die zuständige Gematik-Gesellschaft | |
| mit, dass die Ausgabe von Praxis- und Arztausweisen gestoppt worden sei. | |
| Bei dem Angriff geht es um die Telematik-Infrastruktur. Der müssen sich | |
| bereits jetzt alle Praxen anschließen – sonst droht den Ärzt:innen | |
| Honorarabzug. Sichtbarer Teil dieser Infrastruktur ist für Patient:innen | |
| die elektronische Gesundheitskarte, die seit einigen Jahren für gesetzlich | |
| Versicherte Pflicht ist. Doch dahinter steckt ein Netzwerk aus zahlreichen | |
| Geräten – von Konnektoren bis Kartenlesern. | |
| Über dieses Netzwerk müssen Ärzte ab 2021 auch die [2][elektronische | |
| Patientenakte] anbieten. Darin sollen Befunde wie Blutwerte oder MRT-Scans | |
| zentral gespeichert werden, sodass mehrere behandelnde Ärzte darauf | |
| zugreifen können. Befürworter der elektronischen Patientenakte | |
| argumentieren, dass dadurch der Datenaustausch zwischen Ärzten erleichtert | |
| und Patient:innen besser behandelt werden könnten. | |
| Bereits im Dezember wies der IT-Sicherheitsberater [3][Thomas Maus in der | |
| Computerzeitschrift c’t ] zahlreiche Schwachstellen der | |
| Telematik-Infrastruktur nach. So werden beispielsweise zwei zentrale | |
| Elemente nur nach dem Sicherheitsniveau 3+ geprüft. Zum Vergleich: Auf dem | |
| Markt erhältliche vernetzte Stromzähler werden üblicherweise nach 4+ | |
| geprüft – eine korrekte Stromrechnung scheint also wichtiger als die | |
| Sicherheit von Gesundheitsdaten. | |
| ## Weitere Daten-Begehrlichkeiten | |
| Und auch auf einer weiteren Ebene werden die Daten von gesetzlich | |
| Versicherten demnächst schlechter geschützt. Denn im kommenden Jahr wird | |
| die Umsetzung des frisch vom Bundestag beschlossenen | |
| [4][Digitale-Versorgung-Gesetzes] Form annehmen. Darin enthalten ist ein | |
| schwerwiegender Eingriff in die Rechte von 73 Millionen gesetzlich | |
| Versicherten: Deren Abrechnungsdaten sollen künftig zentral gespeichert der | |
| Forschung zur Verfügung stehen – und das in pseudonymisierter Form. | |
| Pseudonymisierung lässt jedoch Rückschlüsse auf Personen zu – hier könnte | |
| das etwa eine seltene Krankheit sein. Datenschützer:innen fordern daher, | |
| dass die Versicherten dieser Speicherung zumindest widersprechen können | |
| sollten. Das ist in dem Gesetz von Gesundheitsminister Jens Spahn aber | |
| nicht vorgesehen. | |
| Dafür gab es, noch bevor das Digitale-Versorgung-Gesetz überhaupt | |
| verabschiedet war, weitere Begehrlichkeiten. Aus dem Wortprotokoll zur | |
| Anhörung des Gesetzes geht hervor, dass die Industrie schon mit den Füßen | |
| scharrt – sie hätte ebenfalls gern Zugriff auf die Daten. So sagte der als | |
| Sachverständige geladene Sebastian Zilch vom Bundesverband Gesundheits-IT, | |
| es sei „extrem bedauerlich, dass die Industrie vom Zugang zum | |
| Forschungsdatenzentrum komplett ausgeschlossen ist“. Das müsse „unbedingt | |
| angepasst werden“. | |
| 29 Dec 2019 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.ccc.de/en/updates/2019/neue-schwachstellen-gesundheitsnetzwerk | |
| [2] /Digitale-Gesundheitsakte/!5562677 | |
| [3] https://shop.heise.de/katalog/die-bomben-ticken | |
| [4] /Forschung-mit-Patientendaten/!5636572 | |
| ## AUTOREN | |
| Svenja Bergt | |
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