# taz.de -- Art Berlin wird eingestellt: Die Kunst-Messe ist gelesen | |
> Das Ende der Art Berlin ist ein schwerer Rückschlag für die Stadt als | |
> Marktplatz für Kunst. Den Betreibern fehlte die Unterstützung durch das | |
> Land. | |
Bild: Zu wenig Planungssicherheit in Berlin moniert Daniel Hug, Chef der Art Co… | |
Als vor drei Jahren die Koelnmesse bei der Kunstmesse ABC Berlin einstieg, | |
sahen viele für die Hauptstadt doch noch eine Chance, als | |
Kunstmessestandort [1][zu reüssieren]. Jetzt steigen die Kölner vorzeitig | |
wieder aus, wie Mitte der Woche bekannt wurde. Das bedeutet nicht nur das | |
Ende der inzwischen als Art Berlin firmierenden jährlichen Messe mit mehr | |
als 100 Ausstellern, sondern auch das Aus der Stadt als Marktplatz für die | |
Kunst. | |
Ausschlaggebend für den Rückzug sind nach Angaben der Kölner Messe die | |
Rahmenbedingungen in der Stadt, etwa der Umstand, dass es keine | |
Planungssicherheit darüber gibt, ob der Hangar im Flughafen Tempelhof 2020 | |
wieder als Messestandort zur Verfügung steht. | |
Die fehlende Unterstützung durch das Land beklagen aber nicht nur Gerald | |
Böse, vorsitzender Geschäftsführer der Kölner Messe, und Daniel Hug, der | |
als Direktor der Art Cologne das Engagement in Berlin einfädelte, sondern | |
auch die hier ansässigen Galerien. Erst Ende November hatte der | |
Landesverband Berliner Galerien (LVBG) und der Verein Berliner Kaufleute | |
und Industrieller (VBKI) eine Befragung von 200 Galerist*innen vorgestellt. | |
Neben der erhöhten Mehrwertsteuer und steigenden Mieten wurde als wichtiges | |
Problem die mangelnde Wirtschaftsförderung genannt, die für die Berliner | |
Galerien international deutliche Wettbewerbsnachteile bedeute. | |
Österreich etwa unterstützt die Messeteilnahme von Galerien mit einer | |
Kostenübernahme von bis zu 50 Prozent. Auf der Arco Madrid ist es | |
selbstverständlich, dass ein Mitglied der Königsfamilie die Messe eröffnet. | |
In Berlin dagegen lässt sich noch nicht einmal der Regierende Bürgermeister | |
blicken. | |
Die Stadt Paris jazzt die Fiac, lange Zeit eine nicht besonders bedeutende | |
lokale Kunstmesse, gezielt mit dem Grand Palais als Veranstaltungsort und | |
finanziellen Investitionen zu einem Großereignis der Kunstwelt hoch. In | |
Berlin hingegen installieren Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) und | |
Kultursenator Klaus Lederer (Linke) die Parallelveranstaltung „Berlin Art | |
Week“. Organisiert von der mit reichlich Mitteln ausgestatteten | |
Kulturprojekte GmbH ist ihr ursprünglicher Aufhänger – die Kunstmesse Art | |
Berlin im Herbst – nur noch ein Programmpunkt unter vielen. | |
Gerade was die landeseigene Kulturprojekte GmbH angeht, kann man sich des | |
Eindrucks nicht erwehren, sie sei in der Absicht gegründet worden, den | |
Mythos vom Kunststandort Berlin mit fehlgeleiteten Events, schrecklichen | |
Street-Art-Projekten und Ähnlichem möglichst effizient zu ruinieren. | |
Gleiches muss bei der landeseigenen Tempelhof Projekte GmbH vermutet | |
werden, die für die Ausstellungsflächen in den Hangars zuständig ist. | |
Offenkundig ist man dort der Meinung, sich 2020 vor Anfragen international | |
bedeutsamer Veranstalter nicht retten und damit der Art Berlin keine Zusage | |
geben zu können. | |
Die Wirtschaftssenatorin über die Situation der Art Berlin zu informieren | |
hat die Tempelhof Projekte GmbH jedenfalls ganz offensichtlich versäumt, so | |
überrascht, wie man sich im Büro der Senatorin vom Ausstieg der Koelnmesse | |
zeigt. Deren Dank galt denn auch ausschließlich Maike Cruse, Leiterin der | |
Art Berlin. „Wir stellen die Messe nicht ein, weil sie kein Erfolg war“, | |
wird Daniel Hug im Tagesspiegel zitiert. „Das Problem sind die Hallen.“ | |
Maike Cruse wird weiterhin das Gallery Weekend betreuen, das sie in enger | |
Zusammenarbeit mit den führende Galerien aufgebaut hat und das eine | |
inzwischen international vielfach kopierte Erfolgsgeschichte ist. Nicht | |
zuletzt das Gallery Weekend zeigt, dass die Arbeit der Galerien mit den | |
hier ansässigen Künstlern und Künstlerinnen sowie mit der internationalen | |
Sammlerschaft ein zentrales Momentum der Kunststadt Berlin ausmacht. | |
13 Dec 2019 | |
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[1] /Umfrage-zum-Galerienstandort-Berlin/!5644420 | |
## AUTOREN | |
Brigitte Werneburg | |
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