| # taz.de -- Klimakompromiss der GroKo: Öko doch möglich | |
| > Weder Kohleausstieg noch ökologische Verkehrswende sind in Sicht. Doch | |
| > der Klimakompromiss ist ein Anfang. | |
| Bild: Ökologische Kurskorrektur der SPD? Olaf Scholz und Manuela Schwesig war … | |
| Ein schrottreifer Diesel-Golf wird auch nach ein paar Tagen in der | |
| Werkstatt kein emmissionsfreier, smarter Elektroflitzer. Er fährt wieder, | |
| stinkt aber immer noch. So ist es auch mit dem [1][Klimakompromiss zwischen | |
| Bund und Ländern,] der am Montag bekannt wurde. Die Umweltverbände haben | |
| recht, wenn sie ihn als unzureichend kritisieren. Er verbessert das | |
| fahrlässig dürftige Maßnahmenpaket der Bundesregierung, reicht aber bei | |
| Weitem nicht aus. | |
| Ein Einstiegspreis von 25 Euro pro Tonne Kohlendioxid, auf den sich | |
| VerhandlerInnen von Union, SPD und Grünen einigten, ist zu wenig, um die | |
| Klimaschutzziele zu erreichen, zu denen sich Deutschland verpflichtet hat. | |
| Erst bei 40 Euro steuern VerbraucherInnen und Wirtschaft um. Dennoch wäre | |
| es falsch, den Kompromiss in Gänze zu verdammen. Der nun beschlossene | |
| Preispfad kommt zumindest „in die Nähe dessen“, was die | |
| Wirtschaftsforschung als ökonomisch wirkungsvoll empfohlen hatte – so | |
| drückt es der angesehene Klimaökonom Ottmar Edenhofer aus. Anders gesagt: | |
| Ein solches Ergebnis kommt dabei heraus, wenn Furcht vor engagiertem | |
| Klimaschutz (Groko) auf moderaten, für die bürgerliche Mitte erträglichen | |
| Ehrgeiz (Grüne) trifft. | |
| Der Schritt in die richtige Richtung ist deshalb ein Erfolg für die Grünen. | |
| Ihnen ist es zu verdanken, dass die deutsche Politik, die sich bisher vor | |
| allem durch [2][Nichtbewältigung der Menschheitskrise Klimawandel] | |
| hervortut, langsam umsteuert. Das Ganze wirkte wie ein Vorgeschmack auf | |
| schwarz-grüne Koalitionsverhandlungen. CDU-Ministerpräsidenten waren dem | |
| Vernehmen nach offener für die Erhöhung des CO2-Preises als die | |
| SozialdemokratInnen. Eine solche Koalition wäre in Sachen Klimaschutz | |
| progressiver als die ermattete Groko. | |
| Auch ein anderes Detail ist bemerkenswert: Die ökologische Kurskorrektur, | |
| auf die die neuen SPD-ChefInnen Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans | |
| drängen und die der SPD-Parteitag neulich beschloss, spielte offenbar keine | |
| Rolle. So sollen sich zum Beispiel Manuela Schwesig und Olaf Scholz keinen | |
| Deut um die neue Linie geschert haben – und munter weiter blockiert haben. | |
| Ein Parteitagsbeschluss macht also noch keine ergrünte SPD. Das alte Denken | |
| ist zäh und sehr lebendig. | |
| Ein zarter Anfang ist gemacht, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Der | |
| Kohleausstieg ist nicht vollzogen, eine ökologische Verkehrswende nicht in | |
| Sicht, von einer Agrarwende ganz zu schweigen. Doch das Signal, das von dem | |
| Kompromiss ausgeht, ist ein positives: Druck wirkt. Die unwilligen Parteien | |
| haben sich auch deshalb bewegt, weil sie den [3][Protest aus der | |
| Zivilgesellschaft] gegen ihre Arbeitsverweigerung spürten. | |
| 17 Dec 2019 | |
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| [1] /CO2-Preis-soll-auf-25-Euro-steigen/!5650622 | |
| [2] /Positionspapier-des-Umweltbundesamtes/!5643907 | |
| [3] /Ein-Jahr-Fridays-for-Future/!5645996 | |
| ## AUTOREN | |
| Ulrich Schulte | |
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