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# taz.de -- Feministische Performance geht viral: „Vergewaltiger bist du“
> Chilenische Aktivistinnen klagen mit einem Tanz die Gewalt von Männern
> und Staaten an Frauen an. Sie finden damit weltweit Nachahmerinnen.
Bild: „El violador eres tu!“: Aktivistinnen bei ihrer Performance am Samsta…
Berlin taz | Es sieht aus wie eine dieser typischen Tanzperformances aus
der Hochzeit der Videoclips, inszeniert für den neusten Hit von [1][Michael
Jackson]. Oder treffender gesagt: der [2][Spice Girls]. Hunderte Frauen
stehen in mehreren Reihen, wiegen sich in den Hüften, gehen in die Knie,
werfen die Arme in die Luft, zeigen in die Kamera. Doch hier geht es nicht
um Popmusik, die die Teenies bewegt. Hier geht es um eine feministische
Anklage, die einen Nerv getroffen hat.
Das Video verbreitet sich nicht nur in sozialen Medien unter dem Hashtag
[3][#UnVioladorEnTuCamino] (Ein Vergewaltiger auf deinem Weg). Die Aktion
findet mittlerweile auch zahlreiche Nachahmerinnen. Erst in vielen Städten
Lateinamerikas, seit diesem Wochenende aber auch in Europa.
Begonnen hat alles mit einer Aktion in der chilenischen Hauptstadt. Am
vergangenen Montag, dem [4][internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen],
performten Hunderte Frauen [5][vor der Kathedrale auf der Plaza de Armas],
dem zentralen Platz in Santiago de Chile.
Getragen vom Rhythmus einer Trommlerin [6][riefen sie ihre Anklage]: „Das
Patriarchat ist ein Richter, der uns verurteilt für unsere Geburt. Und
unsere Strafe ist die Gewalt, die du jetzt siehst.“ Dann zählten sie auf:
Femizide, Straflosigkeit ihrer Mörder, das Verschwindenlassen und die
Vergewaltigung von Frauen.
„Doch es war nicht meine Schuld, egal wo ich war, egal wie ich angezogen
war“, fuhren die Frauen fort, von denen einige kurze Röcke trugen,
bauchfreie oder durchsichtige Tops. Dann warfen sie einen Arm nach vorn und
zeigten Richtung Kamera: „Der Vergewaltiger bist du.“
## „Der Unterdrückungsstaat ist ein Macho“
Nur um gleich nachzulegen: „Die Bullen. Der Richter. Der Staat. Der
Präsident.“ Und während die geballten linken Fäuste der Frauen in die Luft
flogen, erklang ihre Zusammenfassung: „El Estado opresor es un macho
violador.“ Der Unterdrückungsstaat ist ein Macho, der vergewaltigt.
Inszeniert wurde die energiegeladene Performance von dem Kollektiv Lastesis
aus der Hafenstadt Valparaiso. Die Gruppe wurde vor anderthalb Jahren von
vier Frauen Anfang 30 gegründet, [7][schreibt El País]. „Wir nennen uns
Lastesis, weil wir Theorien feministischer Theoretikerinnen auf die Bühne
bringen und verbreiten wollen“, werden sie dort zitiert.
Das ist ihnen mehr als gelungen. Nicht nur in chilenischen Städten wie
[8][Valparaiso] und [9][Antofagasta] wurde ihre Performance wiederholt.
Videos zeigen ähnliche Aktionen auch aus [10][Lima] (Peru), Buenos Aires
(Argentinien) oder [11][Mexiko-Stadt]. Dort trafen sich am Freitag
unzählige Frauen auf dem [12][Zócalo], einem der größten Plätze der Welt.
Er sieht gut gefüllt aus. Am Wochenende gab es ähnliche Aktionen auch in
[13][Madrid], [14][Paris] und [15][Berlin] – wenn auch [16][nicht mit ganz
so vielen] Teilnehmerinnen wie in Lateinamerika.
Mittlerweile gibt es auch eine italienische Version. Eine [17][türkische
aus Istanbul]. Eine australische aus [18][Melbourne]. Dazu Videos von
Performances aus New York, Caracas und [19][unzähligen,] [20][kleineren]
[21][Städten]. Und eine [22][Übersetzung für Gehörlose].
## Masken wie Pussy Riot
Die Initiatorinnen von Lastesis hatten sich gewünscht, dass ihre
Performance nicht nur einfach wiederholt, sondern adaptiert werde. Mit je
nach Ort eigenem Kleidungsstil und textlichen Ergänzungen.
So sieht man bei einigen Auftritten Frauen, die sich Masken wie die
russische Aktionsgruppe [23][Pussy Riot] über den Kopf gezogen haben. In
der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá hielten die Aktivistinnen Plakate mit
den Namen von Frauen hoch, die von Männern ermordet wurden. Und in Mexiko
Stadt ersetzen die Frauen die allgemeine Anklage gegen „los pacos“
(chilenisch für „die Bullen“), durch „los tiros“ – auf Deutsch: die
Schützen. Gemeint ist aber auch hier die Polizei.
1 Dec 2019
## LINKS
[1] https://youtu.be/sOnqjkJTMaA?t=519
[2] https://youtu.be/gJLIiF15wjQ?t=92
[3] https://twitter.com/hashtag/UnVioladorEnTuCamino?src=hashtag_click
[4] /Geschlechtsspezifische-Gewalt/!5640442
[5] https://youtu.be/GF5WnTnPqMs
[6] https://letraschile.com/colectivo-lastesis/un-violador-en-tu-camino
[7] https://verne.elpais.com/verne/2019/11/28/mexico/1574902455_578060.html
[8] https://www.facebook.com/esteban.rojas.35380399/videos/10221276185075004/
[9] https://www.facebook.com/carolina.alonsochavez/videos/10220277756438536/
[10] https://www.facebook.com/karen.bernedo/videos/10162700609875597/
[11] https://youtu.be/kntqZBIAGzU
[12] https://de.wikipedia.org/wiki/Plaza_de_la_Constituci%C3%B3n_(Mexiko-Stadt)
[13] https://twitter.com/FeMiGrantxs/status/1200690220716441600?ref_src=twsrc%5…
[14] https://twitter.com/DilaraGurcu/status/1200485912515354624?ref_src=twsrc%5…
[15] https://www.facebook.com/PeriodicoElCiudadano/videos/1370593799775616/
[16] https://twitter.com/PavelRubioH1/status/1200445960259854338
[17] https://twitter.com/SosyalistKadin/status/1200787300831109120
[18] https://twitter.com/sebclat/status/1201159481339498496
[19] https://twitter.com/RedefemEdomex/status/1200537357474242560
[20] https://twitter.com/tomebamba/status/1201160905385492481
[21] https://twitter.com/mamnicaragua/status/1200995303710765063
[22] https://twitter.com/KenaLorenziniL/status/1201123224161071104
[23] /Pussy-Riot-Auftritt-in-Berlin/!5474589
## AUTOREN
Gereon Asmuth
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