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# taz.de -- Feministischer Protest in Istanbul: Festnahmen durch Polizei
> AktivistInnen in Istanbul schließen sich der weltweiten Performance an
> und demonstrieren gegen Gewalt gegen Frauen. Die Polizei feuert
> Tränengas.
Bild: Sonntagnachmittag in Istanbul: Protest gegen Gewalt an Frauen
Istanbul taz | Erst waren es scheinbar nur zufällig einige Frauen, die sich
auf einem Platz im Istanbuler Stadtteil Kadıköy trafen, doch schnell wurden
es immer mehr. Am Ende waren es wohl mehr als 300 Frauen, die sich in
Reihen gestaffelt aufstellten. Wie aus dem Nichts tauchten auch
Trommlerinnen auf und bevor ein einzelner Polizist, der gerade in der Nähe
war, gemerkt hatte, was los war, legten die Frauen los.
Geboten wurde eine Performance, ein rhythmischer Tanz mit Sprechgesang, der
enorme Power ausstrahlte. In ihrem Gesang verwahrten die Frauen sich
dagegen, dass Männer, Polizisten und Gerichte immer wieder versuchen, ihnen
selbst die Schuld für Vergewaltigungen zuzuschieben.
„Es ist nicht meine Schuld, egal, wo ich bin, egal, was ich anhabe, es ist
nicht meine Schuld“, klang es über den Platz, „der Vergewaltiger bist du�…
Schuld seien auch die Polizei, die Richter und die Präsidenten, die gegen
Vergewaltigungen und [1][Frauenmorde] nichts unternehmen würden.
Nach einer knappen Viertelstunde hatte der Polizist seine Vorderleute
soweit alarmiert, dass ein Trupp Zivilpolizei auf den Platz stürmte und
einer Frau, die ein Mikro in der Hand hatte und wohl deshalb als
„Anstifterin identifiziert wurde, anschnauzte. Die Performance sei illegal,
der Text unzulässig. Doch der Tanz ging weiter. „Wir lassen uns nicht
einschüchtern“, riefen die Aktivistinnen. Hunderte Frauen klatschten
begeistert.
## Mehrere Festnahmen
Als schließlich uniformierte Polizisten auf dem Platz eintrafen, trieben
sie mit großen Plastikschildern in der Hand die Frauenformation
auseinander. Bald lagen Pfefferspraywolken über der Runde. Auch die
Polizeiphalanx begann die Demonstrantinnen auf die Straße zu drängen.
Mehrere Frauen wurden festgenommen, darunter auch die Frau, die die Ansagen
gemacht hatte. Sie ist die Vorsitzende der Organisation „Wir werden
Frauenmorde stoppen“, hieß es später auf Twitter.
Die Idee für die Performance stammt von einem feministischen [2][Kollektiv
aus Chile, „Lastesis“], und macht derzeit weltweit Furore. In der Türkei
wurde die Idee auch deshalb aufgegriffen, weil es gerade in letzter Zeit
wieder zu brutalen Frauenmorden gekommen war, die das ganze Land in Aufruhr
versetzt hatten.
Die meisten Frauen ließen sich von der Polizei indes auch wenig
beeindrucken. „Natürlich werden wir weitermachen“, sagte eine Teilnehmerin,
„dass die mit Tränengas anrücken ist doch immer so“.
8 Dec 2019
## LINKS
[1] /Frauenmord/!t5514274/
[2] /Feministischer-Protest-aus-Chile/!5644620
## AUTOREN
Jürgen Gottschlich
## TAGS
Türkei
Schwerpunkt Türkei
Istanbul
Feminismus
Frauenmord
Feminismus
Chile
Feminismus
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