| # taz.de -- Giffey stellt BKA-Zahlen vor: „Unerträglicher Zustand“ | |
| > Jeden dritten Tag wird in Deutschland eine Frau von ihrem Partner | |
| > umgebracht. Organisationen fordern einen Anspruch auf einen | |
| > Frauenhausplatz. | |
| Bild: Franziska Giffey, Bundesfamilienministerin | |
| Berlin taz | Jeden dritten Tag wurde in Deutschland 2018 eine Frau durch | |
| ihren Mann, Freund oder Ex-Partner umgebracht. Einmal pro Stunde wurde eine | |
| Frau in ihrer Beziehung körperlich schwer verletzt. Das geht aus Zahlen des | |
| Bundeskriminalamts hervor, die Frauenministerin Franziska Giffey (SPD) am | |
| Montag, dem [1][Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen], in Berlin | |
| vorstellte. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Zahlen ähnlich hoch, in | |
| einigen Bereichen sogar leicht gestiegen. „Das ist ein unerträglicher | |
| Zustand“, sagt Giffey. | |
| Insgesamt wurden 140.755 Menschen Opfer von versuchter oder vollendeter | |
| Gewalt, darunter Mord und Totschlag, Körperverletzung, Vergewaltigung und | |
| Stalking. Mehr als 80 Prozent der Betroffenen sind Frauen, bei | |
| Vergewaltigung und sexualisierter Gewalt sind die Opfer sogar zu 98 Prozent | |
| weiblich. Die Dunkelziffer, sagte Giffey, sei zudem weit höher: „Jede | |
| dritte Frau in Deutschland ist mindestens einmal in ihrem Leben von Gewalt | |
| betroffen.“ | |
| Giffey startete am Montag deshalb [2][die Initiative „Stärker als Gewalt“], | |
| die Angebote und Informationen bündelt, um von Gewalt betroffenen Menschen | |
| zu unterstützen und Gewalt zu beenden. 13 Organisationen haben sich dafür | |
| zusammengeschlossen, unter ihnen der Bundesverband Frauenberatungsstellen | |
| und Frauennotrufe, die Zentrale Informationsstelle Autonomer Frauenhäuser | |
| und das Bundesforum Männer. Im Internet und mit Aktionen in verschiedenen | |
| Städten wendet sich die Initiative an betroffene Frauen und Männer, aber | |
| auch an deren Umfeld: „Man kann nicht sagen, Gewalt ist irgendwo dahinten. | |
| Sie ist direkt bei uns“, sagte Giffey. | |
| Der Initiative zur Seite stehen verschiedene Maßnahmen, mit denen die | |
| Bundesregierung die sogenannte Istanbul-Konvention umsetzen will, ein | |
| verpflichtendes Abkommen des Europarats zur Bekämpfung von Gewalt gegen | |
| Mädchen und Frauen. Seit 2018 kommt zum Beispiel ein Runder Tisch aus Bund, | |
| Ländern und Kommunen zusammen, der das Hilfenetz verbessern will. | |
| ## Ausbau der Frauenhausplätze | |
| Ab 2020 stellt das Bundesfamilienministerium zudem vier Jahre lang 30 | |
| Millionen Euro jährlich für den Ausbau von Beratungsstellen und | |
| Frauenhäusern bereit. „Wir haben 7.000 Plätze in Frauenhäusern, wir | |
| bräuchten etwa 20.000“, sagte Giffey. Ein Rechtsanspruch auf einen Platz im | |
| Frauenhaus sei dabei zwar wünschenswert, allerdings „eine Zukunftsaufgabe, | |
| die im Moment noch nicht erfüllt werden kann“. | |
| Unterdessen wandten sich zahlreiche Organisationen gegen Gewalt an Frauen. | |
| „Frauenhass ist kein ‚Kollateralschaden‘ einer noch nicht ganz umgesetzten | |
| Gleichstellung und schon gar kein ‚privates‘ Problem“, so die | |
| Geschäftsführerin des Deutschen Frauenrats, Anja Nordmann. „Er ist das | |
| patriarchale Fundament unsere Gesellschaft. Er ist der Nährboden für die | |
| autoritäre, antidemokratische Selbstermächtigung von Männern, die wir | |
| aktuell weltweit erleben. Der Staat ist in der Pflicht, uns vor dieser | |
| Gefahr zu schützen.“ | |
| Der Frauenrat fordert einen nationalen Aktionsplan, der die | |
| Istanbulkonvention systematisch umsetzt. Zudem müsse die Kategorie | |
| „Geschlecht“ in die polizeiliche Kriminalstatistik zu Hasskriminalität für | |
| politisch motivierte Straftaten aufgenommen werden. | |
| Die Comedienne Caroline Kebekus und UN Women Deutschland riefen zur | |
| [3][Unterzeichnung einer Onlinepetition] gegen häusliche Gewalt auf, die | |
| sich an die Bundesregierung richtet und fordert, Frauen und Kinder vor | |
| Gewalt zu schützen. Die Zahlen zur Gewalt gegen Frauen seien | |
| „schockierend“, so Kebekus: „Frauen und Kinder sind in Lebensgefahr, weil | |
| mehrere tausend Plätze in deutschen Frauenhäusern fehlen.“ Wie die | |
| frauenpolitischen Sprecherinnen der Fraktionen von Grünen und Linken im | |
| Bundestag, Ulle Schauws und Cornelia Möhring, fordert auch Kebekus ein | |
| Recht auf einen Platz im Frauenhaus. | |
| 25 Nov 2019 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Geschlechtsspezifische-Gewalt/!5640442/ | |
| [2] https://staerker-als-gewalt.de/ | |
| [3] https://petition.unwomen.de/haeusliche-gewalt.html | |
| ## AUTOREN | |
| Patricia Hecht | |
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