# taz.de -- Wahlen in Uruguay: Widerstand ist angesagt | |
> Rechnerisch wird die Entscheidung knapp, aber de facto hat sich die | |
> Rechte durchgesetzt. Damit sind die sozialen Errungenschaften in Frage | |
> gestellt. | |
Bild: Luis Lacalle Pou, Präsidentschaftskandidat der konservativen Partido Nac… | |
Uruguay ist nach rechts gerückt. Während sich in Ecuador die Bevölkerung | |
erfolgreich gegen einen verkappten neoliberalen Präsidenten zur Wehr setzt, | |
sich die Menschen in Bolivien gegen den Durchmarsch der extremen Rechten | |
stemmen, in Chile soziale Unruhen die Erosion der allmächtig-neoliberalen | |
Ordnung vorantreiben, in Kolumbien Hunderttausende gegen den rechten | |
Präsidenten protestieren und Argentiniens konservativer Präsident an den | |
Urnen durch einen gemäßigt-linken Präsidenten ausgetauscht wird, stimmt | |
Uruguay – knapp – für den Ruck nach rechts. | |
Rechnerisch ist die Entscheidung so eng, dass zunächst noch kein | |
endgültiges [1][Wahlergebnis der Stichwahl] verkündet werden kann. Aber | |
dass praktisch alle der noch einzupflegenden etwas über 30.000 Stimmen für | |
den Kandidaten des Mitte-Links-Bündnisses Frente Amplio abgegeben wurden, | |
so dass Daniel Martínez doch gewonnen hätte, ist extrem unwahrscheinlich. | |
So ist es eine Frage von Tagen, dass der rechte Kandidat Luis Lacalle Pou | |
zum Sieger der Stichwahl um die Präsidentschaft erklärt wird. | |
Außenpolitisch wird sich dieser Ruck bei Lacalle Pous Amtsantritt im März | |
bemerkbar machen. Mit der neutralen und vermittelnden Haltung, die Uruguay | |
zusammen mit Mexiko gegenüber Venezuela eingenommen hat, ist es dann | |
vorbei. Die Drähte zu den USA werden eine tiefgreifende Erneuerung erfahren | |
und die angeschlagenen rechten Präsidenten der Region werden den neuen | |
Verbündeten in Montevideo als Hoffnungszeichen gegen die Rückkehr des | |
linken Populismus begrüßen, der in Argentinien in Gestalt von Alberto | |
Fernández vor wenigen Wochen zum Präsidenten gewählt wurde und seither | |
versucht die [2][versprengten Reste der linksprogressiven Ära] wieder | |
zusammenzubringen. | |
Unter Uruguays sozialen Basisorganisationen und Gewerkschaftsverbänden | |
könnte Lacalle Pous Triumph jedoch für eine kämpferische Stimmung sorgen. | |
Fünfzehn Jahre Präsidentschaft der Frente Amplio haben viele Initiativen | |
und Vorstöße in diesem breiten Bündnis geschliffen, verzögert oder schlicht | |
verhindert. | |
Gegen einen rechten Präsidenten und seine Allianzen mit Rechtsextremen und | |
Militaristen wird sich im Parlament und vor allem außerparlamentarisch der | |
Widerstand neu formieren und Forderungen stellen. Und er wird die | |
[3][progressiven Errungenschaften der Frente-Zeit verteidigen]. Zukünftig | |
könnte auch Uruguay für unruhige Schlagzeilen sorgen. | |
25 Nov 2019 | |
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## AUTOREN | |
Jürgen Vogt | |
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