Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Ibiza-Affäre vor der Aufklärung: Die Drahtzieher fliegen auf
> Die „SOKO Ibiza“ nimmt drei mutmaßliche Initiatoren des Strache-Videos
> fest. Ihr Motiv war wohl nicht, einen korrupten Politiker zu enttarnen.
Bild: Strache beim Wiener Landgericht
Das undurchsichtige Geflecht von Intrigen hinter dem berüchtigten
[1][Ibiza-Video] steht offenbar vor der Entflechtung. Am Dienstag nahm die
SOKO Ibiza des österreichischen Bundeskriminalamtes drei Personen in Wien
und Salzburg fest. Ihnen werden verschiedene Straftaten in Zusammenhang mit
dem Video vorgeworfen, das im vergangenen Mai zum [2][Rücktritt von
FPÖ-Chef und Vizekanzler Heinz-Christian Strache] geführt und schließlich
die gesamte Bundesregierung zu Fall gebracht hatte.
Strache ist im Video in einer Villa auf der Balearen-Insel Ibiza zu sehen,
wie er einer vermeintlichen russischen Oligarchennichte vollmundig
Staatsaufträge und andere Goodies verspricht, wenn sie ihn durch verdeckte
Parteispenden in die Regierung bringt.
Die Spenden sind nie geflossen weil die angebliche Aljona Makarowa eine
serbische Schauspielerin war, die den Lockvogel spielte. Ihre wahre
Identität ist weiterhin unbekannt. Bekannt sind mittlerweile allerdings die
Drahtzieher, deren volle Namen aus rechtlichen Gründen nicht genannt werden
dürfen. Darunter der Detektiv J.H., der am Dienstag neben der Übersetzerin
V. und ihrem Chef, dem Consulter M., in Haft genommen und verhört wurde.
J.H. ist auf dem Video verpixelt als Begleiter des Lockvogels zu sehen. Er
hat die Begegnung auf Ibiza über Johann Gudenus, den damaligen Wiener
Vizebürgermeister und Strache-Vertrauten, angebahnt. Strache urlaubt
regelmäßig auf der Party-Insel.
Beschuldigt wird auch der Wiener Anwalt M., dem im Zusammenhang mit der
Anbahnung des Videos Urkundenfälschung vorgeworfen wird. Er hatte den
misstrauischen Mittelsmännern von Strache einen gefälschten Pass der
angeblich lettischen Staatsbürgerin Aljona Makarowa gezeigt. Außerdem soll
er Verkaufsgespräche über das Video geführt haben.
## Nur aus schnöder Geldgier
Motiv für das geheim aufgenommene Video, das aus über sieben Stunden
Aufnahmen in verschiedenen Räumlichkeiten der Villa besteht, dürfte nämlich
nicht die lautere Absicht, einen korrupten Rechtspopulisten auffliegen zu
lassen, gewesen sein, sondern schnöde Geldgier. Bisher gibt es keine
Hinweise, dass unbekannte Auftraggeber mit einer anderen Agenda
dahinterstecken könnten.
Ursprünglich hatte man das brisante Bild- und Tondokument, das im Sommer
2017 entstand, für 5 Millionen Euro angeboten. Aber weder Politiker noch
Medien wollten es kaufen. Schließlich landete es – unentgeltlich, wie die
Beteiligten versichern – bei Spiegel und Süddeutscher Zeitung. Nach
sorgfältiger Prüfung auf dessen Echtheit stellten die beiden Medien [3][am
17. Mai ein Best-of] von sieben Minuten online.
Strache, der um seine politische Rehabilitierung bemüht ist, hat seither
viel Zeit und Energie in die Aufdeckung dessen, was er als Politskandal
sieht, investiert. Geholfen hat ihm dabei der Blog EU-Infothek von Gert
Schmidt, der schnell die jetzt im Visier der Ermittler stehenden Personen
als Beteiligte ausgeforscht hatte.
Die sind auf ihren Investitionen von geschätzten 60.000 Euro Minimum sitzen
geblieben und wollten ihr Produkt auch nach dem politischen Erdbeben in
Österreich noch zu Geld machen. Der Detektiv J.H. soll laut an die Medien
geleakten Ermittlungsakten über den Bosnier K. an Strache herangetreten
sein und ihm die nicht veröffentlichten Passagen angeboten haben. Dabei, so
sein Auftrag, sollte er nicht unter 400.000 Euro erlösen. Strache, der sich
von den unbekannten Passagen Entlastung verspricht, soll bereits Sponsoren
gesucht haben, dementiert aber per SMS sowohl das Angebot als auch die
Kaufabsicht.
Im Laufe des Donnerstags muss die Staatsanwaltschaft entscheiden, ob die
Festgenommenen in Untersuchungshaft genommen werden. Voraussetzung ist
Fluchtgefahr, Verdunkelungsgefahr oder Tatbegehungsgefahr.
21 Nov 2019
## LINKS
[1] /Strache-Video/!t5596375/
[2] /Regierungskrise-in-Oesterreich/!5596341
[3] https://www.sueddeutsche.de/politik/strache-fpoe-kronen-zeitung-oesterreich…
## AUTOREN
Ralf Leonhard
## TAGS
Österreich
Heinz-Christian Strache
Strache-Video
Ibiza-Affäre
Österreich
Heinz-Christian Strache
Österreich
Heinz-Christian Strache
Schwerpunkt Pressefreiheit
Kolumne Die Woche
FPÖ
Heinz-Christian Strache
Heinz-Christian Strache
Heinz-Christian Strache
## ARTIKEL ZUM THEMA
Urteil gegen Initiator des Ibiza-Videos: Auffällig intensive Ermittlungen
Julian Hessenthaler, Drahtzieher des Ibiza-Videos, wurde zu einer
Gefängnisstrafe verurteilt. Mit dem Video habe das nichts zu tun, so der
Richter.
Ibiza-Skandal in Österreich: Großes Kino?
Das Video, der 2019 den damaligen Vizekanzler und FPÖ-Chef Heinz-Christian
Strache zu Fall brachte, liegt in voller Länge vor. Das Interesse ist groß.
Rechte in Österreich: Mr. Ibiza bläst zum Angriff
2019 trat der Skandalpolitiker wegen eines Videos zurück. Nun gründet er
eine neue Partei – und will die rot-grüne Regierung in Wien stürzen.
Querelen in der FPÖ: Strache ist raus
Der Wiener Parteivorstand verfügt den Ausschluss. Der Ex-Chef der FPÖ
könnte mit einer neu gegründeten Partei weitermachen.
Ermittlungen wegen Ibiza-Video: Keine Anklage gegen Journalisten
Von der Pressefreiheit gedeckt: Die Staatsanwaltschaft stellt Ermittlungen
wegen der Veröffentlichung der Videos ein, die Österreichs Regierung
kippten.
CDU-Parteitag und das FPÖ-Gold: Eine feine Familie
Nicht öder mit Söder, so geht es Annegret Kramp-Karrenbauer mit ihren
Unions-Männern. Und was macht derweil die Junge Union?
Der Schatz der FPÖ: Der Mythos Gold
Die FPÖ hat offenbar in einer Pension in Osttirol Goldbarren gebunkert –
angeblich, um sich für Tag X zu wappnen. Wieso ausgerechnet Gold?
Nach der Wahl in Österreich: Heinz-Christian Strache am Ende
Der FPÖ-Politiker will in Zukunft keine politischen Funktionen mehr
übernehmen. Seine Partei berät außerdem darüber, ihn auszuschließen.
Buch über „Ibiza-Affäre“: Schampus, Schwarzgeld und FPÖ
Zwei Journalisten der „SZ“ zeichnen in einem Buch die Hintergründe des
skandalösen „Ibiza-Videos“ nach. Strache sieht sich durch den Inhalt
entlastet.
Regierungskrise in Österreich: Straches Sturz
Heimlich aufgenommene Videos führen zum Rücktritt von Österreichs
Vizekanzler. Neuwahlen sind nicht ausgeschlossen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.